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Die Botschaft Jesu will froh und befreiend sein. Doch nur wenige Menschen empfinden sie heute noch so. Viele halten die kirchliche Verkündigung für bedrückend und theologische Bücher für weltfremd. Das heutige Erscheinungsbild des Christentums muss transformiert werden, damit es Sinn, Hoffnung und Freiheit vermitteln kann. Gotthold Hasenhüttls grundlegendes Werk versteht sich als Anstoß zum Neubeginn. Es will verkrustete Dogmen, Verbiegungen, Missbrauch und Herrschaftsansprüche im christlichen Glauben aufzeigen und die Sicht auf ein befreites Dasein erschließen. Ohne Denkverbote entwirft der…mehr

Produktbeschreibung
Die Botschaft Jesu will froh und befreiend sein. Doch nur wenige Menschen empfinden sie heute noch so. Viele halten die kirchliche Verkündigung für bedrückend und theologische Bücher für weltfremd. Das heutige Erscheinungsbild des Christentums muss transformiert werden, damit es Sinn, Hoffnung und Freiheit vermitteln kann. Gotthold Hasenhüttls grundlegendes Werk versteht sich als Anstoß zum Neubeginn. Es will verkrustete Dogmen, Verbiegungen, Missbrauch und Herrschaftsansprüche im christlichen Glauben aufzeigen und die Sicht auf ein befreites Dasein erschließen. Ohne Denkverbote entwirft der Autor eine neue theologische Perspektive, die dogmatischen Ballast abwirft und so das entscheidende Anliegen der christlichen Botschaft wieder neu hervortreten lässt. 60 Jahre nach Rudolf Bultmanns Entmythologisierung der Bibel legt Gotthold Hasenhüttl eine Entmythologisierung der Dogmatik vor: ein neues Standardwerk!
Autorenporträt
Gotthold Hasenhüttl, geb. 1933, ist ein ehemaliger römisch-katholischer Priester, Theologe und Kirchenkritiker. Hasenhüttl war von 1974 bis 2002 Professor für Systematische Theologie. Er setzt sich für die Interkommunion, d.h. die gemeinsame Abendmahlsfeier von Christen unterschiedlicher Konfessionen, sowie für die Aufhebung des Zölibats ein. Seine Kritik an der römischen Kirche führte dazu, dass er 2003 als Priester suspendiert wurde. 2006 entzog man ihm die Lehrerlaubnis als Hochschullehrer. 2010 trat Hasenhüttl formell aus der römisch-katholischen Kirche aus.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.2001

Religionslehrer, kommst du nach Saarbrücken
Der Mythos ist tot, es lebe der Mythos: Gotthold Hasenhüttl lehrt den Ausverkauf des Christentums

Gotthold Hasenhüttl ist seit 1974 Professor für katholische Dogmatik in Saarbrücken. Als 1963 - damals war er gerade dreißig Jahre alt - seine Dissertation "Der Glaubensvollzug" erschien, war das wie ein Hauch ökumenischen Frühlings. Der berühmte Marburger Protestant Rudolf Bultmann hatte zu dieser römischen Dissertation ein Vorwort geschrieben, in dem er fast vollständige Einheit in den Auffassungen über den Glauben bescheinigte. Wenn man in der zentralen Frage des Glaubens schon so nahe beieinander war, dann schien die Einheit der Christen zum Greifen nahe. Nur daß alles, aber auch alles so glatt aufging, das habe ich in meinem damaligen Exemplar mit ein paar Fragezeichen am Rand vermerkt.

Nun sind fast vierzig Jahre vergangen. Die Hermeneutik Bultmanns bestimmt noch immer die deutsche Szene, auch die katholische - wenn auch durch das Lebenswerk des katholischen Altmeisters Rudolf Schnackenburg gefiltert und schaumgebremst, aber zum Beispiel in seinen Schülern Joachim Gnilka und Hans-Josef Klauck so noch direkt zugänglich. Immerhin hatte Bultmann auch Schnackenburgs Kommentar zu den Johannesbriefen stürmisch begrüßt. Hasenhüttl ist nun in jeder erdenklichen Hinsicht bei Bultmann geblieben. Sein Lebenswerk besteht darin, den Ansatz der Entmythologisierung ohne Abstriche auf die katholische Dogmatik anzuwenden. Was dabei dann herausgekommen ist, kann man schon auf dem Titelblatt seiner zweibändigen Dogmatik erkennen: ein "Glaube ohne Mythos". Sinnigerweise hat der Verlag diesen zum Frösteln anregenden Titel mit einem stark mythischen Cover-Bild unterlegt: eine in rotem Gewölk unter- oder aufgehende Sonne. Der Mythos ist tot, es lebe der Mythos? Ob der grundlegende Mangel des gelehrten Werkes darin besteht, die mythische Struktur des eigenen Ansatzes verkannt zu haben? Dann müßte das Buch wohl heißen: ",Katholischer Glaube im Mythos der Marburger Schule".

