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An instant classic in the vein of Jurassic Park, this boundary-pushing novel has all the hallmarks of Michael Crichtonâ s greatest adventures with its combination of pulse-pounding thrills, cutting-edge technology, and extraordinary research

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Produktbeschreibung
An instant classic in the vein of Jurassic Park, this boundary-pushing novel has all the hallmarks of Michael Crichtonâ s greatest adventures with its combination of pulse-pounding thrills, cutting-edge technology, and extraordinary research
Autorenporträt
Michael Crichton (1942-2008) was the author of the ground-breaking novels The Great Train Robbery, Jurassic Park, Disclosure, Prey, State of Fear and Next, among many others. Crichton's books have sold more than 200 million copies worldwide, have been translated into thirty-eight languages, and provided the basis for thirteen feature films. Also known as a filmmaker and creator of ER, he remains the only writer to have a number one book, movie, and TV show in the same year.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.06.2012

Fauchende Fliegenlarven

Liebling, ich hab die Nachwuchsforscher geschrumpft: In "Micro", postum veröffentlicht, nimmt Michael Crichton sich ein mythisches Motiv und mischt die Angst vor neuen Technologien unter.

Die größten Erfolge des Bestsellerautors Michael Crichton beruhten auf einem einfachen Rezept: Man nehme eine neue Technologie, die ohne ein naturwissenschaftliches Grundstudium kaum zu begreifen ist, aber in der breiten Bevölkerung bereits mit Misstrauen beäugt wird. Darüber schreibe man eine Geschichte, in der die aufstrebende Forschungsrichtung Blüten treibt, die zwar nichts mit der Realität mehr gemein haben, die aber uralte Ängste bedienen. Anleihen aus der Welt der Märchen und alte mythische Motive sind dabei durchaus erlaubt. So hat Crichton, Jahrgang 1942 und Mediziner, beispielsweise Anfang der neunziger Jahre die Angst aufgegriffen vor dem, was sich hinter Termini wie "Klonen", "Biotechnologie" und "Gentechnik" verbarg, und einen Thriller zum Thema geschrieben: In "Jurassic Park" ging es jedoch nicht um Labormethoden, neue Therapien oder einen Streit zwischen Forschern und Ethikern, sondern um Drachen, die Menschen durch eine Wildnis verfolgen; Crichton hatte kurzerhand eine besonders anschauliche Gefahr heraufbeschworen und mit Hilfe biotechnologischer Methoden die Dinosaurier wiederauferstehen lassen.

Als er sich 2004 mit seinem Buch "Welt in Angst" den Klimawandel vornahm, schilderte er nicht eine Naturkatastrophe und ihre Hintergründe, sondern lieferte die Anatomie einer Verschwörung: Ökoterroristen wollen ein künstliches Seebeben auslösen, um die Welt in Angst vor dem Klimawandel zu halten; eine Umweltorganisation mischt mit. Man musste also weder etwas von Physik und Chemie verstehen noch sich dafür interessieren, um sich dem komplexen und kontroversen Thema Klimawandel zu nähern. Man musste sich nur eine uralte Geschichte erzählen lassen: darüber, dass Menschen andere Menschen manipulieren. Auf diese Weise hat Crichton Diskurse, in die man eigentlich nur mit profundem naturwissenschaftlichen Kenntnissen einsteigen kann, massentauglich gemacht.

Nahtlos fügt sich Crichtons Buch "Micro" in diese Reihe ein. Aber vielleicht wird der alte Trick auch erst durch dieses wohl letzte, von dem Bestsellerautor Richard Preston nach Entwürfen von Crichton zu Ende geschriebene und postum veröffentlichte Werk wirklich augenfällig. In "Micro" wird das bekannte Prinzip nämlich ziemlich auf die Spitze getrieben: Crichton, der 2008 an Krebs starb, hat sich darin der Nanotechnologie angenommen. Er hält sich aber natürlich nicht mit Verbraucherschutzfragen auf, die sich in der Wirklichkeit dort stellen, wo Nanotechnik in Kosmetik oder Lebensmitteln eingesetzt wird, auch mit Physik werden die Leser nicht belästigt. Nanotechnologie, das ist bei Crichton das Schrumpfen von Gegenständen und Lebewesen mit einer Zaubermaschine, dem "Tensorgenerator".

