im Prozess der deutschen Wiedervereinigung spielte die Sowjetunion eine zentrale Rolle. Die wesentlichen Dokumente aus dem innersten Machtzirkel der UdSSR, die Motive und Entscheidungsfindungen des Kreml beleuchten, waren indes bislang nur einem kleinen Kreis von Spezialisten zugänglich. Die vorliegende Edition bietet erstmals eine vollständige deutsche Übersetzung derjenigen sowjetischen Gesprächsprotokolle, Strategiepapiere und Hintergrunddiskussionen, die die Gorbatschow-Stiftung 2006 in Russland publiziert hat. Die intensive Kommentierung führt zugleich die vielfältigen westlichen und russischen Gegen- und Parallelversionen aus offiziellen Editionen und aus der umfangreichen Memoirenliteratur zusammen. In den Texten wird die Dramatik der Jahre 1989 und 1990 greifbar. Deutsche, sowjetische, europäische und globale Ereignisse stellten Moskau vor immer neue Herausforderungen - mit der Zustimmung zur Wiedervereinigung versuchte Gorbatschow auch, die komplexen, miteinander verzahnten innen- und außenpolitischen Probleme der UdSSR zu lösen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.07.2011Das Warten auf "ungewöhnliche Dinge"
Aus Gorbatschows Archiv und endlich ins Deutsche übersetzt: Dokumente aus den Jahren 1986 bis 1991
Kremlherren lassen sich selten in ihre Karten schauen. 138 Dokumente aus dem Archiv Gorbatschows, die 2006 in Russland ediert wurden und nun in deutscher Übersetzung vorliegen, bedeuten Manna für die Forschung. Die Edition bietet ein Konglomerat aus Protokollen über Politbürositzungen, Aufzeichnungen über Gespräche Gorbatschows mit westlichen Politikern, Notizen und Vorlagen seiner Berater sowie Presseveröffentlichungen. Die Auswahl ist undurchsichtig und lückenhaft, Texte erscheinen oft in Auszügen ohne Kontextbezug. Sensationelles enthalten sie nicht, weil viele Vorgänge ganz oder teilweise durch Gegenüberlieferungen und Memoiren von Beteiligten bekannt sind. Eine deutsche Nach-Kommentierung war erforderlich, die Nachweise führt und mit wenigen Ausnahmen den aktuellen Forschungsstand widerspiegelt.
Wer Aufschlüsse über interne Entscheidungsabläufe erwartet, wird weitgehend enttäuscht. Nur 13 Dokumente betreffen Diskussionen im Politbüro oder im Beraterkreis. Trotz berechtigter Skepsis ob des Bildes, das hier von Gorbatschows Einstellungswandel und taktischem Vorgehen vermittelt wird, eröffnen sich dem Leser interessante Einblicke. Sie betreffen vor allem seine Unterredungen mit der bundesdeutschen Polit-Prominenz, die allesamt nach Moskau pilgert: Bundespräsident von Weizsäcker, Außenminister Genscher, die Ministerpräsidenten Rau, Späth und Strauß, der SPD-Vorsitzende Vogel und natürlich Bundeskanzler Kohl.
Bei Gorbatschow hat der Umdenkungsprozess in der deutschen Frage wohl schon 1986 eingesetzt. Ausschlaggebend sind anscheinend drei Entwicklungen: geringe technologische Fortschritte in der Sowjetunion, daraus resultierende Verschuldung im Westen und bei der DDR, die 1990 voraussichtlich vier Milliarden Rubel beträgt, und Gorbatschows Interesse an Abrüstung, was Genscher ihm in allen Gesprächen auch als Ziel Bonner Politik vermittelt. Der Kremlchef will das positive Echo des Westens auf seine Reformpolitik zur stärkeren Kooperation nutzen. Dabei weiß er genau, die Idee der deutschen Nation steckt immer noch in den Köpfen der Deutschen, sogar bei Kommunisten. Gorbatschow geht die Begegnung mit einem Tankstelleninhaber in Frankfurt am Main nicht aus dem Kopf, der ihm sinngemäß das Stalin-Zitat vorhielt: "Die Hitler kommen und gehen, das deutsche Volk aber bleibt bestehen." Im Juni 1987 wird das Politbüro darauf vorbereitet, sich in den Beziehungen zu Bonn "auf ungewöhnliche Dinge einzulassen".
