Georg Wenkers "Sprachatlas des Deutschen Reichs" wird meist, einer national-philologischen Tradition folgend, nur in einer germanistischen Perspektive diskutiert. Dabei bleibt unbeachtet, dass es sich um einen multilingualen Sprachatlas handelt: Das gerade in seinen geographischen Randzonen mehrsprachige Deutsche Reich - auch Friesisch, Dänisch, Französisch, Litauisch, Nehrungskurisch, Sorbisch, Kaschubisch, Polnisch und Tschechisch prägten dort den sprachlichen Alltag - wurde durch Georg Wenkers flächendeckende Erhebungen zwischen 1879 und 1888 auch in Bezug auf dessen Vielfalt an Sprachen abgedeckt. In späteren Erhebungen kamen vor allem ab den 1920er Jahren weitere Sprachen hinzu, u. a. Niederländisch, Westfriesisch, Kroatisch, Slowenisch und Ungarisch. Mit diesem Buch wird erstmals eine Zusammenschau der nicht-deutschen Wenkermaterialien geboten. Oft stellen diese Materialien die älteste verfügbare Quelle für die sprachlichen Verhältnisse heute nicht mehr existenter Sprachvarietäten dar. In diesem Buch analysieren Experten aller einschlägigen Philologien dieses auf Vergleichbarkeit angelegte Material und entwerfen damit ein neues Bild der europäischen Sprachgeographie.