Gegen das ego- und ratiozentrische Selbstverständnis des Menschen, wie es in der europäischen Philosophie der Neuzeit vorherrschend war und in unserem Jahrhundert noch einmal von der Husserlschen Phänomenologie bekräftigt wurde, arbeitet Holstein in diesen Studien - auf unterschiedlichen theoretischen Ebenen - an der 'Dezentrierung' des Selbstbewußtseins. Weder kann das Ich im Wahrnehmungsraum als 'Nullpunkt der Orientierung' gelten, da dieser Raum vielmehr polyzentrisch organisiert ist, noch rechtfertigt die 'eigentümliche Grammatik des Wortes "ich" die Vorstellung', die im Ichbewußtsein den sicheren Ausgangspunkt von Erkenntnis sieht; mit dem Gebrauch des Wortes 'ich' bezeugt der Sprecher vielmehr seine eigene Relativität und siedelt sich in einem komplexen Rollenspiel zwischen 'Subjekt des Sprechakts' und 'Subjekt der Aussage' an.