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Das Colosseum, der Parthenon oder Pompeji sind eindrucksvolle Zeugnisse antiker Baukunst. Unter welchen sozialen, politischen und ökonomischen Bedingungen sind sie entstanden? Welche architektonischen Formen liegen ihnen zugrunde? Welche Technik nutzten die Baumeister? Die eingängigen Artikel sind durch Verweise miteinander verbunden. Mosaikartig lassen sie ein modernes Bild der antiken Architektur und ihrer Forschungsgeschichte entstehen und erfüllen die Antike wieder mit Leben.
Rezension:
Christoph Höcker hat jetzt das 'Metzler Lexikon antiker Architektur' vorgelegt. Er ist klassischer
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Produktbeschreibung
Das Colosseum, der Parthenon oder Pompeji sind eindrucksvolle Zeugnisse antiker Baukunst. Unter welchen sozialen, politischen und ökonomischen Bedingungen sind sie entstanden? Welche architektonischen Formen liegen ihnen zugrunde? Welche Technik nutzten die Baumeister? Die eingängigen Artikel sind durch Verweise miteinander verbunden. Mosaikartig lassen sie ein modernes Bild der antiken Architektur und ihrer Forschungsgeschichte entstehen und erfüllen die Antike wieder mit Leben.

Rezension:
Christoph Höcker hat jetzt das 'Metzler Lexikon antiker Architektur' vorgelegt. Er ist klassischer Archäologe und ein ausgewiesener Kenner der antiken Architekturgeschichte. Dem konventionellen Fachverständnis folgend, behandelt er die Zeit zwischen den Jahren 900 vor Christus und 500 nach Christus. Konzentriert sind die Artikel auf die griechische und die römische Architektur...FAZ
Dieser überaus anschauliche, verständliche und mit vielen Graphiken, Querschnitten, Skizzen u.a. ausgestattete Band bringt die Dinge auf den Punkt. Sehr gelungen. lehrerbibliothek.de
Das Lexikon präsentiert nicht nur architektonische Formen und technische Begriffe, sondern stellt auch das soziale, politische und ökonomische Umfeld antiken Bauens sowie die moderne Forschungsgeschichte zur antiken Architektur dar. Die teils sehr ausführlichen, kontext- und sinnstiftenden Artikel werden mittels eines dichten Verweisnetzes erschlossen. ORF 1
In dieses faszinierende Werk eingetaucht, ist es schwer, es in einem kurzen Zeitraum wieder zu verlassen. Immer wieder wird der Leser oder Benützer, sicherlich aus dem Kreis der Liebhaber und Kenner der Antike rekrutiert, zu Neuem, Interessantem hingeführt. Sein Blick bleibt an detailreichen, klaren Abbildungen hängen, sucht die Erklärungen dazu, findet neue Verbindungen, Erläuterungen und sprengt auf diese Weise den für die ursprünglichen Suche konzipierten Zeitrahmen... sandammeer.at
Lesenswert und das Lexikon inhaltlich stark bereichernd sind die Abschnitte zur Wirkungsgeschichte der klassischen Architektur, die unter dem Stichwort 'Greek Revival' firmieren. Damit verdeutlicht der Autor Höcker sein Anliegen, eben nicht nur ein ausgezeichnetes architekturbegriffliches Wörterbuch vorzulegen, sondern darüber hinaus einen Kulturführer geschrieben zu haben - was durchaus gelungen ist! KunstbuchAnzeiger
Ein ungewöhnlich reichhaltiges, auch für Schülerinnen und Schüler gut verständliches Nachschlagewerk... Bulletin des Schweizerischen Altphilologenverbandes

Höcker, Christoph: Metzler Lexikon antiker Architektur. Sachen und Begriffe. Stuttgart u.a.: J.B. Metzler Verlag 2004. ISBN 3-476-01967-5; XII, 300 S.; EUR 49,95.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Agnes Henning, Institut für Klassische Archäologie, Freie Universität Berlin
E-Mail:

