A miracle of still-plentiful hair, raw sex-appeal, and strutting talent . The frontman of one of the most influential and controversial groups of all time. A musical genius with a career spanning over four decades. He is a testament to British glamour, the ultimate architect and demi-god of rock.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.12.2012Es war nie seine Art, die andere Wange hinzuhalten
Kundig, erhellend und mit Sinn für Gerechtigkeit: Philip Normans Biographie von Mick Jagger enthält alles, was wir über einen Rolling Stone wissen müssen.
Von Edo Reents
So etwas sagt man nicht über den Teufel: "Jagger besitzt grundsätzlich einen guten Charakter, allerdings mit einer gewissen Entwicklungsverzögerung, was das Erwachsenwerden betrifft. Immerhin zeigen sich bei ihm mittlerweile erfreuliche Eigenschaften wie Hartnäckigkeit, wenn er sich einer Sache verschrieben hat." Das Zeugnis, das der Schulrektor dem Siebzehnjährigen 1960 ausstellte, bevor dieser, mit übrigens eher linken Anschauungen, an die London School of Economics ging, fiel günstig aus. Wer der Auffassung zuneigt, der Charakter ändere sich grundsätzlich nicht (mehr), der muss sich jedenfalls wundern, dass der Sänger nach dem Konzert von Altamont im Dezember 1969, bei dem die als Ordner engagierten Hells Angels einen jungen Mann erstachen, dastand wie der Leibhaftige. Ihm persönlich wurde die Schuld an diesem Vorfall gegeben, der als das Datum in die Geschichte einging, an dem die Rockmusik, die gerade erst das friedliche Woodstock hinter sich gebracht hatte (allerdings ohne die Rolling Stones), ihre Unschuld verlor.
Darüber ist viel geschrieben worden, auch im deutschsprachigen Raum, und es ist bedauerlich, dass die ehrabschneiderische Version, die Siegfried Schmidt-Joos, ansonsten einer der besten Musikjournalisten überhaupt, dazu mehrmals in Umlauf gebracht hat, nie nennenswerten Widerspruch erfahren hat. Dabei ist in dem Konzertfilm "Gimmie Shelter" eindeutig zu sehen, dass Mick Jagger nicht nur keine Schuld trifft, sondern dass er den Mord gar nicht mitbekommen konnte und sowohl vorher wie nachher außerordentlich umsichtig und verantwortungsbewusst reagierte, indem er das Publikum immer wieder zu beruhigen suchte. Wenn man seinem Biographen Philip Norman glauben darf - wogegen absolut nichts spricht -, dann hat Mick Jagger sich sogar eher wie Jesus Christus verhalten: "Als sich die Stars durch die Wartenden schoben, torkelte ein junger Mann mit irrem Blick auf Mick zu, schlug ihm ins Gesicht und brüllte: ,Ich hasse dich, du Scheißkerl!' Mick blieb gelassen und wies Fuchs an, dem Jungen nichts zu tun."
Nun war es andererseits nie Mick Jaggers Art, auch noch die andere Wange hinzuhalten. Norman lässt ihm, so kann man zusammenfassend über seinen sehr lesenswerten und in vielem außerordentlich erhellenden Siebenhundertseiter sagen, einfach nur Gerechtigkeit widerfahren; er schont ihn nicht, vor allem nicht bei seinen Frauengeschichten, aber mit moralischen Bewertungen hält er sich zurück. Es wäre aber auch eine Albernheit, dem Mann, der "Sympathy for the Devil" geschrieben hat, selbst teuflische Züge unterschieben zu wollen. Norman nennt gute Gründe dafür, neben der unerhörten stimmlichen Dynamik auch die lyrische Brillanz, warum dieses längst zu Tode gespielte und doch unsterbliche Lied Jaggers absolutes Meisterwerk ist, dessen Text offenbar inspiriert ist von Michail Bulgakows erst unlängst wieder ausgegrabenem Roman "Der Meister und Margarita", der den Teufel ebenfalls als kultivierte Type zeichnet. Ein Engel war und ist Jagger, wie gesagt, trotzdem nicht. Norman weiß von unangenehmen Begebenheiten zu berichten. In aller Öffentlichkeit danach gefragt, was er sich bei seinen Striplokal-Besuchen eigentlich denke, antwortete Jagger: "Sie können fünf Kinder haben, ohne ein ,Familienmensch' zu sein." Oder im Zusammenhang mit dem Bassisten Bill Wyman, der, wie vorher schon der Gitarrist Mick Taylor, den Mumm hatte, die Band lebend zu verlassen: "Wenn Bill mit Freunden in einem Restaurant beim Abendessen saß, gesellte sich Mick schon mal mit seiner ganzen Entourage zu ihm an den Tisch, bestellte den teuersten Champagner und zog wieder ab, ehe die fette Rechnung präsentiert wurde. Aber wenn Bill um eine Unterredung unter vier Augen bat, um etwas Geschäftliches zu besprechen, hieß es, Mick habe zu viel zu tun."
