Hauptfigur des Romans ist Bree Tanner, ein Vampirmädchen, dem "Bis(s)"-Leser im dritten Band, "Bis(s) zum Abendrot", bereits begegnet sind. Sie schildert ihre Reise mit einer Armee neugeborener Vampire, die aufgebrochen ist, um Bella Swann und die Cullens zu vernichten. Das neue Buch öffnet einen Blick auf die dunkle Seite von Bellas und Edwards Welt.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.06.2010Jagd auf schlechtes Blut
Stephenie Meyers „Bis(s)“-Serie wird brutaler
Totgesagte leben länger. Wer im vierten Band der romantischen Vampirreihe „Bis(s)“ eine Fortsetzung, eine unerwartete Wendung der Liebesgeschichte zwischen Bella und Edward erwartet, wird enttäuscht. Stephenie Meyer lässt die Vampirin Bree Tanner als Hauptfigur wieder auferstehen, die bereits in „Biss zum Ende der Nacht“ eine winzige Nebenrolle spielte, als Tote.
Im Kampf zwischen den Cullens – der Familie von Bella und Edward – und der Gruppe junger Vampire um die Erbfeindin Viktoria war sie eines der Opfer. Jetzt, in „Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl“ wird sie zur Heldin, und erzählt aus der Zeit vor diesem Kampf. Von ihrer Verwandlung durch einen Biss des Anführers der jungen Vampire und ihrem Leben in dessen Bande.
Da der Schluss bekannt ist und damit der Überraschungseffekt wegfällt, der die Geschichte bis zum Ende tragen könnte, setzt die Autorin einmal mehr auf das Stilmittel, ihre männlichen Figuren als Sehnsuchtsobjekte junger Leserinnen einzusetzen. Denn natürlich gibt es in dem wilden Haufen junger Vampire, zwischen denen Bree zu überleben versucht, auch einen begehrenswerten Typen, Diego, mit guten, sie nennt es: altmodischen Eigenschaften. Ihm schließt sie sich nach einigen Zweifeln an. Doch je intensiver sie sich kennenlernen, um so mehr erinnern beide an Bella und Edward. Ihre vorsichtige Annäherung, ihre Dialoge, ihre kühlen Küsse – alles schon bekannt aus den romantischen Endlosschleifen der ersten Bis(s)- Titel.
Doch ein Motiv macht die Geschichte härter, brutaler. Stephenie Meyer schickt die Vampire los zur Menschenjagd und lässt sie das ausleben, was in den anderen Bis(s)-Geschichten eher als stilistisches Mittel im Kampf der guten gegen die bösen Vampire eingesetzt wird. Alle, auch das Liebespaar, sind Getriebene, die von der Gier auf Blut überfallen werden. Seitenweise werden Jagdszenen geschildert, wird das Zerstückeln und Verschlingen von Menschen ausgemalt. Zielt die Autorin damit auf eine neue Leserschaft, die die Härte und Tabubrüche der amerikanischen Splatter-Literatur sucht?
Bree und Diego zeichnen sich bei diesen Jagden als die Guten aus, weil sie nur „Ausschuss“ als Beute wählen, Menschen, die keiner vermisst, wie Drogenabhängige, Stricher, Zuhälter und Penner. Auch wenn deren Blut schlechter schmeckt, weil es mit Alkohol oder Drogen verseucht ist. Hinter der Fassade der Fantasygeschichte verbirgt sich ein inhumanes Gesellschaftsbild.
Neben der Liebe und den wilden Jagden wird von der Vorbereitung auf den Kampf gegen die Cullens erzählt, von Verrat, Macht und falschen Freundschaften. Vieles davon bleibt unaufgelöst, so auch das Schicksal von Diego. Doch irgendwann wird er wieder auftauchen, im Vampir-Imperium von Stephenie Meyer.
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
STEPHENIE MEYER: Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl. Das kurze zweite Leben der Bree Tanner. Carlsen Verlag, Hamburg 2010. 203 Seiten, 15,90 Euro.
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Stephenie Meyers „Bis(s)“-Serie wird brutaler
Totgesagte leben länger. Wer im vierten Band der romantischen Vampirreihe „Bis(s)“ eine Fortsetzung, eine unerwartete Wendung der Liebesgeschichte zwischen Bella und Edward erwartet, wird enttäuscht. Stephenie Meyer lässt die Vampirin Bree Tanner als Hauptfigur wieder auferstehen, die bereits in „Biss zum Ende der Nacht“ eine winzige Nebenrolle spielte, als Tote.
Im Kampf zwischen den Cullens – der Familie von Bella und Edward – und der Gruppe junger Vampire um die Erbfeindin Viktoria war sie eines der Opfer. Jetzt, in „Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl“ wird sie zur Heldin, und erzählt aus der Zeit vor diesem Kampf. Von ihrer Verwandlung durch einen Biss des Anführers der jungen Vampire und ihrem Leben in dessen Bande.
Da der Schluss bekannt ist und damit der Überraschungseffekt wegfällt, der die Geschichte bis zum Ende tragen könnte, setzt die Autorin einmal mehr auf das Stilmittel, ihre männlichen Figuren als Sehnsuchtsobjekte junger Leserinnen einzusetzen. Denn natürlich gibt es in dem wilden Haufen junger Vampire, zwischen denen Bree zu überleben versucht, auch einen begehrenswerten Typen, Diego, mit guten, sie nennt es: altmodischen Eigenschaften. Ihm schließt sie sich nach einigen Zweifeln an. Doch je intensiver sie sich kennenlernen, um so mehr erinnern beide an Bella und Edward. Ihre vorsichtige Annäherung, ihre Dialoge, ihre kühlen Küsse – alles schon bekannt aus den romantischen Endlosschleifen der ersten Bis(s)- Titel.
Doch ein Motiv macht die Geschichte härter, brutaler. Stephenie Meyer schickt die Vampire los zur Menschenjagd und lässt sie das ausleben, was in den anderen Bis(s)-Geschichten eher als stilistisches Mittel im Kampf der guten gegen die bösen Vampire eingesetzt wird. Alle, auch das Liebespaar, sind Getriebene, die von der Gier auf Blut überfallen werden. Seitenweise werden Jagdszenen geschildert, wird das Zerstückeln und Verschlingen von Menschen ausgemalt. Zielt die Autorin damit auf eine neue Leserschaft, die die Härte und Tabubrüche der amerikanischen Splatter-Literatur sucht?
Bree und Diego zeichnen sich bei diesen Jagden als die Guten aus, weil sie nur „Ausschuss“ als Beute wählen, Menschen, die keiner vermisst, wie Drogenabhängige, Stricher, Zuhälter und Penner. Auch wenn deren Blut schlechter schmeckt, weil es mit Alkohol oder Drogen verseucht ist. Hinter der Fassade der Fantasygeschichte verbirgt sich ein inhumanes Gesellschaftsbild.
Neben der Liebe und den wilden Jagden wird von der Vorbereitung auf den Kampf gegen die Cullens erzählt, von Verrat, Macht und falschen Freundschaften. Vieles davon bleibt unaufgelöst, so auch das Schicksal von Diego. Doch irgendwann wird er wieder auftauchen, im Vampir-Imperium von Stephenie Meyer.
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
STEPHENIE MEYER: Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl. Das kurze zweite Leben der Bree Tanner. Carlsen Verlag, Hamburg 2010. 203 Seiten, 15,90 Euro.
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