Die antike Architektur mit ihren vielen Bautypen und Fachbegriffen erschließt sich nicht immer leicht. An der präzisen Benennung einzelner Bestandteile einer bestimmten Bauordnung oder Konstruktionsweise scheitert selbst so manch gestandener Wissenschaftler. Es hat lange ein Überblickswerk gefehlt, das in deutscher Sprache einfach, verständlich und schnell zugänglich die wichtigsten Formen und Phänomene der Antike erklärt. Christoph Höcker, der an der ETH Zürich antike Architekturgeschichte lehrt, hat sich in seinem im Jahr 2004 im Metzler-Verlag erschienen Lexikon Antiker Architektur dieser Aufgabe angenommen.

In seinem Vorwort definiert Höcker klar die Ziele seiner Publikation:
Sie soll sich in erster Linie an Studierende und Lehrende wenden und dabei die Architektur der klassischen Antike in einem Zeitraum von ca.
900 v.Chr. bis 500 n.Chr. behandeln. Um die Erwartungen an das 300 Seiten starke Lexikon nicht zu hoch anzusetzen, gibt Höcker einige Einschränkungen mit auf den Weg. So folgt er in seinem zeitlichen Rahmen dem "konventionellen Fachverständnis" (S. V) und verzichtet in den einzelnen Artikeln auf Mutmaßungen der Forschung. Will man nahezu 600 Lemmata in verständlicher Form und auf das Wissenswerte komprimiert darstellen, ist dies sicher der geeignete Anspruch. Höcker hat in sein Nachschlagewerk nicht nur Sachen, Begriffe und Namen berühmter Architekten aufgenommen, sondern widmet sich auch einigen wenigen Opera Nobilia der antiken Architektur, so beispielsweise dem "Maussolleion"
(S. 166f.). Der Nutzer des Lexikons kann darüber hinaus einige Begriffe nachschlagen, die aus der Rezeption der klassischen Antike (z.B.
"Klassizismus", S. 148; "Greek Revival", S. 111ff.) oder durch ihre moderne Erforschung entstanden sind (z.B. "Könnensbewusstsein", S.
148f.). Damit macht Höcker deutlich, wie vielfältig die neuzeitliche Diskussion um antike Architektur ist.

Den Artikeln steht zunächst ein Verzeichnis voran, das einerseits einen raschen Überblick über die behandelten Themen gibt, andererseits aber auch von bestimmten Begriffen auf übergeordnete Beiträge verweist.
Daraus wird beispielsweise ersichtlich, dass die "Kassettendecke" unter dem Lemma "Überdachung" behandelt wird. Der Nutzer findet derartige Verweise jedoch ebenso zwischen den einzelnen Beiträgen. Die Struktur der Lemmata mit Kernartikeln sowie knapperen Sachartikeln folgt demnach dem erfolgreichen Konzept des Neuen Pauly, an dem Höcker als Herausgeber beteiligt war. Die Artikel sind - je nach Gewichtigkeit des Begriffes - von sehr unterschiedlicher Länge. Das Thema "Grabbauten" erfordert nahezu sechs Seiten (S. 106-111) und ist in mehrere Abschnitte untergliedert, während das "Caldarium" mit knapp drei Zeilen auskommen muss (S. 57). In diesem Fall führt der Querverweis zu den "Thermenanlagen" den Leser zu weiteren Informationen. Handelt es sich bei dem jeweiligen Begriff um ein lateinisches oder griechisches Fremdwort, so markiert Höcker die Betonung des Terminus. Im Text gibt er zunächst dessen Übersetzung an, bevor er in prägnanten Sätzen die Bedeutung, Funktion, Entwicklung sowie weitere Details einer Bauform beschreibt. Zahlreiche Abbildungen in Form von Zeichnungen zu den meisten Einträgen machen die Beschreibungen anschaulich. Ein kurzer Abschnitt mit den wichtigsten Literaturangaben in alphabetischer Reihenfolge ergänzt den jeweiligen Artikel und erlaubt damit den Einstieg in die intensivere Beschäftigung mit der Materie.

