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Wir durchleben eine Zeit manisch anmutenden Agierens, das sich in vielen gesellschaftlichen Bereichen zeigt. Das wird symptomatisch an der Aufmerksamkeit deutlich, die eine besorgte Öffentlichkeit dem hyperkinetischen Syndrom schenkt, das, wenn wir den Eltern und Lehrern Glauben schenken dürfen, unter den Kindern und Jugendlichen eine Verbreitung epidemischen Ausmaßes gefunden hat. Die naheliegende Vermutung, daß das hyperkinetische Verhalten in den meisten Fällen die Abwehr einer Depression darstellt, hat sich in der kinderanalytischen Praxis bestätigt, wobei es sich nicht selten um die…mehr

Produktbeschreibung
Wir durchleben eine Zeit manisch anmutenden Agierens, das sich in vielen gesellschaftlichen Bereichen zeigt. Das wird symptomatisch an der Aufmerksamkeit deutlich, die eine besorgte Öffentlichkeit dem hyperkinetischen Syndrom schenkt, das, wenn wir den Eltern und Lehrern Glauben schenken dürfen, unter den Kindern und Jugendlichen eine Verbreitung epidemischen Ausmaßes gefunden hat. Die naheliegende Vermutung, daß das hyperkinetische Verhalten in den meisten Fällen die Abwehr einer Depression darstellt, hat sich in der kinderanalytischen Praxis bestätigt, wobei es sich nicht selten um die Abwehr einer Depression der Eltern handelt, die von den Kindern auf dem Wege früher Introjektionen oder späterer Identifizierungen aufgenommen worden ist. Man könnte in Anlehnung an Freud von diesen Kindern sagen, daß sie den "Schatten des Objekts" in sich aufgenommen haben. Vielleicht trifft das auch schon für die Eltern dieser Kinder zu.Läßt sich aus diesen Beispielen schließen, daß das manische Agieren unserer Gegenwart generell der Abwehr einer depressiven Befindlichkeit dient? Die erschöpfende und oft lärmende Wendung nach Außen (Flucht in die Aktivität) würde dann ein diffuses Unbehagen verdecken, das schwer zu greifen ist.
Um welche libidinöse Disposition handelt es sich dabei? Sie scheint sich nicht ganz in Freuds Konzept von Trauer und Melancholie zu fügen. Die charakteristischen Züge der Melancholie: ausgeprägte Ambivalenz, Oralität, gesteigerter Narzißmus, starkes Schuldgefühl und aggressive Tendenzen sind hier auch anzutreffen, sie erscheinen in der analytischen Erfahrung zunächst weniger konturiert, bleiben lange Zeit eher latent, statt sich eindrücklich zu manifestieren. Die analytische Situation wird dann als bedrohlich empfunden, der Widerstand macht sich nicht in der Analyse bemerkbar, sondern richtet sich gegen die analytische Arbeit selbst. Diese Situation stellt die Psychoanalyse vor neue Fragen. Ihnen gehen die Autoren im 5. Band des Jahrbuchs für klinische Psychoanalyse nach.