Schluß mit dem Gebets-Getue!

Der Autor pflegt einen "erfahrungsbetonten" Ansatz. Das heißt: Der Maßstab für alles ist eine sinnvolle menschliche Existenz und eigentlich deren dialogische Struktur. Daher geht es bei Offenbarung und Wahrheit nicht um bestimmte Inhalte, sondern eigentlich nur darum, daß man "im Gespräch bleibt", theologischer Genscherismus, wenn man so will. Daß dabei alle liebgewordenen Konkretionen der Bibel und des kirchlichen Lebens auf ein "veraltetes Weltbild" geschoben werden, war zu erwarten. Der staunende Leser erfährt: "Wenn Jesus nie gelebt hätte", würde sich nichts ändern. An der historischen Existenz Jesu liegt vielmehr gar nichts. "Was wirklich historisch an Jesu Leben und Lehre ist, interessiert letztlich nicht." Denn nur wenn Glaube Heldenverehrung wäre, könnte das historische Faktum für ihn konstitutiv sein. Darum gehe es vielmehr: Befreiung von fixierter Lehre und von jeder Art göttlicher und kirchlicher Autorität.

Wenn es konkret wird, dann sind die Ereignisse der Evangelien schlicht nicht gewesen: Jesus hat kein Abendmahl gefeiert, er hat keine Kirche gegründet, ja Religion ist für ihn bedeutungslos. Denn nirgendwo heißt es im Neuen Testament: "Seid religiös!" Vom Gebet sagt der Autor: Gott oder Jesus ist kein Gegenüber. Deshalb ist Beten nicht mehr und nicht weniger als "Leben im Bereich Gottes". Im Gegensatz zu Bultmann, von dem glaubwürdig überliefert wird, er habe sich an die Sitte des Tischgebets gehalten, ist Hasenhüttl konsequent: traditionelles Beten wäre ein mythologisches Getue. Gebet dagegen als Lebensvollzug, das ist auf besondere Weise alles und gar nichts. Was Gott anbelangt, so sieht es bei Hasenhüttl nicht günstiger aus: Gott ist das (!) Gute und Mächtige, das den Menschen über sich hinaushebt. Wo und wann geschieht das? Antwort: Gott ist ein Ereignis. Er ist weder Gegenüber noch Begründung einer Beziehung, sondern Beziehung selbst. In der Beziehung zum geringsten Menschen ist Gott offenbar. Gottes Wirklichkeit geht darin auf, Bestimmung des Menschseins zu sein.

Und schließlich Auferstehung: Natürlich ist sie nach Hasenhüttl kein historisches Ereignis, nur ein Bild für die Gesinnungsänderung der Jünger. Sie haben sich umorientiert. Leeres Grab? Alles junge Texte! Künftige Auferstehung der Toten? Keine verklärten Menschen, sondern die "Einheit von Sein und Haben" in der Menschheit, vielleicht "Verbesserung der Verhältnisse". Nach der Jungfräulichkeit Mariens fragen wir lieber gar nicht erst. Sie besagt nur etwas über die "ganzheitliche Bedeutung dieses Kindes für mich". Die Wiederkunft Christi wird natürlich auch ausfallen. An dieser Stelle entmythologisiert Hasenhüttl die Vorstellung vom Weltende so: Der Selbstvollzug des Menschen sei niemals "Mache" des Menschen, sondern Geschenk. Wiederholt wird behauptet, geweihte Priester gebe es erst seit dem fünften Jahrhundert. Und wie ist das mit der Handauflegung gegenüber Presbytern nach 1. Timotheus 5,22?