Die Auswahl der Beiträge folgt thematisch streng der klassischen Antike mit ihrem bereits oben genannten zeitlichen Rahmen. Beispiele aus früheren Epochen oder aus Randgebieten haben nur eine indirekte Aufnahme in das Lexikon gefunden. Die weit gefassten Lemmata zu "Palast" (S.
183ff.) und "Tempel" (S. 239ff.) erwähnen zwar auch kurz Beispiele der ägyptischen, persischen, minoischen und mykenischen Kultur, bilden sie jedoch nicht ab, so dass Ähnlichkeiten oder Unterschiede nicht sichtbar werden. Ein Begriff wie "Propylon" (s.v. Torbauten, S. 256ff.) hätte durch den Eintrag von "Pylon" vielleicht eine zusätzliche Erklärungsebene erhalten. Die vielen Phänomene der Randgebiete mussten ebenfalls unberücksichtigt bleiben. Zwar wird der so genannte Bacchustempel von Baalbek als Typus eines römischen "Peripteros"
abgebildet (S. 243, Nr. 6), sein für den römischen Osten charakteristisches "Adyton" (vgl. S. 1) sowie die Treppenhäuser finden allerdings keine Erwähnung.

Vor allem bei den bedeutenden Bauwerken legen die Beiträge Wert darauf, außer der Architekturbeschreibung und den Konstruktionsprinzipien auch die jeweiligen historischen Zusammenhänge sowie ihr Ausstattungskonzept wiederzugeben. Dies ist grundlegend, um überhaupt Entwicklung und Wirken zahlreicher Bauformen zu verstehen. Die Errichtung des "Parthenon" (S.
190ff.) wäre dem Leser allerdings durch eine konkretere Aussage zu seiner historischen Bedeutung als Siegesmonument verständlicher geworden; dies wäre sicherlich sinnvoller gewesen, als das Standbild der Athena Parthenos im Detail abzubilden, was letztlich wenig mit Architektur zu tun hat.

Höcker hat sich nicht nur darauf beschränkt, dem Nutzer die zahlreichen Informationen in knapper Form zu referieren, sondern nennt mit genauen Zitaten Belegstellen in der antiken Literatur oder in Inschriften, was den wissenschaftlichen Nutzen der Artikel unterstreicht. Auch die Diskussion um den antiken Architekturschriftsteller Vitruv klingt immer wieder an: Seine überlieferten Begriffe und Theorien haben sich zwar in der neuzeitlichen Wissenschaft als Standart eingeprägt, waren in der Antike jedoch vermutlich weniger bekannt, wie etwa der "Dipteros" (S.
69f.) zeigt. Dieser kritische Umgang mit unseren heutigen Fachtermini findet sich sehr oft, wird jedoch nicht immer konsequent verfolgt. So ist auch die gängige Benennung der "Säulenordnungen" (S. 207ff.) allein bei Vitruv überliefert; die ebenso viel in der Forschung genutzte Bezeichnung "Insula" (S. 136f.) für eine von Straßen umgebene, mit mehreren Häusern zu bebauende Fläche innerhalb einer Stadt hat sich weit über ihre antike Bedeutung hinaus entwickelt.

Die einzelnen Artikel lassen sich flüssig lesen. Selbst komplizierte Sachverhalte erschließen sich gut, zumal weitestgehend auf Fremdwörter verzichtet wurde. Der Lerneffekt resultiert nicht nur aus den verständlichen Beiträgen, sondern auch aus der Korrektur weit verbreiteter Irrtümer. Im Lemma "Stylobat" verweist Höcker eindringlich darauf, dass es sich dabei eben nicht um die oberste Stufe der Krepis, sondern lediglich um ihre Oberfläche als Standfläche der Säulen handelt (S. 236).