Bei ihren Besuchen spüren von Weizsäcker, Späth und Strauß offene Dialogbereitschaft. Kommt die Rede auf die deutsche Frage, antwortet Gorbatschow stets mit dem unveränderbaren Status quo in Europa, woraufhin Strauß bekennt: "Wir forcieren die Frage der Wiedervereinigung nicht. Es können zehn, fünfzig oder hundert Jahre vergehen." Aber der Schlüssel liege in Moskau, nicht in Washington. Zwar wirkt die Verstimmung über Kohls Interview aus dem Oktober 1986 noch nach, als der CDU-Bundeskanzler die PR-Fähigkeiten von Gorbatschow und Goebbels verglichen hat. Doch bleibt für sowjetische Reformer die wirtschaftlich starke Bundesrepublik der mit Abstand wichtigste Kooperationspartner. Im Oktober 1988 ist das Treffen mit Kohl in Moskau längst überfällig und zugleich die Wende in ihrer Beziehung.
Störend wirken Erich Honeckers Klagen über Perestroika, stagnierende wirtschaftlich-technische Kooperation und Kampagnen westlicher Medien, die angeblich ständig die soziale Lage in der DDR schlechtreden. Was Gorbatschow wirklich über den SED-Chef denkt, erschließt sich nicht. Derweil redet der Kremlherrscher 1989 lieber vom gemeinsamen Haus in Europa und lässt offen, wie es künftig gestaltet wird. Was er zur Grenzöffnung der Ungarn und zur Ausreise Prager Botschaftsflüchtlinge beigetragen hat, bleibt ausgespart. Willy Brandt, der SPD-Kanzler der Jahre 1969 bis 1974, betont im Oktober, dies habe nichts mit Wiedervereinigung zu tun. "Wiedervereinigung bedeute Rückkehr zur Vergangenheit", was nicht möglich sei und auch nicht "unser Ziel" sein könne.
Bislang kaum bekannte Gespräche von Gorbatschows Berater mit westlichen Counterparts nach dem Mauerfall lesen sich mit Gewinn. So ist der Franzose Attali überrascht, dass Gorbatschow in der DDR nichts unternimmt. In Paris wolle man die Wiedervereinigung nicht, obwohl sie letzten Endes erfolgen werde. Aus Washington signalisiert Edward Kennedy nach Moskau, der amerikanische Präsident wolle sie keinesfalls. In der Tat, Bush und Gorbatschow halten Kohls Vorpreschen mit dem Zehn-Punkte-Plan für falsch. Der Prozess solle kontrolliert und nicht mit Hochdruck vonstattengehen, bekommt Genscher, der den Kanzler verteidigt, vorwurfsvoll von Gorbatschow zu hören. Vor Weihnachten 1989 spricht der CDU-Abgeordnete Karl Lamers in Moskau von einem "in Zeitnot" entstandenen, "missglückten Dokument" und versichert, es werde keine Rückkehr zu den Grenzen Deutschlands von 1937 geben.
Dass Ende Januar 1990 Gorbatschow im Beraterkreis die Weichen in Richtung Wiedervereinigung stellt, ist bekannt. Unbekannt ist, dass offenbar falsche Einschätzungen zugrunde gelegen haben. So nimmt man an, Deutschland werde nie die bestehenden Grenzen akzeptieren, die Vereinigten Staaten benötigten die sowjetischen Streitkräfte in der DDR zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts in Europa und Kohl strebe eine Konföderation an. Da die Deutschen die Sowjets bräuchten und die deutsche Wirtschaft keine Kostgänger der DDR haben wolle, setzt Gorbatschow auf Zeitgewinn in der Hoffnung, Anschluss an das westliche Wiedervereinigungstempo zu halten. Er hat zwei Trümpfe: Die Gewährung des Selbstbestimmungsrechts durch freie Wahlen in der DDR konzediert er Kohl im Februar und ebnet damit den Weg zur Volkskammerwahl Mitte März.