Alles dieses ist keineswegs neu. Aber wer fürderhin behauptet, in der katholischen Kirche herrsche irgendeine Art von Glaubenszwang oder Bindung an das Lehramt, der wird sich nach der Lektüre dieser beiden freigeistigen Bände die Augen reiben. Es ist wahr: Ohne jede Beanstandung bildet dieser Dogmatiker seit dreißig Jahren katholische Religionslehrer aus. Jede denunziatorische Absicht liegt mir fern. Schließlich kann jedermann diese Bücher lesen. Ich frage mich nur, wie so etwas - historisch gesehen - werden konnte und welche Folgen es hatte und hat. Die eine Voraussetzung ist, daß hier der Dogmatiker Ergebnisse der liberalen protestantischen Exegese blindlings als das Wort Gottes selbst übernimmt und - anders als bei den Aussagen der eigenen Kirche - nicht den leisesten Versuch der kritischen Durchdringung unternimmt. Er glaubt einfach, der Evangelist Johannes habe keinerlei Interesse am historischen Jesus. Weshalb dieser wohl dann ein Evangelium geschrieben hat? Hasenhüttl deutet die Theorie Wredes über das Messiasgeheimnis, als wäre es die Wahrheit selbst: Erst nach seinem Tod sei Jesus als Messias verstehbar gewesen. Und er glaubt einfach, für das Johannes-Evangelium sei Kreuzigung gleich Auferstehung, weil er die neuere Diskussion zum Thema "Erhöhung" (nur die Kreuzigung!) nach Bultmann nicht gelesen hat. Er glaubt einfach, die Berichte über das leere Grab seien insgesamt spät, ohne Argumente zu nennen und ohne zu beachten, daß in den vier Evangelien die Passionsgeschichten alle sehr alt sind, und daß das Fehlen des leeren Grabes bei Paulus nichts besagt. Schließlich zitiert Paulus auch das Vaterunser nicht. Zum anderen zeigt Hasenhüttl ein Verständnis vom Wert der Historie, das schon der Bultmann-Schüler Günter Bornkamm in Heidelberg (nebst Schülern) seit 1948 sukzessive überwunden hat. Er übersieht, daß eine solche Mißachtung der Historie bei Bultmann selbst dogmatische und philosophische Gründe hatte, jedenfalls nicht exegetische.

Wo geht's hier zur Verkrustung?

Wer bei den biblischen Berichten so mit der Historie umgeht, muß es beim Kirchenverständnis büßen. Statt Kirche kennt Hasenhüttl nur die herrschaftsfreie Liebesbeziehung. Solche Theorien vom Ende des neunzehnten Jahrhunderts (Rudolf Sohm) mögen heute in Saarbrücken, weitab vom Schuß, noch vor sich hin gedeihen, doch schon etwas weiter östlich, zum Beispiel in Mainz, würde man den Autor hier Mores lehren. Nicht das ist ärgerlich, daß hier ein veralteter hermeneutischer Ansatz mit modischer antikirchlicher innerkatholischer Polemik gewürzt wird ("Verkrustungen", "kirchlicher Mißbrauch", "Ballast dogmatischer Mythenbildung"), sondern vor allem dieses: In letzter Konsequenz ist Christentum hier eine vernunftgeleitete Humanität geworden. Der Autor hat ganz recht: Dazu brauche ich keinen biblischen Gott, keine Auferstehung, kein Gebet und keine Kirche. Die Selbstbanalisierung des Christentums hat ihre Talsohne erreicht.

Ich möchte angesichts dieses Werkes und seiner Thesen nur wiederholen, was ich für die deutsche Szene katholischer Universitätstheologie insgesamt meine: In der Theologie stimmt das meiste nicht. So kann man im Rückblick sagen: Der Kontakt katholischer Theologie mit der liberalen Exegese und Hermeneutik war notwendig und lehrreich. Doch er führte zu einer völlig unkritischen Übernahme der Ergebnisse und damit zu einem tendenziellen Ausverkauf. So konnte Kircheneinheit nicht gelingen. Viel stärker hätte es einer niveauvollen grundsätzlichen Kritik und eines entsprechenden Selbstbewußtseins bedurft. Genuin katholische Kategorien wie Mystik und Geschichte (meinetwegen selbst noch nach dem Verständnis Reinhold Schneiders) wurden einfach untergepflügt. Das Ende waren die schleichende Protestantisierung der katholischen Kirche und ein ökumenischer Scherbenhaufen, denn auf Dauer paßt eben liberaler Protestantismus nicht so einfach zum katholischen Erbe. Und zur Bibel schon gar nicht. Man kann nur auf eine kommende Generation hoffen, die Dialog nicht mit geistiger Selbstentleerung verwechselt.

KLAUS BERGER

Gotthold Hasenhüttl: "Glaube ohne Mythos". Band 1: Offenbarung, Jesus Christus, Gott. Band 2: Mensch, Glaubensgemeinschaft, Symbolhandlungen, Zukunft. Schriften der internationalen Paulusgesellschaft. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 2001. 804 u. 808 S., geb., je Band 77,80 DM, zusammen 136,- DM.

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