Angesichts des weiten Themas dieses Lexikons wäre es vermessen, eine Auswahl der zu besprechenden Objekte zu erwarten, die nach Vollständigkeit strebt. Nicht ganz stringent ist, warum das "Forum Romanum" als Architekturensemble beschrieben wird (S. 94ff.), die "Athener Akropolis" jedoch nicht; zwar finden sich Einzeleinträge zum "Parthenon" (S. 190ff.) und den "Propyläen" (S. 200f.), das "Erechtheion" als Konglomerattempel sucht man hingegen vergeblich. Auch die Nomenklatur der Artikel erscheint nicht ganz einheitlich: Laut seinem Vorwort hat sich Höcker "an der aktuellen deutschen Sprache orientiert und nicht an der antiken griechischen bzw. lateinischen Terminologie" (S. Vf.). Ein viel genutzter Terminus wie "opus caementitium" ist so unter "Zement" (S. 290) zu suchen. Hingegen erscheinen beispielsweise die Begriffe "Navalia" (S. 176) und "Pavimentum" (S. 193) in ihrem originalen Wortlaut.

Eine Auswahlbibliographie schließt das Lexikon ab. Der Zugang wird durch die thematische Anordnung der Literatur erleichtert. Auffällig ist, dass die Literatur der achtziger und neunziger Jahre dominiert, also nur wenige neuere Zitate aufgeführt sind. Jedoch sind die meisten grundlegenden Publikationen tatsächlich in dieser Zeit entstanden und weiterhin aktuell, so dass dies nicht negativ bewertet werden kann.
Warum die überarbeitete und mittlerweile fünfte Auflage des Buches von Gottfried Gruben zu den Griechischen Tempeln und Heiligtümern gar nicht erscheint, verwundert ein wenig.[1] Bei den Abbildungen hat sich Höcker auf Strichzeichnungen beschränkt, kein einziges Foto bebildert den Band.
Dies mindert jedoch keineswegs den Aussagewert seines Lexikons. Das Gegenteil ist der Fall: Die klaren Zeichnungen, die in ihrer Ausführung vielleicht nicht immer dem Anspruch eines Architekten genügen mögen, vermitteln besser als jede Fotografie die verschiedenen Bautypen und Konstruktionsprinzipien.

Höcker ist es gelungen, ein Nachschlagewerk zur antiken Architektur zu entwickeln, das einerseits in anschaulicher und fundierter Form Standardwissen vermittelt, andererseits aber auch die Perspektive auf weiterführende Aspekte und spezielles Fachwissen eröffnet. Sicher kann es nicht die breiter angelegte Publikation von Hans Koepf und nun auch Günther Binding ersetzen,[2] jedoch reicht es inhaltlich und wissenschaftlich weit über das ebenfalls in jüngster Zeit erschienene Nachschlagewerk zur antiken Architektur von Andreas Schmidt-Colinet und Georg A. Plattner hinaus.[3] Aus diesem Grund sei es nicht nur Studierenden und Lehrenden, sondern durchaus auch Wissenschaftlern empfohlen. Leider ist es mit einem Preis von fast 50 Euro recht teuer, was wohl gerade die Studierenden vor der eigenen Anschaffung zurückschrecken lässt. Höckers Lexikon erreicht Handbuchcharakter, womit es sich in einen aktuellen Trend in der Klassischen Archäologie einreiht, das vielfach verstreute Fachwissen als Grundwissen in gezielten Publikationen leicht zugänglich zu machen.

Anmerkungen:
[1] Gruben, Gottfried, Griechische Tempel und Heiligtümer, 5. Aufl., München 2001.
[2] Binding, Günther; Koepf, Hans, Architektonische Formenlehre, 4.
Aufl., Darmstadt 2005.
[3] Schmidt-Colinet, Andreas; Plattner, Georg A., Antike Architektur und Bauornamentik. Grundformen und Grundbegriffe, Wien 2004.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Udo Hartmann