Kollegenmobbing soll es geben, und entsprechende Züge ließen sich wohl auch leicht an gewissen Hochkulturträgern ausmachen. Norman wendet sich an ein Publikum, das schon mal hat läuten hören, dass für einen notorisch geizigen Menschen wie Jagger bei Geld die Feindschaft manchmal anfängt und dass sein eigentliches Baby die Rolling Stones sind, jetzt schon seit unglaublichen fünfzig Jahren. Dass ihn seine sieben Kinder trotzdem "vergöttern", wie Norman sagt, aber natürlich nicht beweisen kann, wird auch seine Gründe haben. Jeder, den er befragt hat, schildert Jagger als jemanden, der, wenn es darauf ankam, ausgesprochen fürsorglich und auch finanziell großzügig war, auch die Texanerin Jerry Hall, die unter seiner Untreue wohl am meisten litt. Sogar Keith Richards, sein glimmer twin, bekam diesen Zug in den Zeiten seiner schlimmsten Drogensucht zu spüren.
Dass Jagger selbst nie mit Sucht zu tun hatte, wusste man. Ein neues Licht auf diese Figur, deren Leben auch oder sogar erst recht außerhalb des Bandzusammenhangs zu interessieren, ja, zu faszinieren vermag, wirft die bis heute strikt durchgehaltene Devise des "never complain, never explain" (sich nie beklagen, sich nie rechtfertigen). Grund, dagegen zu verstoßen hätte Mick Jagger oft genug gehabt, den triftigsten wohl 1967, in dem Jahr, in dem den Rolling Stones von der britischen Polizei und Justiz übel mitgespielt wurde. Norman verfolgt die Spur des mysteriösen David Snyderman, der Acid King David genannt und vom amerikanischen FBI wie vom britischen MI5 angeworben wurde, um den Musikern auf einer an sich absolut harmlosen Wochenendparty LSD unterzuschieben und sie anschließend zu verpfeifen. Jagger und Richards kamen für kurze Zeit ins Gefängnis und konnten auch sonst nicht von sich sagen, dass sie die Öffentlichkeit auf Händen getragen hätte - im Gegensatz zu den in Wirklichkeit kaum weniger verruchten Beatles, aber an diesem Nationalheiligtum vergriff sich damals zumindest in England niemand. Es ist jedenfalls interessant, dass Mick Jagger sich selbst in dieser privat wie beruflich aufreibenden Zeit nie zu einer Bemerkung gegen das sogenannte Establishment hinreißen ließ.
Dass er selbst von Anfang an unbedingt dazugehören wollte und es, sehr zum Missfallen von Keith Richards, inzwischen zum "Sir" gebracht hat, stimmt natürlich. Norman behandelt diesen Aufstiegswillen, der ihn sich früh von den schäbig-versifften Lebensumständen der jungen, absoluten Bluesfanatiker namens Rolling Stones absetzen ließ - aber er behandelt sie mit ebensolcher Neutralität wie die geradezu "narzisstische Selbstbezogenheit" Jaggers, die ja ebenfalls eine bekannte Tatsache ist. Die Frage ist nur, ob es bei einem Künstler dieses Ranges auch ohne gegangen wäre. Wahrscheinlich nicht, obwohl Norman auffallend wenig Neigung zeigt, Jaggers Genie, das ja nicht nur im Geldverdienen besteht, unter diesem Aspekt unter die Lupe zu nehmen.
Diesen Mangel an "Psychologie" könnte man als Versäumnis verbuchen; aber die Fakten sprechen für sich - und meistens für Mick Jagger: sein gesundes Misstrauen gegen den betrügerischen Manager Allen Klein, der sich aber trotzdem die Rechte an allen Songs aus der Decca-Zeit (bis 1970) unter den Nagel riss; seine Selbstkontrolle, die manchen Interviewer verzweifeln ließ; seine Bildung; seine Bereitschaft, sich bei seinen Filmprojekten anstandslos unterzuordnen; sein immenses logistisches Talent, das mit kniffligsten Privatarrangements genauso fertig wurde wie mit immer gigantischer werdenden Tourneen. Mick Jagger, mit anderen Worten, hatte alles im Griff, während Keith Richards die meiste Zeit stoned war, ohne deswegen weniger geniale Musik zu schreiben, und der Rest ohnehin nichts zu sagen hatte.