Ein geld- und machtgieriger Großinvestor hat im Hinterland von Hawaii eine Firma errichtet, in der alles geschrumpft werden kann, von Kriegsgerät bis hin zu lebendigen Menschen. Die haben allerdings am Ende nicht Nanogröße - ein Nanometer ist nur ein Millionstelmillimeter -, sondern messen immerhin noch einen guten Zentimeter. Auf diese Größe reduziert, können sie winzige Maschinen bedienen und damit vielversprechende Substanzen aus den Pflanzen im Urwald Hawaiis gewinnen. "Nanimed", das obskure Unternehmen, will seine Produkte der Pharma- und der Waffenindustrie verkaufen.

Crichton hat mit dem Schrumpfen ein Standardmotiv der Mythen und auch der Science-Fiction verwendet, wie es etwa in Grimms und Andersens Märchen - "Daumesdick" oder "Däumelinchen" - auftaucht oder auch in älteren erfolgreichen Science-Fiction-Romanen, etwa "The Shrinking Man" (1956) von Richard Matheson. Dass seine Story im Ergebnis nur ein wenig hanebüchen, nicht aber konventionell wirkt, ist Crichtons Talent zu verdanken, soziale Beziehungen realitätsnah und spannend zu schildern. In früheren Büchern gelang ihm das etwa, wenn Familien auftraten. In "Micro" macht er eine Gruppe von Harvard-Studenten zu zentralen Helden. Die Verbrecherfirma Nanimed will die Nachwuchsforscher anwerben, doch als die jungen Leute unbequeme Fragen stellen, werden sie kurzerhand geschrumpft und im Dschungel ausgesetzt - der Auftakt einer abenteuerlichen Reise, auf der es gilt, sich gegen giftige Hundertfüßer und hungrige Wespenlarven zu wehren.

Das ist mit Tempo erzählt und nicht einmal ohne Sinn für Humor, wie etwa die Figur des einzigen der sieben Jungwissenschaftler, der über "wissenschaftliche linguistische Codes und Paradigmenwechsel" promoviert und somit Geisteswissenschaftler ist, beweist. Während jeder einzelne der Laborforscher über Fähigkeiten verfügt, die der Gruppe das Überleben in der Wildnis ermöglichen - Kenntnisse über das Verhalten von Insekten etwa oder sogar über die Herstellung des Pfeilgifts Curare, mit dem sich Fressfeinde zur Strecke bringen lassen -, ist der Geisteswissenschaftler die Nervensäge, die die Gruppe mit ihrer Inkompetenz immer wieder in Gefahr bringt und inmitten des Chaos nur beizusteuern weiß: "Eigentlich würde ich jetzt am liebsten im Algiers Coffeehouse am Harvard Square einen Espresso trinken und Wittgenstein lesen."

Daneben blitzt in jeder Szene Crichtons/Prestons Spaß an der Erschaffung und Erkundung der Mikrowelt auf, durch die sich die Helden kämpfen müssen. Fauchende Fliegenlarven, das rasselnde Außenskelett von Solitärwespen und zischende Heuschrecken bilden den Soundtrack einer Abenteuergeschichte, für die die Anatomie und Lebensweise von Insekten wohl akribisch recherchiert werden mussten. Das tröstet darüber hinweg, dass die jungen Forscher ein wenig aus der Zeit gefallen wirken.

So lebendig ihre Interaktion auch geschildert wird, das Versprechen, hochaktuelle Spitzenforschung zum Kernthema eines Thrillers zu machen, hält Crichton - einmal mehr und vermutlich absichtsvoll - nicht ein. Die Doktoranden könnten genauso gut in einem Labor der sechziger Jahre mit ihren Projekten auf den wissenschaftlichen Durchbruch hoffen: Sie halten Kobras und Käfer, gewinnen Schlangengift und studieren die Formationen von Spinnennetzen. Molekularbiologen sucht man vergebens. So ist "Micro" eben doch ein Märchen, und wenn man das unvollendete Vorwort, das original von Michael Crichton stammt, genau liest, dann erfährt man, dass er auch tatsächlich keinen Grund dafür gesehen hat, das Wissen seiner Leser auf den neuesten Stand zu bringen. Er schreibt: "Im Umgang mit der Natur ist uns Gewissheit verwehrt. Und das wird auch immer so bleiben."

Die Lektüre von "Micro" wird jedenfalls nicht zur Aufklärung über die Welt der naturwissenschaftlichen Forschung beitragen. Aber zur Unterhaltung mit Sicherheit.

CHRISTINA HUCKLENBROICH

Michael Crichton, Richard Preston: "Micro".

Blessing Verlag, München 2012. 544 S., geb., 22,95 [Euro].

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