Die vorliegende Arbeit von Haluk Selvi beschäftigt sich mit dem Leben und Wirken des Mihran Damadyan und seiner Aktivitäten innerhalb der armenischen Milizen im Osmanischen Reich. Obwohl er von seiner Ausbildung her als Pädagoge an Schulen tätig war, interessierte sich dieser Recht früh für politische Tätigkeiten. Er schloss sich alsbald der revolutionären Hınçak-Partei an, die zur Erreichung ihrer Ziele vor politischen Attentaten, Überfällen auf Armeeposten und Massakern an der Zivilbevölkerung nicht zurückschreckte. Er organisierte gewaltsame Aktionen in Istanbul und an anderen Orten des Reiches. Seiner Verhaftung entzog er sich durch die Flucht nach Athen. Damadyan war ein begnadeter Rhetoriker, aber gleichzeitig auch ein Zweckopportunist. Exemplarisch für seine Haltung sind seine Briefe, die nicht unterschiedlicher sein können, je nachdem an wen diese gerichtet waren. Die Anschläge armenischer Milizen häuften sich und auch die Aufstände im Osten des Reiches mit Sabotageakten brachten der osmanischen Armee, die an mehreren Fronten zu kämpfen hatte, empfindliche Verluste bei. Das eigentliche Ziel all dieser Aktionen bestand in der Errichtung eines großarmenischen Staates, das einmal von Kilikien bis zum Kaspischen Meer reichten sollte. Anhand von Quellenmaterial und einer strukturierten Arbeitsweise gelingt es Selvi die teilweise komplexen Abläufe dieser Zeit dem Leser gut zu erklären.