Pohlmann kommt zu dem Ergebnis, dass die Textbereiche und Textfolgen zum Themenkomplex "Militanz und Antimilitanz im Koran" eine Konfliktkonstellation innerhalb der koranischen Gemeinde nach dem Tod des "Gesandten" widerspiegeln. Die Militanz propagierenden Passagen im Koran sind späte Interpolationen und kollidieren als ein "Fremdkörper" mit der Grundkonzeption koranischer Frömmigkeit. Ihre Autoren haben bereits die kriegerischen Entwicklungen auf der arabischen Halbinsel nach dem Rückzug der byzantinischen Ordnungsmacht im Blick. Ihre Textprodukte zielen letztlich darauf ab, den koranischen Glauben samt der entsprechenden friedfertigen Frömmigkeitspraxis zu einer Herrschaft stabilisierenden sowie Macht und Gewalt legitimierenden Religion, zur Religion eines zu organisierenden Imperiums umzugestalten. Bekanntlich wird der gesamte Inhalt des Korans muslimischerseits bislang ausnahmslos von Mohammed hergeleitet. Dass dies keinesfalls stimmen muss, legt Pohlmann in dieser Untersuchung dar. Pohlmann wendet wie bereits in seinem früheren Band über "Die Entstehung des Korans" konsequent den Methodenapparat historisch-kritischer Textanalysen an, wie das in der heutigen Bibelwissenschaft Standard ist, in den sogenannten westlichen akademischen Koranwissenschaften dagegen noch eher eine Seltenheit.