URL zur Zitation dieses Beitrages
Autorenporträt
Christoph Höcker, studierte Klassische Archäologie, Alte Geschichte und Vor- und Frühgeschichte in Hamburg und war dort nach der Promotion (1990) als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Archäologischen Institut tätig. Seit 2001 Lehrbeauftragter für antike Architekturgeschichte an der ETH Zürich. Zahlreiche Buch- und Zeitschriftenpublikationen zu Themen der Klassischen Antike; Mitherausgeber des "Neuen Pauly - Enzyklopädie der Antike" (1996-2003).
Rezensionen
"Christoph Höcker hat jetzt das 'Metzler Lexikon antiker Architektur' vorgelegt. Er ist klassischer Archäologe und ein ausgewiesener Kenner der antiken Architekturgeschichte. Dem konventionellen Fachverständnis folgend, behandelt er die Zeit zwischen den Jahren 900 vor Christus und 500 nach Christus." - Konzentriert sind die Artikel auf die griechische und die römische Architektur...FAZ

"Dieser überaus anschauliche, verständliche und mit vielen Graphiken, Querschnitten, Skizzen u.a. ausgestattete Band bringt die Dinge auf den Punkt. Sehr gelungen." - lehrerbibliothek.de

"Das Lexikon präsentiert nicht nur architektonische Formen und technische Begriffe, sondern stellt auch das soziale, politische und ökonomische Umfeld antiken Bauens sowie die moderne Forschungsgeschichte zur antiken Architektur dar. Die teils sehr ausführlichen, kontext- und sinnstiftenden Artikel werden mittels eines dichten Verweisnetzes erschlossen." - ORF 1

"In dieses faszinierende Werk eingetaucht, ist es schwer, es in einem kurzen Zeitraum wieder zu verlassen. Immer wieder wird der Leser oder Benützer, sicherlich aus dem Kreis der Liebhaber und Kenner der Antike rekrutiert, zu Neuem, Interessantem hingeführt. Sein Blick bleibt an detailreichen, klaren Abbildungen hängen, sucht die Erklärungen dazu, findet neue Verbindungen, Erläuterungen und sprengt auf diese Weise den für die ursprünglichen Suche konzipierten Zeitrahmen..." - sandammeer.at

"Lesenswert und das Lexikon inhaltlich stark bereichernd sind die Abschnitte zur Wirkungsgeschichte der klassischen Architektur, die unter dem Stichwort 'Greek Revival' firmieren. Damit verdeutlicht der Autor Höcker sein Anliegen, eben nicht nur ein ausgezeichnetes architekturbegriffliches Wörterbuch vorzulegen, sondern darüber hinaus einen Kulturführer geschrieben zu haben - was durchaus gelungen ist!" - KunstbuchAnzeiger

"Ein ungewöhnlich reichhaltiges, auch für Schülerinnen und Schüler gut verständliches Nachschlagewerk..." - Bulletin des Schweizerischen Altphilologenverbandes
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.02.2005

Nie mehr ganz allein vor den griechischen Säulen
Sachlich spannend und begrifflich hilfreich: Christoph Höcker legt ein Lexikon der antiken Architektur vor

Ob Bildungsreisender oder Badeurlauber, keiner kann sich dem tiefen Eindruck entziehen, den monumentale griechische Tempel oder weitläufige römische Villenanlagen beim Betrachter hinterlassen. Er mag in Paestum oder auf der Akropolis in Athen stehen, durch Pompeji streifen oder auf den Kaiserforen in Rom umherlaufen, die in Stein und Marmor manifesten Leistungen antiker Baukunst lassen trotz Zerstörung und Verfall den Neugierigen staunen. Und so findet mancher plötzlich Interesse an solchen Bauten, möchte ihre Nutzung kennen, die Konstruktionsprinzipien, die Gründe für die Errichtung, die historischen Zusammenhänge mit früheren oder späteren Bauwerken, kurz: das Interesse an antiker Architektur ist geweckt.

