Jean de Sponde (1557-1595) nimmt innerhalb der französischen Literatur des Manierismus und des Barock eine Sonderstellung ein. Seine Liebeslyrik wirkt trotz eines Höchstmaßes an Gelehrsamkeit erstaunlich modern. Die Arbeit untersucht Spondes Liebesdichtung unter literarischen und philosophiegeschichtlichen Aspekten und vergleicht sie mit anderen Dichtern der Zeit. Spondes Bildwelt ist Ausdruck einer radikalen Perspektivität des Denkens: Das in einer Zeit der Krise um Konsolidierung seiner selbst bemühte Ich gestaltet sein Weltbild nach eigenen, höchst persönlichen Vorstellungen. Die Lyrik wird so zum Ort eines existentialen und moralphilosophischen Weltentwurfs, der in neostoischen (und teilweise neuplatonisch-hermetischen) Mustern verhandelt wird. Damit überwindet Sponde den zeitgenössischen Petrarkismus und begründet eine eigenständige Form philosophischer Dichtung.