Dass Science Fiction von Wissenschaft und Technologie erzählt, ist ein gängiges Missverständnis. Tut sie zwar mitunter, aber eigentlich geht es um den Abstand zwischen dem, wie die Welt ist, und dem, was möglich wäre. Um menschliche Schwächen, den Irrsinn unserer Gesellschaft, um den Begriff des Lebens. Manche Geschichten könnten genauso gut Social Fiction heißen. Werden künstliche Intelligenzen eines Tages das Wahlrecht beantragen? Wie nimmt man mit Aliens Kontakt auf, ohne sie zu beleidigen?Die Micro SF-Geschichten von O. Westin bestehen nur aus wenigen Sätzen; Birthe Mühlhoff hat aus über 1.000 Geschichten mehr als 350 ausgewählt und ins Deutsche übersetzt.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.07.2019NEUE TASCHENBÜCHER
Geschichten in ein,
zwei Sätzen
„Es war einmal, da gab es eine einzige Vergangenheit und viele mögliche Zukünfte. Dann kamen kluge Männer, jeder von ihnen erzählte von einer anderen Vergangenheit und jeweils nur von einer Zukunft.“ Das ist eine der kleinen Science-Fiction-Geschichten des britischen IT-Spezialisten O. Westin, die in der Kürze eines Tweets Ideen komprimieren, die im besten Fall einen ganzen Roman oder eine philosophische Abhandlung tragen könnten, oft auch nur Klischees aus Hollywood-Filmen aufspießen oder kleine Einfälle fiktionalisieren. „Aus Sicherheitsgründen wurden die Roboter so programmiert, dass Ethik für sie an erster Stelle stand. Als sie merkten, dass ihre Energie aus Kohlekraftwerken kam, schalteten sie sich alle ab“. Eine Auswahl dieser oft mehrfach verschränkten und verschachtelten, manchmal fiesen, manchmal witzigen, manchmal rätselhaften Mini-Storys ist jetzt in Buchform unter dem Titel „Micro Science Fiction“ erschienen. Wie bei Sci-Fi üblich ist da mancher Unsinn dabei, aber in den besten seiner ultra-kurzen Werke gelingt es Westin, dass der Leser aus zwei, drei Sätzen einen ganzen kleinen Kosmos entfalten kann. NICOLAS FREUND
O. Westin: Micro Science Fiction. Aus dem Englischen von Birthe Mühlhoff. Mikrotext Berlin, 2019. 192 Seiten,
14,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Geschichten in ein,
zwei Sätzen
„Es war einmal, da gab es eine einzige Vergangenheit und viele mögliche Zukünfte. Dann kamen kluge Männer, jeder von ihnen erzählte von einer anderen Vergangenheit und jeweils nur von einer Zukunft.“ Das ist eine der kleinen Science-Fiction-Geschichten des britischen IT-Spezialisten O. Westin, die in der Kürze eines Tweets Ideen komprimieren, die im besten Fall einen ganzen Roman oder eine philosophische Abhandlung tragen könnten, oft auch nur Klischees aus Hollywood-Filmen aufspießen oder kleine Einfälle fiktionalisieren. „Aus Sicherheitsgründen wurden die Roboter so programmiert, dass Ethik für sie an erster Stelle stand. Als sie merkten, dass ihre Energie aus Kohlekraftwerken kam, schalteten sie sich alle ab“. Eine Auswahl dieser oft mehrfach verschränkten und verschachtelten, manchmal fiesen, manchmal witzigen, manchmal rätselhaften Mini-Storys ist jetzt in Buchform unter dem Titel „Micro Science Fiction“ erschienen. Wie bei Sci-Fi üblich ist da mancher Unsinn dabei, aber in den besten seiner ultra-kurzen Werke gelingt es Westin, dass der Leser aus zwei, drei Sätzen einen ganzen kleinen Kosmos entfalten kann. NICOLAS FREUND
O. Westin: Micro Science Fiction. Aus dem Englischen von Birthe Mühlhoff. Mikrotext Berlin, 2019. 192 Seiten,
14,99 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Marten Hahn ist dem Verlag Mikrotext äußerst dankbar. Schließlich sorgen Veröffentlichungen wie die der Tweets des britischen IT-Spezis O. Westin dafür, das der Rezensent nicht beim Lesen der 280 Zeichen-Sci-Fi-und-Fantasygeschichten unversehens bei Katzenvideos landet. Puh. Wie der Autor Gedanken zu Robotern und fliegenden Autos maximal verdichtet, findet er aber auch so lesenswert - er spricht gar von kleinen Diamanten -, auch wenn die Übersetzungen, wie die zeitgleich erscheinende Originalausgabe laut Hahn ersichtlich macht, nicht immer ins Schwarze trifft. Hier ein kleiner Westinscher Diamant: "Sie gab ein Vermögen für eine Zeitreise aus, um ihren Lieblingskünstler zu treffen. Er bat darum, ein Porträ