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Aktuell durchlebt die Erste Welt bemerkenswerte Phasen: eine Hyperindividualisierung, die das Ich zum undiskutierten Herrscher von Entscheidungen, Lebensstrategien und Entwürfen erhebt. Technologie, das soziale Leben, Politik alles unterwirft sich diesem Diktat. Wie ein Gegenentwurf dazu erscheinen der Wille und die Sehnsucht nach Kommunikation, nach einem Dialog, der im Getöse der medialisierten Welt der Datenautobahnen und Informationsfluten kaum mehr zu vernehmen ist. Schwierig ist es geworden, in der Vielfalt der Referenzen, Modelle und Rollen ein Bild zu finden, das das eigene Leben, das…mehr

Produktbeschreibung
Aktuell durchlebt die Erste Welt bemerkenswerte Phasen: eine Hyperindividualisierung, die das Ich zum undiskutierten Herrscher von Entscheidungen, Lebensstrategien und Entwürfen erhebt. Technologie, das soziale Leben, Politik alles unterwirft sich diesem Diktat. Wie ein Gegenentwurf dazu erscheinen der Wille und die Sehnsucht nach Kommunikation, nach einem Dialog, der im Getöse der medialisierten Welt der Datenautobahnen und Informationsfluten kaum mehr zu vernehmen ist. Schwierig ist es geworden, in der Vielfalt der Referenzen, Modelle und Rollen ein Bild zu finden, das das eigene Leben, das eigene Weltbild gelingen lässt. Woher sollte man die Steine des Welt- und des Ich-Kaleidoskops nehmen, wenn nicht aus den inflationären Medien und ihren Formaten? Das Ich ist nur so leistungsfähig, wie die Prothesen, die uns und unseren Sinnen durch die Technik zur Verfügung stehen. Das Bild vom Bild wird zur Referenz, zum alles bestimmenden Metaphernsystem. Mit Hilfe der Kulturtechniken haben wir uns die für uns so typische Distanz zur Realität erkämpft, nun müssen wir uns mit ihrer Hilfe auch eine neue Wirklichkeit einrichten, um den Begriff unserer Existenz nicht zu verlieren. Kommunikation und Medien sind die omnipräsenten Metaphern einer rasanten Zeit, die einerseits von ungezügeltem Konsum und andererseits von der Sorge um dessen Erhalt geprägt ist. Daher lässt sich diese Epoche mit Ängsten beschreiben: denen vor einer alles bestimmenden, kalten Technik und jenen vor einer Realität der Unübersichtlichkeit. Kulturgeschichte definiert sich somit auch durch jene Techniken, die geschaffen wurden, diese Ängste zu dämpfen, uns aus vielen Mühseligkeiten zurückziehen zu können und zu delegieren.
Autorenporträt
Johannes Domsich ist promovierter Kommunikations- und habilitierter Kulturwissenschaftler sowie Kunsthistoriker und Gesellschafter des Kommunikationsberatungsunternehmens DKS. Er hat 20 Jahre wissenschaftliche und praktische Erfahrung in Werbung und Marketing, als Creativ Director, Forschungsleiter und als Lehrender im universitären und hochschulischen Bereich. Seine Erfahrungen gibt er als Vortragender im Wirtschafts-, Forschungs- und Kunstkontext einem internationalen Publikum weiter. Darüber hinaus arbeitet er als Konsulent für große österreichische Unternehmen. Seine zentralen Fach- und Forschungsbereiche sind Visualisierung, Kommunikations- und Medientheorie, Bildwissenschaft, Kunstkommunikation, Medienmorphologie und Ästhetik.