Das erste Mensch-Tier-Wesen ist in England hergestellt worden. In die entkernte Eizelle einer Kuh wurde der Zellkern einer menschlichen Zelle implantiert. Das auf diese Weise nach der Dolly-Methode geklonte Wesen lebte drei Tage. Es ist ein geklonter Hybrid und enthält in jeder Zelle ein gemischtes Genom aus menschlichen und tierischen Genen. Damit ist erstmals in der Geschichte die Speziesgrenze zwischen Mensch und Tier überschritten worden. Womöglich kann man auch tierische Eizellen mit menschlichem Samen befruchten oder menschliche Eizellen mit tierischem. All dies dient der Gewinnung embryonaler Stammzellen. Neben diesen Hybriden, die in jeder Zelle ein Mischgenom tragen, gibt es auch Chimären. Dies sind Lebewesen, die Zellen eines anderen Lebewesens in sich tragen. Man kann Schafembryonen menschliche Zellen implantieren und die geborenen Schafe enthalten dann zwanzig Prozent menschliche Zellen. Womöglich können Sie auch menschliche Spermien und Eizellen produzieren. Man kannAffenembryonen menschliche Gehirnzellen implantieren. Können diese Affen dann besser denken und womöglich für militärische Zwecke eingesetzt werden? Hühnern hat man schon Zellen von Wachteln implantiert und die Hühner übernahmen die Bewegungen der Wachteln. Die Implantation von fremden Zellen funktioniert bei Embryonen besonders gut, da diese noch kein Immunsystem haben, das die Zellen abstossen könnte. Wohin wird die Entwicklung gehen? Werden Tiere bald menschliche Organe aus-tragen? Können Affen mittels Zelltransplantation von menschlichen Ge-hirn-zellen bald zu Soldaten ausgebildet werden? Wird man Menschen tierische Zellen und Tieren menschliche Zellen implantieren? Wieviel Tier verträgt der Mensch und wieviel Mensch verträgt das Tier? Das sind die Fragen der Zukunft. Wie kaum ein anderer vermag Matthias Beck als Mediziner und Theologe die ethischen Probleme eines Fachbereichs zu analysieren, der buchstäblich an Grenzen heranreicht.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Für Michael Pawlik enthält Matthias Becks "ontologische Argumentation" um die Recht- beziehungsweise Unrechtmäßigkeit der Vernichtung menschlicher Embryonen zwar Fehler, seine ethischen Schlussfolgerungen aber will er trotzdem gelten lassen. So findet der Rezensent die ontologische Unterscheidung, die der Wiener Theologe und Mediziner zwischen ANT-Klonen (menschliche, allerdings nur mit halbem Chromosomensatz ausgestatteten Zellkerne, die man entkernten Kuhzellen zur Stammzellenerzeugung eingepflanzt hat) und Parthenoten (spezielle für die Stimulation weiblicher Eizellen entwickelte Wesen) nicht plausibel. Wenn man die Ausführungen allerdings nicht als "Beitrag zu einer Ontologie der neuen Lebensformen", sondern als "ethische Reflexion" liest, können sie überzeugen, findet Pawlik. Deshalb geht die Klugheit des Buches in seinen Augen auch über die des "ohnehin schon beeindruckend klugen" Autors hinaus, wie er lobt. Diese Einschätzung verwundert insofern ein wenig, als dass der Untertitel selbst nachdrücklich die ethische und nicht die ontologische Dimension des Themas in den Vordergrund stellt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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