Dieses Buch ordnet Sigmund Freud, Alfred Adler und Wilhelm Reich, drei herausragende Repräsentanten der frühen Tiefenpsychologie, im zeitgenössischen politischen Umfeld ein. Denn nicht nur in ihrer Lehre wichen sie - bis hin zu persönlichen Anfeindungen - erheblich voneinander ab; auch politisch pflegten sie überaus gegensätzliche Standpunkte. Politik wird hier nach drei Richtungen hin verstanden und abgehandelt: Einmal als Beteiligung am politischen Geschehen, respektive als explizite Äußerungen; sodann als implizite Annahmen zu gesellschafts- und kulturpolitischen Fragen; schließlich als zeitgenössische Rahmenbedingungen, die so unterschiedliche Themen wie die Kultur des Fin de Siecle, das (bürgerliche) Verständnis von Sexualität und der Stellung der Geschlechter, die Demokratieentwicklung oder das Aufkommen des modernen Antisemitismus mit einschließen. Die manifesten politischen Haltungen und Handlungen sowie die politisch relevanten Denkansätze werden einerseits durch einen biographischen Zugang, andererseits durch eine vergleichende Analyse herausgestellt, welche auch die wechselhafte Rezeptionsgeschichte der Tiefenpsychologie berücksichtigt.