Die eingefleischtesten unter den Stones-Fans werden in dieser Biographie, deren zeitlicher Schwerpunkt vernünftigerweise ganz auf die Hochphase der Band gelegt wurde, also bis circa 1980, und die danach erheblich geraffter erzählt, auf manches Vertraute stoßen und wahrscheinlich auch wissen, von wem, ob (mehr) von Jagger oder Richards, welches Lied stammt. Der weniger Eingeweihte hätte sich wohl ein wenig mehr Anleitung beim Lüften manches songschreiberischen Mysteriums gewünscht; allzu selbstverständlich setzt Norman die Bedeutung dieser Musik voraus.
Als Biograph ist er bestens ausgewiesen und hat zuletzt tausend Seiten über John Lennon vorgelegt. Er war sogar unter den Autoren, die Jagger schon vor dreißig Jahren beim Schreiben seiner Autobiographie unter die Arme hätten greifen wollen. Daraus wurde nichts - nicht aber, wie Siegfried Schmidt-Joos immer noch insinuiert, weil das dann von einem anderen Autor abgelieferte Manuskript zu sehr Jaggers unschöne Seiten bloßgelegt hätte, sondern weil es einfach zu langweilig war. Nicht nur in dieser Hinsicht ist diese Biographie, die auch außerhalb von Fankreisen Interesse beanspruchen darf, mehr als eine Entschädigung.
Philip Norman: "Mick Jagger". Die Biographie.
Aus dem Englischen von Gabriele Gockel, Sonja Schumacher und Gabriele Zybak. Droemer Knaur Verlag, München 2012. 720 S., geb., 24,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kundig, erhellend und mit Sinn für Gerechtigkeit: Philip Normans Biographie von Mick Jagger enthält alles, was wir über einen Rolling Stone wissen müssen.
Von Edo Reents
So etwas sagt man nicht über den Teufel: "Jagger besitzt grundsätzlich einen guten Charakter, allerdings mit einer gewissen Entwicklungsverzögerung, was das Erwachsenwerden betrifft. Immerhin zeigen sich bei ihm mittlerweile erfreuliche Eigenschaften wie Hartnäckigkeit, wenn er sich einer Sache verschrieben hat." Das Zeugnis, das der Schulrektor dem Siebzehnjährigen 1960 ausstellte, bevor dieser, mit übrigens eher linken Anschauungen, an die London School of Economics ging, fiel günstig aus. Wer der Auffassung zuneigt, der Charakter ändere sich grundsätzlich nicht (mehr), der muss sich jedenfalls wundern, dass der Sänger nach dem Konzert von Altamont im Dezember 1969, bei dem die als Ordner engagierten Hells Angels einen jungen Mann erstachen, dastand wie der Leibhaftige. Ihm persönlich wurde die Schuld an diesem Vorfall gegeben, der als das Datum in die Geschichte einging, an dem die Rockmusik, die gerade erst das friedliche Woodstock hinter sich gebracht hatte (allerdings ohne die Rolling Stones), ihre Unschuld verlor.
Darüber ist viel geschrieben worden, auch im deutschsprachigen Raum, und es ist bedauerlich, dass die ehrabschneiderische Version, die Siegfried Schmidt-Joos, ansonsten einer der besten Musikjournalisten überhaupt, dazu mehrmals in Umlauf gebracht hat, nie nennenswerten Widerspruch erfahren hat. Dabei ist in dem Konzertfilm "Gimmie Shelter" eindeutig zu sehen, dass Mick Jagger nicht nur keine Schuld trifft, sondern dass er den Mord gar nicht mitbekommen konnte und sowohl vorher wie nachher außerordentlich umsichtig und verantwortungsbewusst reagierte, indem er das Publikum immer wieder zu beruhigen suchte. Wenn man seinem Biographen Philip Norman glauben darf - wogegen absolut nichts spricht -, dann hat Mick Jagger sich sogar eher wie Jesus Christus verhalten: "Als sich die Stars durch die Wartenden schoben, torkelte ein junger Mann mit irrem Blick auf Mick zu, schlug ihm ins Gesicht und brüllte: ,Ich hasse dich, du Scheißkerl!' Mick blieb gelassen und wies Fuchs an, dem Jungen nichts zu tun."
