Skurrile Erlebnisse als Wiedergeburt in verschiedenen Körpern
Es tut der Fernsehmoderatorin Kim Lange zwar sehr Leid, dass sie nicht einmal am Geburtstag ihrer kleinen Tocher zu Hause sein kann und wieder einmal Alles ihrem mit ihr in sich gerade zerrüttender Ehe lebenden Mann überlassen muss,
aber die Verleihung des "Deutschen Fernsehpreises" hat für sie einfach Priorität. Schließlich ist sie…mehrSkurrile Erlebnisse als Wiedergeburt in verschiedenen Körpern
Es tut der Fernsehmoderatorin Kim Lange zwar sehr Leid, dass sie nicht einmal am Geburtstag ihrer kleinen Tocher zu Hause sein kann und wieder einmal Alles ihrem mit ihr in sich gerade zerrüttender Ehe lebenden Mann überlassen muss, aber die Verleihung des "Deutschen Fernsehpreises" hat für sie einfach Priorität. Schließlich ist sie selbst nominiert. Ihr Versprechen, auf jeden Fall am nächsten oder bestimmt übernächsten Tag, also auf jeden Fall demnächst einen Tag mit ihrer Tochter zu verbringen, entbehrt jeglicher Glaubwürdigkeit.
Im edlen Hotel quetscht sie sich in das falsche Kleid, was zwar ihren optischen Austrahlungswert für das männliche Publikum steigert, ihr jedoch nur bedingt Glück bringt. Sie gewinnt den Preis, wird aber kurz darauf vom Waschbecken einer unkontrolliert in die Erdatmosphäre aus dem All zurückkehrenden und in unverglühten Restteilen herabstürzenden russischen Raumstation erschlagen. Im Jenseits erfährt sie zudem, dass ihr Karma zwar für eine Wiedergeburt ausreicht, allerdings lediglich als Ameise. Nur, wer genug gutes Karma gesammelt hat, kann die Reinkarnationsstufen höher klettern.
In luftig-skurril-witziger Weise beschreibt der Autor David Safier in seinem Erstlingsroman die durchaus aufregenden Erlebnisse der Ameise Kim, wie sie weitere Berühmtheiten der Literaturgeschichte trifft (Casanova) und sich stets danach sehnt, ihre Familie, vor allem ihre Tochter wieder zu sehen. Dabei reflektiert sie ihr vormaliges Leben, entdeckt verborgene Träume und Seitensprunggedanken bei sich. Ihr Hauptziel ist es jedoch, gutes Karma zu sammeln, was ihr nur etwas verschlungen gelingt. Dennoch reinkarniert sie sich stetig nach oben und kann ihr Glück kaum fassen, als übergewichtige Imbiss-Verkäuferin endlich wieder als Mensch leben zu können.
Nun kann sie voraussichtlich ihr Ziel, die sich über verschiedene Stufen entwickelte Beziehung ihres Witwers zu ihrer schon zu Lebzeiten latent aktiven Mitbewerberin Linda eindämmen und die inzwischen geplante Hochzeit der Beiden besser sabotieren, als ihr das bei zahlreichen Versuchen in unterschiedlichen Verkörperungen vorher gelang.
"Mieses Karma" gefällt, weil es eine Liebesgeschichte ist, die so ganz unkitschig und doch romantisch, so verrückt und trotz des enthaltenen Reinkarnationsdogma doch so glaubhaft daher kommt. Es macht einfach Spaß, zu erfahren, wie die nächste Stufe der Wiedergeburt wohl sein wird, welche Möglichkeiten ein Meerschweinchen hat, eine Eheschließung zu verhindern und wie schließlich eine sehnsüchtige und tiefgründig liebende Pommes-Verkäuferin beweist, was Liebe vermag.
Eine schöne, gefühlvolle und seichte Geschichte, die man entspannt im Arm einer geliebten Person liegend möglichst ohne Unterbrechung lesen sollte. Das verschafft zumindest Gutes Karma!
© 3/2007, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.