Aktuell durchlebt die Erste Welt bemerkenswerte Phasen: eine Hyperindividualisierung, die das Ich zum undiskutierten Herrscher von Entscheidungen, Lebensstrategien und Entwürfen erhebt. Technologie, das soziale Leben, Politik alles unterwirft sich diesem Diktat. Wie ein Gegenentwurf dazu erscheinen der Wille und die Sehnsucht nach Kommunikation, nach einem Dialog, der im Getöse der medialisierten Welt der Datenautobahnen und Informationsfluten kaum mehr zu vernehmen ist. Schwierig ist es geworden, in der Vielfalt der Referenzen, Modelle und Rollen ein Bild zu finden, das das eigene Leben, das eigene Weltbild gelingen lässt. Woher sollte man die Steine des Welt- und des Ich-Kaleidoskops nehmen, wenn nicht aus den inflationären Medien und ihren Formaten? Das Ich ist nur so leistungsfähig, wie die Prothesen, die uns und unseren Sinnen durch die Technik zur Verfügung stehen. Das Bild vom Bild wird zur Referenz, zum alles bestimmenden Metaphernsystem. Mit Hilfe der Kulturtechniken haben wir uns die für uns so typische Distanz zur Realität erkämpft, nun müssen wir uns mit ihrer Hilfe auch eine neue Wirklichkeit einrichten, um den Begriff unserer Existenz nicht zu verlieren. Kommunikation und Medien sind die omnipräsenten Metaphern einer rasanten Zeit, die einerseits von ungezügeltem Konsum und andererseits von der Sorge um dessen Erhalt geprägt ist. Daher lässt sich diese Epoche mit Ängsten beschreiben: denen vor einer alles bestimmenden, kalten Technik und jenen vor einer Realität der Unübersichtlichkeit. Kulturgeschichte definiert sich somit auch durch jene Techniken, die geschaffen wurden, diese Ängste zu dämpfen, uns aus vielen Mühseligkeiten zurückziehen zu können und zu delegieren.