Erste Informationen mögen in Führern zu den antiken Stätten zu finden sein. Wer mehr darüber wissen will, was einen Tempel im Innersten zusammenhält oder welche Entwicklungen das Wohnhaus im Lauf der Jahrhunderte verändert haben, der kommt um weiterführende Studien von Ausgrabungsberichten und andere Fachliteratur nicht herum; schon gar nicht derjenige, der sich im Rahmen seines Studiums - sei es Kunstgeschichte, Archäologie oder Architektur - mit der Baukunst der Alten und ihrer Geschichte befassen muß. Dort aber wird der Leser schnell mit Fachtermini konfrontiert, die einen Novizen schnell in die Verzweiflung treiben können. Da liest er bei griechischen Tempelbauten ganz selbstverständlich von "Inklination", "Entasis", "Euthynterie" oder vom "dorischen Eckkonflikt", die römische Villa überrascht mit "Cubiculum", "Porticus", "Triclinium", "Peristyl" und anderen Spezialitäten.

Solchem Informationsdefizit von Lehrenden, Studierenden und interessierten Laien sollen Lexika Abhilfe schaffen. Christoph Höcker hat jetzt das "Metzler Lexikon antiker Architektur" vorgelegt. Er ist klassischer Archäologe und ein ausgewiesener Kenner der antiken Architekturgeschichte. Dem konventionellen Fachverständnis folgend, behandelt er die Zeit zwischen den Jahren 900 vor Christus und 500 nach Christus. Konzentriert sind die Artikel auf die griechische und die römische Architektur. Somit fehlen zwar Beiträge zur vorderasiatischen, minoischen oder ägyptischen Baukunst, doch werden diese Vorläufer erwähnt, wenn sie für das Verständnis des Stichwortes oder die beschriebene Entwicklung nötig sind.

Natürlich freut sich die Schar der Nutzer solcher Publikationen, wenn die Neuerscheinung auf dem aktuellen Stand der Forschung ist und sich das in der aufgeführten Literatur spiegelt. Und natürlich erwartet der Ratlose, daß ihm all die Begriffe erklärt werden, die er nicht versteht. Er hofft darauf, weiterführende Hinweise und Informationen über solche Komplexe aus der Welt der Architektur zu finden, die sein Interesse geweckt haben und über die er mehr wissen möchte.

All diese Erwartungen erfüllt der mit zahlreichen als Lesehilfen gedachten Illustrationen ausgestattete Band. Zwischen den Artikeln "Abakus" und "Zisterne" findet der Suchende Antworten auf die allermeisten Fragen. Die antiken Bauwerkzeuge sind ebenso berücksichtigt wie die Fenster und deren Funktion, der Kuppelbau und das Mauerwerk, die Fugenkonkordanz und das Theater, der Palast und die Zementbauweise, die Wasserversorgung oder der Städtebau. Die Texte gründen auf publizierten Forschungen, Mutmaßungen bleiben außen vor, auf Forschungskontroversen wird hingewiesen. Benutzerfreundlich sind der weitgehende Verzicht auf Abkürzungen bei den Literaturhinweisen sowie ein vollständiges Verzeichnis sämtlicher enthaltener Artikel mit Verweisen. Man muß also nicht jedesmal durch Blättern ein Stichwort suchen und erhält schnell einen Überblick, ob ein Begriff enthalten ist. Zudem ist die Nomenklatur an der modernen deutschen Sprache orientiert - eine sinnvolle Maßnahme mit Blick auf den kaum umkehrbaren Verfall an Kenntnissen der altgriechischen und der lateinischen Sprache.