Seine zweite Trumpfkarte ist die Zustimmung in der Bündnisfrage. Bush macht ihm im Februar die Nato-Mitgliedschaft des vereinten Deutschlands als Garantie für alle Fälle schmackhaft. Orthodoxe Kreml-Kräfte fordern dagegen die Entmilitarisierung als Preis für die Wiedervereinigung. Doch Gorbatschow sieht keinen Hebel, die Nato-Mitgliedschaft Deutschlands zu verhindern. Im Mai bekennt ihm der französische Staatspräsident Mitterrand, er sei weder für noch gegen die Wiedervereinigung. Das ändert nichts an Gorbatschows Überzeugung, allein die Präsenz von US-Streitkräften in Europa ist der Garant des neuen europäischen Sicherheitssystems und der Deutschen in der Nato. Sein Zugeständnis gegenüber Bush Ende Mai in Washington und gegenüber Kohl im Juli ist nur folgerichtig. Dafür erhält er Sicherheitsgarantien des Westens und deutsche Zahlungen. Als der SPD-Vorsitzende Lafontaine ihm im Oktober 1990 die Kosten der Einheit vorrechnet, ist das nicht Gorbatschows Problem.
Der Dokumenten-Band schließt einige Lücken, lässt aber wichtige Fragen offen: Wann und warum entschied sich Gorbatschow wirklich zum Kurswechsel? Wie ging er mit Widerständen in den eigenen Reihen um? Was besprach er mit Ostblockführern? Welche Rolle spielte das Militär? Andere Quellen werden es zeigen.
HANNS JÜRGEN KÜSTERS.
Aleksandr Galkin/Anatolij Tschernjajew (Herausgeber): Michail Gorbatschow und die deutsche Frage. Sowjetische Dokumente 1986-1991. Oldenbourg Verlag, München 2011. 640 S., 69,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aus Gorbatschows Archiv und endlich ins Deutsche übersetzt: Dokumente aus den Jahren 1986 bis 1991
Kremlherren lassen sich selten in ihre Karten schauen. 138 Dokumente aus dem Archiv Gorbatschows, die 2006 in Russland ediert wurden und nun in deutscher Übersetzung vorliegen, bedeuten Manna für die Forschung. Die Edition bietet ein Konglomerat aus Protokollen über Politbürositzungen, Aufzeichnungen über Gespräche Gorbatschows mit westlichen Politikern, Notizen und Vorlagen seiner Berater sowie Presseveröffentlichungen. Die Auswahl ist undurchsichtig und lückenhaft, Texte erscheinen oft in Auszügen ohne Kontextbezug. Sensationelles enthalten sie nicht, weil viele Vorgänge ganz oder teilweise durch Gegenüberlieferungen und Memoiren von Beteiligten bekannt sind. Eine deutsche Nach-Kommentierung war erforderlich, die Nachweise führt und mit wenigen Ausnahmen den aktuellen Forschungsstand widerspiegelt.
Wer Aufschlüsse über interne Entscheidungsabläufe erwartet, wird weitgehend enttäuscht. Nur 13 Dokumente betreffen Diskussionen im Politbüro oder im Beraterkreis. Trotz berechtigter Skepsis ob des Bildes, das hier von Gorbatschows Einstellungswandel und taktischem Vorgehen vermittelt wird, eröffnen sich dem Leser interessante Einblicke. Sie betreffen vor allem seine Unterredungen mit der bundesdeutschen Polit-Prominenz, die allesamt nach Moskau pilgert: Bundespräsident von Weizsäcker, Außenminister Genscher, die Ministerpräsidenten Rau, Späth und Strauß, der SPD-Vorsitzende Vogel und natürlich Bundeskanzler Kohl.