Nun war es andererseits nie Mick Jaggers Art, auch noch die andere Wange hinzuhalten. Norman lässt ihm, so kann man zusammenfassend über seinen sehr lesenswerten und in vielem außerordentlich erhellenden Siebenhundertseiter sagen, einfach nur Gerechtigkeit widerfahren; er schont ihn nicht, vor allem nicht bei seinen Frauengeschichten, aber mit moralischen Bewertungen hält er sich zurück. Es wäre aber auch eine Albernheit, dem Mann, der "Sympathy for the Devil" geschrieben hat, selbst teuflische Züge unterschieben zu wollen. Norman nennt gute Gründe dafür, neben der unerhörten stimmlichen Dynamik auch die lyrische Brillanz, warum dieses längst zu Tode gespielte und doch unsterbliche Lied Jaggers absolutes Meisterwerk ist, dessen Text offenbar inspiriert ist von Michail Bulgakows erst unlängst wieder ausgegrabenem Roman "Der Meister und Margarita", der den Teufel ebenfalls als kultivierte Type zeichnet. Ein Engel war und ist Jagger, wie gesagt, trotzdem nicht. Norman weiß von unangenehmen Begebenheiten zu berichten. In aller Öffentlichkeit danach gefragt, was er sich bei seinen Striplokal-Besuchen eigentlich denke, antwortete Jagger: "Sie können fünf Kinder haben, ohne ein ,Familienmensch' zu sein." Oder im Zusammenhang mit dem Bassisten Bill Wyman, der, wie vorher schon der Gitarrist Mick Taylor, den Mumm hatte, die Band lebend zu verlassen: "Wenn Bill mit Freunden in einem Restaurant beim Abendessen saß, gesellte sich Mick schon mal mit seiner ganzen Entourage zu ihm an den Tisch, bestellte den teuersten Champagner und zog wieder ab, ehe die fette Rechnung präsentiert wurde. Aber wenn Bill um eine Unterredung unter vier Augen bat, um etwas Geschäftliches zu besprechen, hieß es, Mick habe zu viel zu tun."
Kollegenmobbing soll es geben, und entsprechende Züge ließen sich wohl auch leicht an gewissen Hochkulturträgern ausmachen. Norman wendet sich an ein Publikum, das schon mal hat läuten hören, dass für einen notorisch geizigen Menschen wie Jagger bei Geld die Feindschaft manchmal anfängt und dass sein eigentliches Baby die Rolling Stones sind, jetzt schon seit unglaublichen fünfzig Jahren. Dass ihn seine sieben Kinder trotzdem "vergöttern", wie Norman sagt, aber natürlich nicht beweisen kann, wird auch seine Gründe haben. Jeder, den er befragt hat, schildert Jagger als jemanden, der, wenn es darauf ankam, ausgesprochen fürsorglich und auch finanziell großzügig war, auch die Texanerin Jerry Hall, die unter seiner Untreue wohl am meisten litt. Sogar Keith Richards, sein glimmer twin, bekam diesen Zug in den Zeiten seiner schlimmsten Drogensucht zu spüren.
Dass Jagger selbst nie mit Sucht zu tun hatte, wusste man. Ein neues Licht auf diese Figur, deren Leben auch oder sogar erst recht außerhalb des Bandzusammenhangs zu interessieren, ja, zu faszinieren vermag, wirft die bis heute strikt durchgehaltene Devise des "never complain, never explain" (sich nie beklagen, sich nie rechtfertigen). Grund, dagegen zu verstoßen hätte Mick Jagger oft genug gehabt, den triftigsten wohl 1967, in dem Jahr, in dem den Rolling Stones von der britischen Polizei und Justiz übel mitgespielt wurde. Norman verfolgt die Spur des mysteriösen David Snyderman, der Acid King David genannt und vom amerikanischen FBI wie vom britischen MI5 angeworben wurde, um den Musikern auf einer an sich absolut harmlosen Wochenendparty LSD unterzuschieben und sie anschließend zu verpfeifen. Jagger und Richards kamen für kurze Zeit ins Gefängnis und konnten auch sonst nicht von sich sagen, dass sie die Öffentlichkeit auf Händen getragen hätte - im Gegensatz zu den in Wirklichkeit kaum weniger verruchten Beatles, aber an diesem Nationalheiligtum vergriff sich damals zumindest in England niemand. Es ist jedenfalls interessant, dass Mick Jagger sich selbst in dieser privat wie beruflich aufreibenden Zeit nie zu einer Bemerkung gegen das sogenannte Establishment hinreißen ließ.
