Diese Erfahrungsweise ist eine dezidiert geschichtliche, wie dies auch im Begriff der "kinetischen Typologie" zum Ausdruck kommt. Das gilt in gleichem Maße für die situationspsychologische Pathogenetik, die sich als eine Erfahrung der Geschichtlichkeit des in die psychotische Abwandlung einmündenden Lebensweges nicht mit dem indukti ven Verfahren der Naturwissenschaften zur Wissenschaft erheben läßt. Akzentuiert wird diese Geschichtlichkeit nicht zuletzt in dem an den Anfang des Buches gestellten problemgeschichtlichen Kapitel. Dagegen hebt sich die empiristische Erfahrungsweise durch ihre eine entscheidende Wesensbestimmung des Menschseins verfehlende extreme Ungeschichtlichkeit ab. Diese Gegenüberstellung statuiert freilich nicht nur ein Exempel für den Allein Anspruch des Empirismus auf die Kybernetes-(d. h. Steuermanns-)rolle in der Psychia trie. Ignoriert wird. V. v. Weizsäckers Einsicht: "Um Lebendes zu erforschen, muß man sich am Leben beteiligen" (S. V); denn in der Sphäre des Empirismus findet sich der alleinige Anspruch auf Wissenschaftlichkeit des Erkennens gebunden an das "Diagnosti zieren" durch Instrumente, das "Therapieren" durch Psychopharmaka; das Prognostizie ren" vermittels kybernetischer Methoden, die Befunderhebung durch Test-Batterien: kurzum, das Qualifizieren durch Quantifizieren. Dergestalt ist das Sensorium des forschenden Psychiaters gebunden an LaCKEs Thesis "Nihil est in intellectu, quod non fuerit in sensu"; keinesfalls aber untersteht es LEmNIZens sieghafter Ergänzung: "Nisi intellectus ipse". Es hat seine erschließende Erfahrungsmacht an anonyme Apparate und Institutionen abgetreten. Nirgends ist der Ruf nach Anti-Autoritärem so autoritär befolgt worden.
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