kultur. Der höhere Beamte, der offenbar wirklich nicht ausgelastet war, erhob die Hauskatze sogar noch zur Gottheit und zelebrierte zu ihren Ehren aufwendige Riten, was heutzutage selbst extrem unterwürfigen Katzenliebhabern ein wenig überzogen vorkommt, aber im Vergleich zur indischen Verehrung heiliger Kühe doch irgendwie plausibel erscheint. In Venedig werden miauende Fischräuber heute noch auf dem Markt geduldet und nicht mit der üblichen mediterranen Grobheit im Umgang mit Viechern vertrieben, weil im Gedächtnis der Serenissima gut verwurzelt ist, daß Katzen Ratten und Mäuse jagen und damit der beste Schutz vor Pestilenz und schmarotzenden Nagetieren sind. Das muß man einmal gesehen haben, wie ein vollgefressener venezianischer Kater die Holzbrücke dell'Accademia überschreitet, nicht etwa am Geländer entlang, sondern präzise in der Mitte, den Strom der entgegenkommenden Touristen auseinandertreibend mit dem Selbstbewußtsein, hier schon seit Jahrhunderten als Freund und Helfe