95 Prozent aller Computer laufen mit dem Betriebssystem »Windows« aus dem Hause Microsoft. Die neue Version XP ist soeben erschienen und reagiert wiederum auf strategische Entwicklungen der letzten Jahre. Vor dreißig Jahren hätte das niemand gedacht, als der junge Student Bill Gates DOS programmierte, das »Disk Operating System«, und die Lizenz an IBM verkaufte. Heute ist Bill Gates einer der reichsten Männer der Welt - und der von der Computerwelt am meisten angefeindete.
In dem Sammelband wird das Phänomen Microsoft von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Neben einem Psychogramm von Bill Gates wird u. a. die Marketingstrategie untersucht, die technischen Stärken und Schwächen der Programme, der Browserkrieg mit Netscape, der Kauf digitaler Bildrechte weltbekannter Museen durch Bill Gates. Microsoft als Wirtschaftsmacht und Microsoft und das Internet werden ebenso thematisiert wie die sensible Frage des Datenschutzes.
In dem Sammelband wird das Phänomen Microsoft von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Neben einem Psychogramm von Bill Gates wird u. a. die Marketingstrategie untersucht, die technischen Stärken und Schwächen der Programme, der Browserkrieg mit Netscape, der Kauf digitaler Bildrechte weltbekannter Museen durch Bill Gates. Microsoft als Wirtschaftsmacht und Microsoft und das Internet werden ebenso thematisiert wie die sensible Frage des Datenschutzes.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.01.2003Microsoft
Macht und Mißtrauen
Alexander Roesler/Bernd Stiegler (Herausgeber): Microsoft. Medien. Macht. Monopol. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt 2002,. 272 Seiten, 11 Euro.
Die Vorwürfe gegen das Software-Unternehmen Microsoft sind spätestens seit dem spektakulären Monopolprozeß in den Vereinigten Staaten hinlänglich bekannt: Seine Produkte seien schlecht und unsicher, die Marktdominanz beruhe vor allem auf einer bewußten, bisweilen räuberischen Verdrängungsstrategie, die dazu führe, daß der Konsument gar nicht mehr die Wahl habe, sich für Konkurrenzprodukte zu entscheiden. Auch in dem kleinen Sammelband gibt es viel derart emotional Aufgeheiztes zu lesen. "Von 1981 bis auf den heutigen Tag betreibt Microsoft einen schwindelerregenden Man-Power-Expansionismus mit dem tief im Betrieb verankerten Ziel, ein Weltmonopol für Software zu erlangen", wettert zum Beispiel der Medienwissenschaftler Wolfgang Hagen. Man möchte fragen: "Ja und?" Das Microsoft-Monopol normiere die Welt, es forciere im "techno-ökonomischen Zentrum der Weltwirtschaft die geopolitischen Machtinteressen der USA". Dabei sei der Firmengründer Bill Gates kein Genie, sondern "bloß ein Opportunist, der das kapitalistische System Amok laufen ließ", schreibt der Philosoph Slavoj Zizek. Sein Problem ist vielmehr: "Wie ist das kapitalistische System strukturiert, was ist damit nicht in Ordnung, daß ein Individuum solch unverhältnismäßige Macht erlangen kann?" Aber trotzdem ist das Buch interessant. Wer von der vorurteilsgeladenen Häme der meisten Autoren gegenüber Microsoft zu abstrahieren weiß, erhält hilfreiche technische Erklärungen, erhellende Details zur Geschichte und den strategischen Schachzügen des Unternehmens, zum Werdegang von Bill Gates, eine halbwegs vorurteilsfreie Untersuchung zur Frage, was der Firmengründer als Programmierer wirklich taugt, sowie - das ist mit Abstand das Spannendste - eine detaillierte Darstellung des Konflikts zwischen Microsoft als Vertreter der "proprietären" Software und der als besonders innovativ geltenden Open-Source-Gemeinde um Linux, die keine Eigentumsrechte kennt.
KAREN HORN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Macht und Mißtrauen
Alexander Roesler/Bernd Stiegler (Herausgeber): Microsoft. Medien. Macht. Monopol. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt 2002,. 272 Seiten, 11 Euro.
Die Vorwürfe gegen das Software-Unternehmen Microsoft sind spätestens seit dem spektakulären Monopolprozeß in den Vereinigten Staaten hinlänglich bekannt: Seine Produkte seien schlecht und unsicher, die Marktdominanz beruhe vor allem auf einer bewußten, bisweilen räuberischen Verdrängungsstrategie, die dazu führe, daß der Konsument gar nicht mehr die Wahl habe, sich für Konkurrenzprodukte zu entscheiden. Auch in dem kleinen Sammelband gibt es viel derart emotional Aufgeheiztes zu lesen. "Von 1981 bis auf den heutigen Tag betreibt Microsoft einen schwindelerregenden Man-Power-Expansionismus mit dem tief im Betrieb verankerten Ziel, ein Weltmonopol für Software zu erlangen", wettert zum Beispiel der Medienwissenschaftler Wolfgang Hagen. Man möchte fragen: "Ja und?" Das Microsoft-Monopol normiere die Welt, es forciere im "techno-ökonomischen Zentrum der Weltwirtschaft die geopolitischen Machtinteressen der USA". Dabei sei der Firmengründer Bill Gates kein Genie, sondern "bloß ein Opportunist, der das kapitalistische System Amok laufen ließ", schreibt der Philosoph Slavoj Zizek. Sein Problem ist vielmehr: "Wie ist das kapitalistische System strukturiert, was ist damit nicht in Ordnung, daß ein Individuum solch unverhältnismäßige Macht erlangen kann?" Aber trotzdem ist das Buch interessant. Wer von der vorurteilsgeladenen Häme der meisten Autoren gegenüber Microsoft zu abstrahieren weiß, erhält hilfreiche technische Erklärungen, erhellende Details zur Geschichte und den strategischen Schachzügen des Unternehmens, zum Werdegang von Bill Gates, eine halbwegs vorurteilsfreie Untersuchung zur Frage, was der Firmengründer als Programmierer wirklich taugt, sowie - das ist mit Abstand das Spannendste - eine detaillierte Darstellung des Konflikts zwischen Microsoft als Vertreter der "proprietären" Software und der als besonders innovativ geltenden Open-Source-Gemeinde um Linux, die keine Eigentumsrechte kennt.
KAREN HORN
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Mit der Tendenz dieses Sammelbandes ist die Rezensentin Karen Horn sichtlich unzufrieden. Auf den Vorwurf Wolfgang Hagens, Microsoft strebe nach dem "Weltmonopol für Software" fällt ihr nur die Frage "Ja und?" ein, die geballte Kapitalismuskritik, für die exemplarisch noch der Philosoph Slavoj Zizek zitiert wird, ist ganz offenkundig nicht Sache der Wirtschaftsredakteurin. Jedoch: Sieht man von der "vorurteilsgeladenen Häme" des Bandes ab, räumt sie ein, erweise er sich als sehr interessant. Man bekommt aufschlussreiche Informationen zu technischen Details wie zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens geboten und vor allem - am spannendsten - eine "detaillierte Darstellung" des Abgrunds, der sich zwischen Microsoft und den Verfechtern von Open-Source-Software wie Linux auftut.
© Perlentaucher Medien GmbH
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