Im November 2011 überzog der Polizist John Pike auf einem kalifornischen Campus Studenten mit Pfefferspray, die dort im Rahmen von Occupy Wall Street friedlich demonstrierten. Wenige Tage später kursierten unzählige Varianten der Aufnahmen des Vorfalls im Netz: Pike auf Munchs "Der Schrei", im Situation Room mit Präsident Barack Obama oder im Ring mit Sonny Liston und Muhammad Ali. Aus Sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter sind variierende Kopien von Fotos oder Filmen wie der "Pfefferspray-Cop" kaum noch wegzudenken. Die israelische Kulturwissenschaftlerin Limor Shifman hat nun das erste Buch über solche "Meme" geschrieben. Sie spürt ihren Ursprüngen nach, grenzt sie von anderen Phänomenen ab und zeigt, wie solche Erzeugnisse kulturelle Grenzen überwinden und wie sie für eine Globalisierung von unten genutzt werden können.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Was ist ein Mem und was lässt sich damit anfangen? Felix Stephan weiß mehr darüber nach der Lektüre dieses Buches der israelischen Kulturwissenschaftlerin Limor Shifman. Die Autorin unternimmt darin den Versuch einer Definition und erklärt, dass mit diesen "Einheiten kultureller Information" einerseits Gegenöffentlichkeit geschaffen werden kann, andererseits aber auch bloß Toilettenwitze. Interessant erscheint Stephan, was die Autorin über die Meme brechende Macht der Mächtigen schreibt. Auch Meme nämlich, erfährt der Rezensent, lassen sich prima per Merchandising in die Verwertungsgesellschaft integrieren.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Man wünscht sich mehr Monografien, die Vorbehaltslosigkeit gegenüber digitaler Netzkultur in dergestalt profunde wissenschaftliche Methode zu überführen vermögen.« Carlo Thielmann Medienwissenschaft