Der Band weist noch andere Vorzüge auf. So folgt Höcker mit der Abfassung zahlreicher längerer Kernartikel im Grundsatz dem Konzept des im gleichen Verlag erschienenen Nachschlagewerks "Der Neue Pauly" (DNP) - etwa zu "Bauwesen", Städtebau", "Architektur" oder "Tempel". Damit gibt der Autor - er war Mitherausgeber beim DNP - nicht nur einen gut lesbaren Überblick zum jeweiligen Thema, sondern er schafft zum Verständnis notwendige Verbindungen zwischen einzelnen Themen, seien sie historischer, soziologischer oder kulturgeschichtlicher Art, und gibt entsprechende Verweise auf weiterführende beziehungsweise erklärende Sachartikel. Zudem erfährt der Leser etwa bei dem Fachterminus "Dipteros" (einem Tempel mit doppeltem Säulenumgang) oder bei anderen bautechnischen Begriffen, daß diese zwar der berühmteste Architekturschriftsteller der Antike, Vitruv, verwendet hat, daß sie aber sonst in der griechischen Architekturterminologie als Terminus technicus nicht belegt sind, es sich also um latinisierte Gräzismen handelt. Das ist eine wichtige Information für denjenigen, der sich mit der Theorie der Antikenrezeption in der Renaissance oder während des Klassizismus beschäftigt.

Abschließend sei auf Schlagworte hingewiesen, deren Inhalte über die einfache Erklärung architektonischer Fachtermini hinausgehen sowie spezielle Forschungsinteressen und Kenntnisse des Autors dokumentieren. Dazu gehört beispielsweise der von dem Althistoriker Christian Meier geprägte Begriff "Könnensbewußtsein", "mit dem das technisch-qualitative wie zugleich auch das damit interferierende politische Selbstverständnis des Handwerkerstands in griechisch-klassischer Zeit in demokratisch-pluralistischem Kontext präzisiert ist".

Auch die Ausführungen zum "Greek Revival" gehören zu den lesenswerten Abschnitten. Unter diesem nach 1900 geprägten Begriff versteht man die Aufnahme antiker architektonischer Vorbilder und Elemente in Großbritannien und den Vereinigten Staaten im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert. Im Grunde genommen trifft diese Form der Antikenrezeption auch auf den Klassizismus in Deutschland zu. Diese Artikel und andere vergleichbare Abschnitte machen neugierig auf mehr und lassen die Lektüre des Bandes unversehens zu einem spannenden Suchen und Finden werden.

MICHAEL SIEBLER

Christoph Höcker: "Metzler Lexikon antiker Architektur. Sachen und Begriffe". Verlag J. B. Metzler, Stuttgart, Weimar 2004. 332 S., geb., zahlr. Abb., 49,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als "sachlich spannend" und "begrifflich hilfreich" lobt Rezensent Michael Siebler dieses "Lexikon antiker Architektur", das Christoph Höcker, Archäologe und ausgewiesener Kenner der antiken Architekturgeschichte, nun vorgelegt hat. Höcker konzentriere sich auf die griechische und die römische Architektur zwischen 900 vor Christus und 500 nach Christus, erwähne aber auch die vorderasiatische, minoische oder ägyptische Baukunst, wenn sie für das Verständnis des Stichwortes oder die beschriebene Entwicklung nötig seien. Er berücksichtige die antiken Bauwerkzeuge ebenso wie die Fenster und deren Funktion, den Kuppelbau und das Mauerwerk, die Fugenkonkordanz und das Theater, den Palast und die Zementbauweise, die Wasserversorgung oder den Städtebau. Siebler hebt hervor, dass sich die Texte auf publizierten Forschungen gründen und den aktuellen Stand der Forschung wiedergeben. Mutmaßungen blieben außen vor, auf Forschungskontroversen werde hingewiesen. Auch die Benutzerfreundlichkeit des Lexikons ist ihm ein Lob wert. Eine weitere Stärke des Werkes sieht er darin, dass Höcker mit der Abfassung zahlreicher längerer Kernartikel etwa zu "Bauwesen", Städtebau", "Architektur" oder "Tempel" dem Konzept des im gleichen Verlag erschienenen Nachschlagewerks "Der Neue Pauly" folgt. Damit gebe er nicht nur einen gut lesbaren Überblick zum jeweiligen Thema, sondern schaffe zum Verständnis notwendige Verbindungen zwischen einzelnen Themen und gebe entsprechende Verweise auf weiterführende beziehungsweise erklärende Sachartikel.

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