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With unparalleled historical and critical perspective, Delbanco gives us a commanding biography and a riveting potrait of a nation.

Produktbeschreibung
With unparalleled historical and critical perspective, Delbanco gives us a commanding biography and a riveting potrait of a nation.
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Autorenporträt
Andrew Delbanco is the Julian Clarence Levi Professor in the Humanities and Director of American Studies at Columbia University. He is the author of many books on American Literature and his essays appear regularly in The New York Review of Books, The New York Times Book Review and other journals.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Protokollant der babylonischen Moderne

Der Weg zu Kapitän Ahab führte über Frankenstein: Nicht Fakten, sondern kluge Verknüpfungen zeichnen die neue Melville-Biographie von Andrew Delbanco aus.

Zu Lebzeiten vergessen, wurde Herman Melville zum archetypischen amerikanischen Autor des zwanzigsten Jahrhunderts - und "Moby Dick" das Großwerk, in dem sich eine optimistische Zivilisation mit Auserwähltheitsanspruch dunkel spiegeln konnte. Wie ein Wal das Plankton saugte der Roman mit weit geöffnetem Maul Bedeutungen ein. So ist es bis heute: Ob Bin Ladins Hass auf Amerika oder George W. Bushs Kampf gegen die "Achse des Bösen", "Moby Dick" liefert die mythische Überhöhung des laufenden Irrsinns. Erst die Moderne öffnete die Augen für Melvilles avancierte Erzähltechniken und seine zukunftsweisenden Themen wie das "Mysterium der Ungerechtigkeit". "Das Böse", heißt es in "Mardi", sei "die chronische Krankheit des Universums; wird ihm an einer Stelle Einhalt geboten, bricht es an einer anderen aus." Das traf den Nerv einer Zeit, die nach Erklärungen suchte für den Schrecken, der über sie gekommen war.

Wer war der Autor, der so rätselhaft moderne Gestalten schuf wie den Schreiber Bartleby, der nicht länger ein menschliches Kopiergerät sein möchte? Melvilles Alltagsleben ist mangels Zeugnissen für den Biographen kaum zu rekonstruieren. Prägende Erfahrungen lassen sich aber durchaus bestimmen. Dazu gehört, dass Vater Allan Melville über seine Verhältnisse lebte und die Kunst beherrschte, den ökonomischen Abstieg der Familie zu kaschieren. Am Ende aber war der glücklose Importkaufmann und Erzeuger von acht Kindern bankrott - ein Bild der Entwürdigung und das Ende von Hermans Kindheit. Frühzeitig wurde ihm das Bewusstsein der Vergeblichkeit aller Bemühungen eingeimpft; Geldsorgen blieben ein Leitmotiv seines Lebens. Dass er früh zur See drängte, war nicht nur jugendliche Abenteuerlust, sondern auch Flucht vor den Bedrückungen und der erstickenden häuslichen Enge.

Dergleichen kann man also wissen. Und was man überhaupt über Melville weiß, steht in Hershel Parkers monumentaler Biographie in zwei Bänden. Andrew Delbanco dagegen will nicht mit Neuigkeiten über den Privatmann Melville aufwarten, sondern Zusammenhänge herstellen. Das gelingt ihm ausgezeichnet. Seine Biographie ist ein großes Buch der Kontexte. Leben, Werk, Geschichte und Politik der Vereinigten Staaten im neunzehnten Jahrhundert, aber auch die Anregungen und Quellen, aus denen sich Melvilles Schreiben nährte, und die Voraussetzungen des Literaturbetriebs - all das wird so zusammengeführt, dass die Funken des Erkenntnisgewinns überspringen.

Dass Melville Turners Seegemälde für die besten hielt, konnte man ja ahnen. Aber dass eine Spur von Dr. Frankenstein zu Ahab verläuft, ist ebenso überraschend wie plausibel. Gerade dem europäischen Leser vermittelt Delbanco spannende amerikanische Geistes- und Kulturgeschichte. Der Jahrhundertkonflikt um die Sklaverei wird eindringlich vergegenwärtigt; auch in Melvilles Werken ist er vielfach präsent, bis hin zur meisterhaften Novelle "Benito Cereno", die Delbanco einer mitreißenden Lektüre unterzieht. Faszinierend auch die Kapitel über die schwierige Abnabelung der literarischen Szene vom englischen Mutterland. Nach wie vor druckten amerikanische Verleger am liebsten britische Titel, für die sie keine Autorenhonorare zahlten. Urheberrecht war Zukunftsmusik.

Als Melville im Jahre 1819 geboren wurde, war der Rhythmus des amerikanischen Lebens noch beschaulich. In seinen späteren Jahren lebte er im Brennpunkt der Moderne, im "babylonischen Ziegelofen" der rasend expandierenden Welthauptstadt New York, deren Atmosphäre Delbanco in glänzenden Passagen zum Leben erweckt. Dadurch ergeben sich ungewohnte Perspektiven auf die Werke. Ist "Moby-Dick" am Ende gar ein Großstadtroman? Gewiss nicht im Vordergründig-Stofflichen. Aber "das Prasseln der Bilder" habe den "Pulsschlag der Stadt". Melvilles verschachtelte, in immer neue Seitentriebe ausbrechende Prosa, ihr wuchernder Eklektizismus und ihre ekstatischen Kadenzen sind gleichsam strukturelles New York. Auch das Melville-Grundgefühl der Einsamkeit mitten im geschäftigen Treiben ist eine Metropolenerfahrung. In seinen Reisebüchern inszeniert er sich als neugieriger Flaneur, dessen Boulevards nicht durch Großstädte, sondern durch den tropischen Dschungel führen. Dabei geht er weder dem Mythos vom edlen Wilden noch der missionarischen Überheblichkeit der angelsächsischen Zivilisation auf den Leim.

