Im Forschungszusammenhang zur historischen Philosophischen Anthropologie (Scheler, Plessner, Gehlen, Portmann, Blumenberg u.a.) fehlt es kurioserweise bis heute an einer systematischen Interpretation der Ästhetiken, die diese Tradition hervorgebracht hat, wenn man darunter im engeren Sinn Theorien der Künste und des Künstlerischen und nicht, weiter gefasst, ausdrucksphilosophische Lehren von der aisthesis des Menschen versteht. Dieses Buch zielt auf eine eingehende Bestandsaufnahme der historischen Positionen der Philosophischen Anthropologen auf dem Feld der Theoretisierung des Ästhetischen einschließlich einer Archäologie der Einflüsse und Effekte, die diese Ästhetikentwürfe in den Kunst-, Literatur- und Filmwissenschaften gezeitigt haben. Darüber hinaus wird der Versuch unternommen, prominente Theoreme der Philosophischen Anthropologie (Schelers Lehre von den Ausdrucks- und Darstellungsfunktionen der Kunst, Plessners Hypothese von der exzentrischen Positionalität des Menschen, Gehlens Topos der Kommentarbedürftigkeit der Avantgarde, Jonas' und Blumenbergs Formel des homo pictor usw.) für eine Beschreibung moderner ästhetischer Praktiken und ihrer wissenschaftlichen Explikationen, die selbst keinen expliziten Bezug zur Philosophischen Anthropologie vorweisen, fruchtbar zu machen.