Michael Dressel, geboren 1958 in Ost-Berlin, ist ein Wanderer zwischen der amerikanischen und der deutschen Kultur. Die regelmäßigen Reisen zwischen seinen Heimatorten an der amerikanischen Westküste und Berlin sensibilisieren ihn, die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte klarsichtiger zu erkennen als die meisten Einheimischen. Sein zweites Buch zeigt seine Sicht auf die amerikanische Gesellschaft am Vorabend einer historischen Wahl, einer Wahl zwischen Vernunft und Wahnsinn, zwischen einem geordneten Zivilstaat und fortschreitendem Verfall und Chaos. Aus mitteleuropäischer Sicht betrachtet, sollte die Wahl eindeutig ausfallen, aber um ein Gefühl über die aktuelle Geisteslage der Amerikaner zu entwickeln, hilft es sich dieses Buch mit dem endzeitlichen Titel anzuschauen. Dressels beeindruckende Bilder zeigen ein Land, eine Gesellschaft am Rande des Abgrunds, Menschen geprägt von extremem Nationalismus, politischer Polarisierung, religiösem Fanatismus, Waffenwahn gepaart mit Paranoia und allgegenwärtiger Armut und moralischem Verfall. Ergänzt werden seine Porträt durch Landschaftsaufnahmen die ihre eigene düstere Sprache sprechen. Geboren 1958 in Ost Berlin, studierte Michael Dressel kurz Bühnenbild an der Kunsthochschule Weissensee und verbrachte, nach einem missglückten Fluchtversuch, zwei prägende Jahre in DDR-Gefängnissen. Nach seiner Ausbürgerung in den Westen lebte er 1985 für kurze Zeit in West-Berlin bevor es ihn nach Los Angeles verschlug wo er seitdem lebt und bis vor kurzem als Soundeditor an großen Hollywood-Produktionen arbeitete, was ihm unter anderem die Mitgliedschaft in der Oscar Academy einbrachte. Die Straße, die Menschen auf der Straße, die Stadt, Landschaften sind seine Themen, die er in seinen Heimatstädten Los Angeles und Berlin aber auch auf Reisen in Europa, Amerika, Asien... verfolgt. Sein erstes Buch "Los(t) Angeles" erschien 2022 parallel bei Hartmann Books (Europa) und Gingko Press (Nord Amerika).
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Frank Dietschreit trauert mit dem deutschstämmigen, in Los Angeles lebenden Fotografen Michael Dressel um ein Land, das einst für viele Menschen verheißungsvoll war, heute aber nur noch soziales Elend und waffenstarrenden Schrecken verbreitet. So jedenfalls die Sicht Dressels. Der Bildband mit seinen Schwarzweiß-Fotos führt den Rezensenten in ein kaputtes Paradies, wo Kinder mit Waffen posieren, Trump-Anhänger nach Nationalismus schreien und Sexarbeiterinnen ihren Job auf offener Straße ausüben. Vernagelte Fenster, Industriebrachen, ausgedorrte Felder, kaputte Gestalten - Dietschreit sieht viel Verstörendes und manche rätselhafte Geschichte auf den Bildern.
© Perlentaucher Medien GmbH
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