Melvilles Ehe wurde oft als Desaster beschrieben. Delbanco aber will nicht ausschließen, dass sie ein gelungenes Zweckbündnis mit spätem Harmoniezuwachs war. So viel ist gewiss: Für einen Mann, der die Wonnen der Südsee-Paradiese erlebt hatte, konnte die Ehe nur die zweitbeste Lösung sein. Er bekam nun das mitunter harte Brot des Familienalltags zu schmecken - mit einer Frau, die so rein gar nichts Tahitianisches hatte, nach den herben Fotoeindrücken zu urteilen. Geistvoll war sie allerdings, wie ein Brief an eine Verwandte verrät, wo sie hinreißend die Bibel parodiert. Nur ein einziger Brief Melvilles an die "liebste Lizzie" ist erhalten. So ist man auf Mutmaßungen angewiesen, und das gilt noch mehr für die homosexuellen Erfahrungen, die dem Erfinder des schönen Billy Budd in den letzten Jahrzehnten mit wachsender Vehemenz zugeschrieben wurden.

Delbanco bleibt diskret und spinnt keinen biographischen Roman zurecht, wo die Fakten fehlen. Er will Melville nicht psychoanalysieren. Trotzdem versteht er ihn als Autor des Unbewussten. Er beruft sich dabei auf die Bemerkung von D.H. Lawrence, wonach Melville "aus einer Art Traum-Ich heraus geschrieben" habe. Sein Schreibprozess hebe die "innere Zensur" auf und tendiere zum Bewusstseinsstrom. Die eruptive Produktivität, mit der er in wenigen Jahren den größten Teil seines Werks herausschleuderte, stützt diese These vom "Fließen des Ausdrucks". Melville war kein literarischer Feinmechaniker, sondern ein Mann, der vom Ansturm der Sätze mitgerissen wurde: "Gebt mir eine Kondorfeder! Den Krater des Vesuv als Tintenfass!" Auf der Pequod verursachte der Schnellschreiber unzulässiges Gedränge. Anfangs heißt es, das Schiff habe dreißig Mann Besatzung; dann aber entwickelt der Autor im Schreibrausch vierundvierzig unterscheidbare Charaktere; von der Schar namenloser Matrosen ganz abgesehen.

Melville ist wie seine Helden Ahab und Pierre ein metaphysisch Suchender, der die "Pappenmaske" der Erscheinungen durchdringen will - auch wenn dahinter das Nichts lauert. In seinem späten, den Feierabenden des Zollinspektors abgerungenen Epos "Clarel" geht es um eine Pilgerreise ins Heilige Land. Aber dabei sammeln sich vor allem unfromme, desillusionierende Eindrücke; suggestive Bilder von Verfall und trostlosen Steinwüsten. Es ist die postreligiöse Landschaft eines verschwundenen Gottes. Schwere Schicksalsschläge trafen Melville im Alter, allen voran der frühe Tod seiner beiden Söhne durch Selbstmord und Krankheit. Ob er darüber zum Misanthropen und Griesgram wurde - selbst das ist ungewiss. Zwar wollten sich manche später an einen verbitterten alten Mann erinnern; für andere dagegen strahlte er "Großmut und Freundlichkeit" aus.

Dem Freund Nathaniel Hawthorne machte Melville ein Jahr nach der ersten Begegnung den Vorschlag, sie sollten gemeinsam "ein tiefes Loch buddeln und sämtliche Trübsinnsteufel begraben". So leicht war die Depression aber nicht wegzuschaufeln. "Hätte ich in diesem Jahrhundert die Evangelien geschrieben, so würde ich doch in der Gosse sterben", schrieb er 1851 an den Freund. Da war "Moby Dick" gerade am Publikum vorbeigeschwommen. Beim nächsten Roman "Pierre" wurde der Autor von der Kritik für verrückt erklärt. Dass er fortan zwanzig Jahre als unbekannte Größe zum Zolldienst antreten musste, gehört zu den großen Schriftstellerverkanntheitsmythen. "Clarel" erschien in einer Auflage von 350 Exemplaren; zwei Drittel davon wurden eingestampft. Sein letzter Gedichtband brachte es dann nur noch auf eine Privatausgabe von fünfundzwanzig Stück. "Billy Budd" blieb lange wohlverwahrt in einem Blechkasten und erblickte erst 1924 das Licht der respektvoll staunenden literarischen Öffentlichkeit.

WOLFGANG SCHNEIDER

Andrew Delbanco: "Melville". Biographie. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Werner Schmitz. Hanser Verlag, München 2007. 470 S., geb., 34,90 [Euro].

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