Süßes Konzept, bis auf eine stereotype anti-muslimische Erzählung gelungen.
HANDLUNG:
Mio ist das Maskottchen der Klasse 1d. Diese besteht aus vierzehn Kindern und wird von Frau Kippel geleitet. Herr Macke unterstützt sie dabei.
Jedes der Kinder darf Mio einmal mit nach Hause nehmen. So erlebt
das kleine Stofftier eine Menge und lernt den Alltag ganz unterschiedlicher Familien kennen, wovon…mehrSüßes Konzept, bis auf eine stereotype anti-muslimische Erzählung gelungen.
HANDLUNG:
Mio ist das Maskottchen der Klasse 1d. Diese besteht aus vierzehn Kindern und wird von Frau Kippel geleitet. Herr Macke unterstützt sie dabei.
Jedes der Kinder darf Mio einmal mit nach Hause nehmen. So erlebt das kleine Stofftier eine Menge und lernt den Alltag ganz unterschiedlicher Familien kennen, wovon er im Buch erzählt, bevor er wieder ins Klassenzimmer zurückkehrt.
EINORDNUNG:
Die Idee, ein Klassentier alle Kinder besuchen zu lassen und die Erlebnisse aus dessen Sicht zu erzählen, finde ich sehr niedlich und spannend für Kinder.
Die Illustrationen gefallen mir sehr, da sie neben der Diversität der Charaktere und deren Wohnsituationen auch Dinge zeigen, die über den Text hinausgehen. So sieht man z. B.:
🔹Eltern, die sich streiten, während ihr Sohn vor dem Fernseher Tablet spielt
🔹eine strenge Mutter, die ihre Tochter kritisiert.
🔹ein chaotisches Zuhause, in dem keine Eltern anwesend sind
🔹Bierflaschen und Zigatettenstummel auf einem Wohnzimmertisch
🔹Mädchen, die den Tisch decken, während ihr Bruder es sich gutgehen lässt
🔹ein Mädchen, dem die Eltern keine Beachtung schenken und im Hintergrund die Schwester, die sich besorgt im Spiegel betrachtet
Daneben gibt es aber auch viele positive und liebevolle Szenen, Groß- und Kleinfamilien, (wahrscheinlich) alleinerziehende Mütter und einen Jungen, der bei seiner Oma wohnt. Da man auf den Bildern so viel entdecken kann, könnte es spannend sein, die Zuhörenden erst einmal raten zu lassen, was Mio wohl jeweils erlebt haben könnte, bevor mit dem Lesen begonnen wird.
Die Erlebniserzählungen finde ich - bis auf eine - allesamt gelungen. Bei Orkans Familie hanen die Männer das Sagen. Mutter und Schwestern tun alles, was Orkan und sein Vater sagen. Das steht genauso im Text und wird auch auf dem Bild dazu sehr deutlich. Eigentlich habe die Oma das Sagen, sie lebe jedoch in einem anderen Lamd. Aufgrund von Orkans Namen gehe ich davon aus, dass seine Familie türkischer Herkunft sein soll. Die Art, wie die Familienstrukturen hier beschrieben werden, finde ich sehr problematisch, weil sie vermuten lässt, dass alle Familien ähnlicher Herkunft so funktionieren.
Daher werde ich diese Geschichte beim Vorlesen entweder auslassen oder so umformulieren, dass mal die Frauen und mal die Männer im Wechsel mit der Hausarbeit dran sind. Ich denke, dass ich das Buch aus diesem Grund nur zum Vorlesen nutzen und es nicht in meine #Klassenbücherei stellen werde.
VIELFALTMERKMALE:
Nicht nur die Familienmodelle und Wohnsituationen im Buch sind vielfältig. Die Menschen haben unterschiedliche Hauttöne, Haarfarben und Körperformen. Nicki hat wahrscheinlich Trisomie 21. Es werden nicht nur Frauen, sondern auch Männer gezeigt, die Carearbeit machen. In Maylas Familie sind zwei Frauen mit Kopftuch zu sehen. Einige Personen tragen eine Brille, einige haben Tattoos. Amira ist ein Kind of Color und hat ein weißes Kindermädchen.
Als Mio bei Ella ist, zieht sie ihm ein Nachthemd an. Er findet, das sei nur etwas für Mädchen und Opas. Weil Ella es aber schön findet, stört es ihn nicht weiter. Das würde ich zum Anlass nutzen, um mit Kindern zu besprechen, dass Kleidung für alle da ist.
FAZIT:
Bis auf die Beschreibung von Orkans Familienstrukturen ist "Mio war da" ein vielfältiges, gelungenes Buch, das ich abgesehen von diesem Abschnitt meinen Schüler*innen vorlesen werde. Dabei halte ich es für wichtig, die Zielgruppe gut zu kennen und zu wissen, wie die Verhältnisse bei den Kindern zu Hause sind, um evtl. Abschnitte auszulassen, die für Einzelne triggernd sein könnten. Toll ist aber, dass hier so eine Vielfalt an Situationen gezeigt wird, sodass sich mehr Kinder repräsentieren sehen als in vielen anderen Kinderbüchern.