Dass er selbst von Anfang an unbedingt dazugehören wollte und es, sehr zum Missfallen von Keith Richards, inzwischen zum "Sir" gebracht hat, stimmt natürlich. Norman behandelt diesen Aufstiegswillen, der ihn sich früh von den schäbig-versifften Lebensumständen der jungen, absoluten Bluesfanatiker namens Rolling Stones absetzen ließ - aber er behandelt sie mit ebensolcher Neutralität wie die geradezu "narzisstische Selbstbezogenheit" Jaggers, die ja ebenfalls eine bekannte Tatsache ist. Die Frage ist nur, ob es bei einem Künstler dieses Ranges auch ohne gegangen wäre. Wahrscheinlich nicht, obwohl Norman auffallend wenig Neigung zeigt, Jaggers Genie, das ja nicht nur im Geldverdienen besteht, unter diesem Aspekt unter die Lupe zu nehmen.
Diesen Mangel an "Psychologie" könnte man als Versäumnis verbuchen; aber die Fakten sprechen für sich - und meistens für Mick Jagger: sein gesundes Misstrauen gegen den betrügerischen Manager Allen Klein, der sich aber trotzdem die Rechte an allen Songs aus der Decca-Zeit (bis 1970) unter den Nagel riss; seine Selbstkontrolle, die manchen Interviewer verzweifeln ließ; seine Bildung; seine Bereitschaft, sich bei seinen Filmprojekten anstandslos unterzuordnen; sein immenses logistisches Talent, das mit kniffligsten Privatarrangements genauso fertig wurde wie mit immer gigantischer werdenden Tourneen. Mick Jagger, mit anderen Worten, hatte alles im Griff, während Keith Richards die meiste Zeit stoned war, ohne deswegen weniger geniale Musik zu schreiben, und der Rest ohnehin nichts zu sagen hatte.
Die eingefleischtesten unter den Stones-Fans werden in dieser Biographie, deren zeitlicher Schwerpunkt vernünftigerweise ganz auf die Hochphase der Band gelegt wurde, also bis circa 1980, und die danach erheblich geraffter erzählt, auf manches Vertraute stoßen und wahrscheinlich auch wissen, von wem, ob (mehr) von Jagger oder Richards, welches Lied stammt. Der weniger Eingeweihte hätte sich wohl ein wenig mehr Anleitung beim Lüften manches songschreiberischen Mysteriums gewünscht; allzu selbstverständlich setzt Norman die Bedeutung dieser Musik voraus.
Als Biograph ist er bestens ausgewiesen und hat zuletzt tausend Seiten über John Lennon vorgelegt. Er war sogar unter den Autoren, die Jagger schon vor dreißig Jahren beim Schreiben seiner Autobiographie unter die Arme hätten greifen wollen. Daraus wurde nichts - nicht aber, wie Siegfried Schmidt-Joos immer noch insinuiert, weil das dann von einem anderen Autor abgelieferte Manuskript zu sehr Jaggers unschöne Seiten bloßgelegt hätte, sondern weil es einfach zu langweilig war. Nicht nur in dieser Hinsicht ist diese Biographie, die auch außerhalb von Fankreisen Interesse beanspruchen darf, mehr als eine Entschädigung.
Philip Norman: "Mick Jagger". Die Biographie.
Aus dem Englischen von Gabriele Gockel, Sonja Schumacher und Gabriele Zybak. Droemer Knaur Verlag, München 2012. 720 S., geb., 24,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
'Commendable thoroughness, engaging wit and boundless energy, much as Jagger has shown over the decades' Mail on Sunday
'Hugely readable' The Guardian
'One of Norman's triumphs in Mick Jagger is to chart the decade's evolution as well as his progress within it' Sunday Express
'The most ambitious and comprehensive Jagger biography to date' Rolling Stone
'Extremely well researched' Rolling Stone
'Barnstorming...Norman has ploughed this terrain for much of his career, and brings to his subject both a deep fascination with the ecology of rock'n'roll plus a sharp eye for its absurdities' The Observer
'Norman's book reads like a thrill ride. He captures as well as anybody that magical combination of youth, talent and low rent that would eventually become the Rolling Stones' The New York Times
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