Die Familie Haberstein wird bei dem Versuch, dem Holocaust zu entkommen, voneinander getrennt. Der Riss zerstört fortan nicht nur die Familie, sondern immer wieder auch die Beziehungen zu anderen. Über Generationen hinweg bleiben tiefe Wunden in den Seelen und Körpern aller Familienmitglieder, die erst Jahrzehnte später heilen, wenn sich für zwei der Nachkommen, Bella und Nathan, das Schicksal erfüllt. Zyta Rudzka rekonstruiert in ihrer glasklaren, lichten Prosa die Vergangenheit einer jüdischen Familie und beleuchtet schlaglichtartig die zerrissenen Identitäten der Familienmitglieder. Sie findet zu einer zwingenden, lyrisch verdichteten Form, die die Verletzungen, die der Holocaust dieser Familie zugefügt hat, spürbar werden lässt. Ein poetisches Meisterwerk über Liebe und Ablehnung, aber auch über die Macht des Schicksals!
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Anders als in ihrem Roman "Doktor Josefs Schönste", in der eine Shoah-Überlebende in liebevollen Erinnerungen an Mengele schwelgt, verzichtet der neue Roman der Psychotherapeutin Zyta Rudzka auf vergleichbare Schockeffekte, atmet Rezensent Jörg Plath auf. Gut gefallen hat ihm diese fragmentiert und komplex erzählte Geschichte über jüdische Familien nach der (im Buch ausgesparten) Shoah dennoch nicht. Was der Roman bezwecken will - Familienroman nach der Katastrophe, Traumaschilderung, Versöhnungsgeschichte? -, bleibt dem Kritiker ein Rätsel. Wohl aber beobachtet er, mit welcher Mühe Rudzka den Mord der Nazis an den Juden umschifft und dafür vielsagende "Opferzeichen" einflicht, während sie die Lücken - wie Plath findet: "prätenziös bis ungeschickt" - poetisch auszuschmücken versucht. Nicht zuletzt bleiben auch die Figuren, fest im Griff einer allein den narrativen Zusammenhang bewerkstelligenden Erzählerin, für seinen Geschmack viel zu leblos.
© Perlentaucher Medien GmbH
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