Bei Gorbatschow hat der Umdenkungsprozess in der deutschen Frage wohl schon 1986 eingesetzt. Ausschlaggebend sind anscheinend drei Entwicklungen: geringe technologische Fortschritte in der Sowjetunion, daraus resultierende Verschuldung im Westen und bei der DDR, die 1990 voraussichtlich vier Milliarden Rubel beträgt, und Gorbatschows Interesse an Abrüstung, was Genscher ihm in allen Gesprächen auch als Ziel Bonner Politik vermittelt. Der Kremlchef will das positive Echo des Westens auf seine Reformpolitik zur stärkeren Kooperation nutzen. Dabei weiß er genau, die Idee der deutschen Nation steckt immer noch in den Köpfen der Deutschen, sogar bei Kommunisten. Gorbatschow geht die Begegnung mit einem Tankstelleninhaber in Frankfurt am Main nicht aus dem Kopf, der ihm sinngemäß das Stalin-Zitat vorhielt: "Die Hitler kommen und gehen, das deutsche Volk aber bleibt bestehen." Im Juni 1987 wird das Politbüro darauf vorbereitet, sich in den Beziehungen zu Bonn "auf ungewöhnliche Dinge einzulassen".
Bei ihren Besuchen spüren von Weizsäcker, Späth und Strauß offene Dialogbereitschaft. Kommt die Rede auf die deutsche Frage, antwortet Gorbatschow stets mit dem unveränderbaren Status quo in Europa, woraufhin Strauß bekennt: "Wir forcieren die Frage der Wiedervereinigung nicht. Es können zehn, fünfzig oder hundert Jahre vergehen." Aber der Schlüssel liege in Moskau, nicht in Washington. Zwar wirkt die Verstimmung über Kohls Interview aus dem Oktober 1986 noch nach, als der CDU-Bundeskanzler die PR-Fähigkeiten von Gorbatschow und Goebbels verglichen hat. Doch bleibt für sowjetische Reformer die wirtschaftlich starke Bundesrepublik der mit Abstand wichtigste Kooperationspartner. Im Oktober 1988 ist das Treffen mit Kohl in Moskau längst überfällig und zugleich die Wende in ihrer Beziehung.
Störend wirken Erich Honeckers Klagen über Perestroika, stagnierende wirtschaftlich-technische Kooperation und Kampagnen westlicher Medien, die angeblich ständig die soziale Lage in der DDR schlechtreden. Was Gorbatschow wirklich über den SED-Chef denkt, erschließt sich nicht. Derweil redet der Kremlherrscher 1989 lieber vom gemeinsamen Haus in Europa und lässt offen, wie es künftig gestaltet wird. Was er zur Grenzöffnung der Ungarn und zur Ausreise Prager Botschaftsflüchtlinge beigetragen hat, bleibt ausgespart. Willy Brandt, der SPD-Kanzler der Jahre 1969 bis 1974, betont im Oktober, dies habe nichts mit Wiedervereinigung zu tun. "Wiedervereinigung bedeute Rückkehr zur Vergangenheit", was nicht möglich sei und auch nicht "unser Ziel" sein könne.
Bislang kaum bekannte Gespräche von Gorbatschows Berater mit westlichen Counterparts nach dem Mauerfall lesen sich mit Gewinn. So ist der Franzose Attali überrascht, dass Gorbatschow in der DDR nichts unternimmt. In Paris wolle man die Wiedervereinigung nicht, obwohl sie letzten Endes erfolgen werde. Aus Washington signalisiert Edward Kennedy nach Moskau, der amerikanische Präsident wolle sie keinesfalls. In der Tat, Bush und Gorbatschow halten Kohls Vorpreschen mit dem Zehn-Punkte-Plan für falsch. Der Prozess solle kontrolliert und nicht mit Hochdruck vonstattengehen, bekommt Genscher, der den Kanzler verteidigt, vorwurfsvoll von Gorbatschow zu hören. Vor Weihnachten 1989 spricht der CDU-Abgeordnete Karl Lamers in Moskau von einem "in Zeitnot" entstandenen, "missglückten Dokument" und versichert, es werde keine Rückkehr zu den Grenzen Deutschlands von 1937 geben.
