Die seit Ende des Jahres 2010 anhaltenden politischen Umwälzungsprozesse in weiten Teilen der arabischen Welt haben nicht zuletzt auch das Thema Migration aus Afrika gen Europa zurück in das Bewusstsein der europäischen Öffentlichkeit gebracht. Seit vielen Jahren hing die Sicherung der europäischen Außengrenzen in nicht unerheblichem Maße von der Kooperation autoritärer Regimes in Nordafrika ab. Die derzeitigen Migrationsströme werden wie schon einmal geschehen teilweise in einer der Komplexität des Themas nicht gerecht werdenden Art und Weise dargestellt. Das vorliegende Buch, das zu einem großen Teil auf empirischen Forschungen beruht, die im Februar und März 2010 im westafrikanischen Transitland Mali getätigt wurden, stellt den Versuch dar, durch die Betrachtung von Theorien, Illusionen und Realitäten das vielschichtige Phänomen Migration erklärbarer zu machen. Neben historischen, politischen, ökonomischen und zunehmend auch ökologischen Aspekten, die migratives Verhalten beeinflussen, ist aber auch stets die individuelle Komponente zu berücksichtigen, da sie oftmals die ausschlaggebende Determinante bei der Entscheidung für oder gegen eine Migration darstellt.