"Middlemarch", der berühmteste Roman von Mary Ann Evans, die unter dem männlichen Pseudonym George Eliot auftrat, um als schreibende Frau wahrgenommen zu werden, gilt bis heute zu Recht als Höhepunkt englischer Romankunst des 19. Jahrhunderts; seine Mischung aus Realismus, farbiger Personenzeichnung, psychologischer Einfühlung, naturwissenschaftlichem und philosophischem Interesse und historischem und sozialgeschichtlichem Bewusstsein ist unerreicht. Das Buch zeichnet ein lebhaftes Gemälde von den Skurrilitäten der englischen Provinz und ihrer Bewohner. Es ist mit scheinbar leichter Hand geschrieben, in einem Stil, den eine verhaltene, doch stets präsente elegante Ironie prägt, wie sie ähnlich vollendet in der englischen Literatur vielleicht am ehesten Jane Austen ein halbes Jahrhundert vor George Eliot zu Gebote stand. Für Virginia Woolf war es "das herrliche Buch" schlechthin.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.11.2019Wir prüfen, Sie wissen Bescheid
WARUM JETZT DAS?
Weil es dieser Tage 200 Jahre her ist, dass George Eliot zur Welt kam. Die Autorin, die eigentlich Mary Ann Evans hieß, war als junge Frau tief religiös, später Atheistin, lebte lange unverheiratet mit einem jüngeren Mann zusammen und genoss als Schriftstellerin und Denkerin trotzdem großes Ansehen in der viktorianischen Gesellschaft. Schon das ist interessant.
UND "MIDDLEMARCH" ERST RECHT?
So ist es. Eine Kleinstadt um 1830, kurz vor sozialen und voller privater Umbrüche. Satire, Realismus, Zartheit, Humor, alles drin, von Glück bis Unglück, halb Jane Austen, halb Tolstoi. Virginia Woolf nannte das Buch den einzigen englischen Roman für Erwachsene. Ein Muss. (balk.)
George Eliot, "Middlemarch", Rowohlt Verlag, Hamburg 2019, 1264 S., geb., 40 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
WARUM JETZT DAS?
Weil es dieser Tage 200 Jahre her ist, dass George Eliot zur Welt kam. Die Autorin, die eigentlich Mary Ann Evans hieß, war als junge Frau tief religiös, später Atheistin, lebte lange unverheiratet mit einem jüngeren Mann zusammen und genoss als Schriftstellerin und Denkerin trotzdem großes Ansehen in der viktorianischen Gesellschaft. Schon das ist interessant.
UND "MIDDLEMARCH" ERST RECHT?
So ist es. Eine Kleinstadt um 1830, kurz vor sozialen und voller privater Umbrüche. Satire, Realismus, Zartheit, Humor, alles drin, von Glück bis Unglück, halb Jane Austen, halb Tolstoi. Virginia Woolf nannte das Buch den einzigen englischen Roman für Erwachsene. Ein Muss. (balk.)
George Eliot, "Middlemarch", Rowohlt Verlag, Hamburg 2019, 1264 S., geb., 40 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Die hier rezensierende Autorin Antje Ravic Strubel liest George Eliots großen Roman "Middlemarch" mit anhaltender Spannung, auch über die lange Distanz. Das liegt laut Strubel an Eliots Fähigkeit zu serieller Erzählung, die sogar heutige Binge-Watcher beglücken würde. Die Geschichte um eine nach Selbstverwirklichung strebende Landadlige und einen ambitonierten Arzt im Kampf gegen die Grenzen der bürgerlichen Gesellschaft, Standesdünkel und Moral wirkt auf Strubel zwar aus heutiger Sicht durchaus altmodisch, Eliots psychologische Tiefe und die moderne, ironisch tönende Erzählstimme im Buch überzeugen sie aber umso mehr. Daneben brilliert Eliot laut Strubel mit Spannung, sprachlicher Güte, schönen Bildern und einer Schilderung der englischen Gesellschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die differenzierter kaum sein könnte. Rainer Zerbst hat eine immense Übersetzungsleistung erbracht, stellt Strubel fest.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Der Urknall des 20. Jahrhunderts Süddeutsche Zeitung 20191207
'Middlemarch' erzählt von einem mittelenglischen Kleinstadtleben und ist ein Pageturner. Daniel Schreiber Vogue 20220701