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Früher war ich ein Mensch. Erzählt man mir. Ich erinnere mich selbst nicht daran, aber Leute, die mich kannten, als ich klein war, sagen, ich ging auf zwei Beinen wie ein Mensch. (...) Die Welt der Menschen ist dazu gedacht, in Augenhöhe betrachtet zu werden. Deiner Augen. Hebe ich meinen Kopf, starre ich jemandem auf den Schritt. (...) Ich sei früher aufrecht gegangen, sagt Ma Franci, warum soll sie lügen? Nicht, dass mich das tröstet. Ist es nett, einen Blinden daran zu erinnern, dass er mal sehen konnte? Dies sind drei tongebende Sätze der Hauptfigur und des Ich-Erzählers aus dem ersten…mehr

Produktbeschreibung
Früher war ich ein Mensch. Erzählt man mir. Ich erinnere mich selbst nicht daran, aber Leute, die mich kannten, als ich klein war, sagen, ich ging auf zwei Beinen wie ein Mensch. (...) Die Welt der Menschen ist dazu gedacht, in Augenhöhe betrachtet zu werden. Deiner Augen. Hebe ich meinen Kopf, starre ich jemandem auf den Schritt. (...) Ich sei früher aufrecht gegangen, sagt Ma Franci, warum soll sie lügen? Nicht, dass mich das tröstet. Ist es nett, einen Blinden daran zu erinnern, dass er mal sehen konnte?
Dies sind drei tongebende Sätze der Hauptfigur und des Ich-Erzählers aus dem ersten Kapitel. Animal, so genannt, weil er sich nur auf allen Vieren fortbewegen kann, ist ein 19-jähriges verkrüppeltes Opfer des Unglücks von Bhopal. Er lehnt Mitleid ab, flucht wie ein Seemann, und giert nach körperlicher Zuwendung. Animal spricht seine Geschichte auf Tonkassetten eines Journalisten, und er redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist: die Sprache der Straße; bei Animal ein charmanter Mix aus Hindi, Englisch und Französisch.
Als eine junge amerikanische Ärztin eine Klinik für die Opfer der Chemiekatastrophe eröffnet, wird Animal zu ihr geschickt, um herauszufinden, auf welcher Seite sie steht. Ein Netz von Intrigen und Verdächtigungen treibt die Handlung voran, bis zu ihrem dramatischen Ende. Eine Reihe von bemerkenswerten Figuren, etwa die köstlich schräge französische Nonne Ma Franci, die das Findelkind Animal aufgezogen hat, oder Chunaram, windiger Vermittler und Teeladenbesitzer, werden mit wenigen Strichen meisterhaft zum Leben erweckt. Die Geschichte bleibt trotz aller Leiden und Schrecken stets anrührend. Sinha balanciert zwischen Komödie und Tragödie und bringt seinen Figuren stets Respekt und Zuneigung entgegen. In einer aus den Fugen geratenen Welt ergibt nur noch die groteske Übertreibung einen Sinn. Ein sehr bewegender Roman.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Sinha, Indra
Indra Sinha ( 1950 in Colaba, Mumbai, Indien) ist ein britischer Schriftsteller indischer Herkunft. Bevor er Schriftsteller wurde, arbeitete er als Werbetexter. Sinha ist als einer der besten zehn britischen Texter aller Zeiten gewählt worden. Bekannt wurde er vor allem durch seine kompromisslosen Werbekampagnen für Amnesty International oder das Bhopal Medical Appeal. 1995 kündigte er der Agentur, um sich fortan dem Schreiben von Romanen und Sachbüchern zu widmen.

Trojanow, Ilija
Ilija Trojanow, 1965 in Sofia geboren und in Kenia aufgewachsen, ist einer der renommiertesten deutschen Autoren. Seit 2008 gibt Trojanow bei der Büchergilde die Reihe Weltlese - Lesereisen ins Unbekannte heraus.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

In höchsten Tönen lobt Karl-Markus Gauß diesen Roman des indisch-britischen Autors Indra Sinha, der die große Chemiekatastrophe von Bhopal zum Thema macht. In der fiktiven Stadt Khaufpur fliegt eine ebensolche Fabrik in die Luft, die Verantwortlichen vertuschen erst den Vorfall, dann ihre Verantwortung. "Wie Tiere" würden die Opfer behandelt, denen etwa die Knochen zusammengeschmolzen sind, so dass sie nur noch auf allen vieren kriechen können. Wie der Erzähler, der deshalb auch Animal heißt. Gauß sieht hier keine larmoyante Opfergestalt in Szene gesetzt, sondern einen "oft witzigen, meist ordinären" Kerl, der die Geschichte zu einer schlitzohrigen Schelmengeschichte macht.

© Perlentaucher Medien GmbH