Dass Ende Januar 1990 Gorbatschow im Beraterkreis die Weichen in Richtung Wiedervereinigung stellt, ist bekannt. Unbekannt ist, dass offenbar falsche Einschätzungen zugrunde gelegen haben. So nimmt man an, Deutschland werde nie die bestehenden Grenzen akzeptieren, die Vereinigten Staaten benötigten die sowjetischen Streitkräfte in der DDR zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts in Europa und Kohl strebe eine Konföderation an. Da die Deutschen die Sowjets bräuchten und die deutsche Wirtschaft keine Kostgänger der DDR haben wolle, setzt Gorbatschow auf Zeitgewinn in der Hoffnung, Anschluss an das westliche Wiedervereinigungstempo zu halten. Er hat zwei Trümpfe: Die Gewährung des Selbstbestimmungsrechts durch freie Wahlen in der DDR konzediert er Kohl im Februar und ebnet damit den Weg zur Volkskammerwahl Mitte März.
Seine zweite Trumpfkarte ist die Zustimmung in der Bündnisfrage. Bush macht ihm im Februar die Nato-Mitgliedschaft des vereinten Deutschlands als Garantie für alle Fälle schmackhaft. Orthodoxe Kreml-Kräfte fordern dagegen die Entmilitarisierung als Preis für die Wiedervereinigung. Doch Gorbatschow sieht keinen Hebel, die Nato-Mitgliedschaft Deutschlands zu verhindern. Im Mai bekennt ihm der französische Staatspräsident Mitterrand, er sei weder für noch gegen die Wiedervereinigung. Das ändert nichts an Gorbatschows Überzeugung, allein die Präsenz von US-Streitkräften in Europa ist der Garant des neuen europäischen Sicherheitssystems und der Deutschen in der Nato. Sein Zugeständnis gegenüber Bush Ende Mai in Washington und gegenüber Kohl im Juli ist nur folgerichtig. Dafür erhält er Sicherheitsgarantien des Westens und deutsche Zahlungen. Als der SPD-Vorsitzende Lafontaine ihm im Oktober 1990 die Kosten der Einheit vorrechnet, ist das nicht Gorbatschows Problem.
Der Dokumenten-Band schließt einige Lücken, lässt aber wichtige Fragen offen: Wann und warum entschied sich Gorbatschow wirklich zum Kurswechsel? Wie ging er mit Widerständen in den eigenen Reihen um? Was besprach er mit Ostblockführern? Welche Rolle spielte das Militär? Andere Quellen werden es zeigen.
HANNS JÜRGEN KÜSTERS.
Aleksandr Galkin/Anatolij Tschernjajew (Herausgeber): Michail Gorbatschow und die deutsche Frage. Sowjetische Dokumente 1986-1991. Oldenbourg Verlag, München 2011. 640 S., 69,80 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nur einige wenige Lücken sieht Hanns Jürgen Küsters mit diesem im russischen Original erstmals 2006 erschienenen Materialband zu Gorbatschow und seiner Rolle in der deutschen Frage geschlossen. Den großen, überraschende Erkenntnisse befördernden Wurf kann er nicht erkennen. Wichtige Fragen, wie die nach der Rolle der Ostblockführer oder nach dem genauen Zeitpunkt des Kurswechsels in Moskau, bleiben laut Küsters nach wie vor unbeantwortet. Dabei haben die Herausgeber immerhin 138 Dokumente aus den russischen Archiven gehoben, ediert und als "Konglomerat" aus Politbüroprotokollen, Gesprächsaufzeichnungen, Notizen und Presseberichten veröffentlicht. Schon die Auswahl findet der Rezensent allerdings undurchsichtig und lückenhaft, oft erkennt er den Kontext der Texte nicht und ist froh über die deutsche, den Forschungsstand wiedergebende Nachkommentierung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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