Die Lektüre des Buches ist eine ziemliche Qual. Kluge Zitate vermischen sich mit Halbwahrheiten, dummen Angriffen auf die Psychiatrie und Allgemeinplätzen und anmaßenden Werturteilen: zu viel gequirlter Unsinn. Auf jeder zweiten Seite ist irgendetwas tief oder tiefgründig oder im "Tiefgang" (5).
Eine unverhohlene Ablehnung der Psychiatrie in Praxis und Theorie durfte man zwar bei einem Buch aus…mehrDie Lektüre des Buches ist eine ziemliche Qual. Kluge Zitate vermischen sich mit Halbwahrheiten, dummen Angriffen auf die Psychiatrie und Allgemeinplätzen und anmaßenden Werturteilen: zu viel gequirlter Unsinn. Auf jeder zweiten Seite ist irgendetwas tief oder tiefgründig oder im "Tiefgang" (5). Eine unverhohlene Ablehnung der Psychiatrie in Praxis und Theorie durfte man zwar bei einem Buch aus der »Peter Lehmann Publishing«-Reihe schon vermuten; aber dass Unwahres oder längst überholte Forschung kolportiert wird, macht einen durchaus wütend. Schlimm ist aber, dass der Autor in Umkehrung der vermeintlichen Sichtweise durch die Psychologen den Melancholiker zum besseren Menschen stilisiert, der heimkehrt in die "stille Mitte" und "hin in die stille Heimat des eigenen Seins" (26); der wunderbare Charaktereigenschaft(en) hat, "voll von In-die-Tiefe-Gehen, stiller Leidenschaft und Kreativität (27). Das wirkt gelegentlich wie Satire und dient kaum der Selbstvergewissserung der melancholischen Persönlichkeit und erst recht nicht dem, der professionell mit melancholischen und depressiven Menschen zu tun hat.