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Sie gehen immer zu dritt spazieren: Leon der Große, Max der Zweite und Henri der Kleinste. Leon geht immer vorne. Er erzählt den beiden Freunden, was er sieht, und kennt sich mit Gefahren aus. Deshalb stört es Max und Henri nicht, dass sie nichts sehen. Sie fühlen sich hinter Leons großem Rücken geschützt. Bis Leon von einem schönen großen Luftballon erzählt. Plötzlich hat Max Lust, den vertrauten Platz zu verlassen und auch mal vorne zu sein ...Nadine Brun-Cosme erzählt ebenso einfach wie hintersinnig von der Kunst, seinen Platz zu finden. Olivier Tallec lädt in seinen atmosphärischen und…mehr

Produktbeschreibung
Sie gehen immer zu dritt spazieren: Leon der Große, Max der Zweite und Henri der Kleinste. Leon geht immer vorne. Er erzählt den beiden Freunden, was er sieht, und kennt sich mit Gefahren aus. Deshalb stört es Max und Henri nicht, dass sie nichts sehen. Sie fühlen sich hinter Leons großem Rücken geschützt. Bis Leon von einem schönen großen Luftballon erzählt. Plötzlich hat Max Lust, den vertrauten Platz zu verlassen und auch mal vorne zu sein ...Nadine Brun-Cosme erzählt ebenso einfach wie hintersinnig von der Kunst, seinen Platz zu finden. Olivier Tallec lädt in seinen atmosphärischen und witzigen Illustrationen außerdem zu einer kleinen Weltreise ein.
Autorenporträt
Nadine Brun-Cosme, geb. 1960, hat mehrere Berufe ausgeübt, bei denen sie mit Kindern und Jugendlichen zu tun hatte, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie hat bereits zahlreiche Kinderbücher veröffentlicht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.03.2016

Hauptsache, sie halten sich an der Hand

Beim Gänsemarsch verpasst man was: Die Bilderbuchkünstler Nadine Brun-Cosme und Olivier Tallec schicken drei Freunde auf den Weg.

Gehen drei durch die Welt: ein Großer, ein Kleiner und ein ganz Kleiner; der eine vorneweg mit Blick auf den Verkehr und alles, was sonst so passiert, die beiden anderen traumverloren hinterdrein. Überall passiert das so, andauernd: Väter oder Mütter sehen wir in dieser Formation mit ihren Kindern, deutlich ältere Brüder oder Schwestern mit ihren jüngeren Geschwistern, Großeltern, Tagesmütter, Kindergärtner mit den ihnen Anvertrauten.

In der wunderbaren Geschichte "Mir nach!" von Nadine Brun-Cosme sind es Leon, Max und Henri, auf dem Weg zu einem Kinderfest. Und der Illustrator Olivier Tallec, der schon die überragend zärtlich-kratzigen Bilder zu Brun-Cosmes drei Geschichten vom großen und kleinen Wolf gefunden hat, schickt diesmal nicht nur ein höchst ungleiches Trio auf den Weg - eine Art rosafarbenen Riesenhund, einen Jungen und ein weißes Kaninchen -, sondern er schickt sie buchstäblich durch die ganze Welt: Einmal können die Leser den Eiffelturm hinter den Häusern der Stadt hervorragen sehen, dann geht es durch New York oder durch London. Dazwischen durchqueren sie Savanne, Dschungel und Maisfeld oder schlendern an der Côte d'Azur entlang. Was hier passiert, zeigen diese Bilder mit mildem Witz, kann überall passieren. Und auch darauf, wem es nun widerfährt, kommt es bei diesen Phantasiegestalten wohl nicht an.

So viel Abstraktion ist selten in einem Bilderbuch. Wie kühn ist es erst, auf den Halt vertrauter Konstellationen oder den Rahmen schlüssiger Szenerien zu verzichten! Schließlich geht es hier um etwas denkbar Abstraktes: um Rollen.

Nachdem die beiden Kleinen nämlich ein paar doppelseitige Bilder lang selbstverständlich hinter Leon hergelaufen sind, obwohl sie hinter dessen großem Rücken doch gar nichts sehen können, nicht einmal das, worauf der Große sie unterwegs hinweist, will Max auch einmal nach vorne. Dort findet er es gut, und dort macht er es auch gut, selbst das mit dem Verkehr. Nur Leon ist nicht so gut darin, sich um Henri zu kümmern: Anders als Max erzählt er dem Kleinen keine Geschichten, nicht einmal an der Hand hält er ihn. Kein Wunder, dass Henri auch einmal nach vorne will. Und kein Wunder, dass es ihm dort, auch wenn er wirklich gut auf den Verkehr achtgibt, beim ersten Unglück doch zu viel wird, schließlich ist er noch ein sehr kleiner weißer Hase.

Also Max und Henri zu zweit an der Spitze? Prompt fängt Henri vor Glück an zu singen, und Max erzählt ihm vergnügt Geschichten, wie früher immer hinter Leons großem Rücken. Nur dass die beiden den Verkehr nicht mehr so gut im Blick haben. Vorsicht, ein Lastwagen!

Als die drei dann auf die Idee kommen, einfach gemeinsam vorne zu gehen, den Kleinsten in der Mitte, sind sie auch schon da, und das Buch ist an sein Ende gekommen. Wer hier gefeiert wird, was in ihrem bunten Päckchen ist, das sie durch die ganze Welt getragen haben: Wir erfahren es nie. Selbst dass die Tour zu einem Kinderfest führt, verraten nur die Bilder. Nadine Brun-Cosme bleibt ganz bei den drei Fußgängern: "Zum ersten Mal hielt Henri zwei Hände fest", schließt sie ihre Geschichte, "und das fühlte sich richtig gut an!"

Wie steht es um Entdeckungslust und Schutzbedürftigkeit, um Verantwortung und Fürsorglichkeit, um Aufmerksamkeit und Selbstvergessenheit, wenn man so unterwegs ist? Muss wirklich immer einer vorneweg gehen? Was verpasst er hinter seinem Rücken an Geschichten und Liedern? Was klappt - und was klappt nicht mehr so gut, wenn sich die vertraute Reihenfolge ändert?

Es ist keine blitzende Erkenntnis, die in diesem feinen Buch alles auf einmal in ein neues Licht stellt, sondern ein zartes Leuchten: Es geht auch anders - es geht auf eine mit dem Glück des Zufalls und der Bereitwilligkeit gefundene Weise, die jedem der drei seine Eigenheiten lässt und ihm doch nichts nimmt. Schon in seinen Büchern vom großen und kleinen Wolf hat das französische Bilderbuch-Duo die Beziehung seiner Figuren so gekonnt im Unklaren gelassen, dass aus der Spannung, ob sich hier ein Vater um sein Junges kümmert oder zwei Freunde füreinander da sind (und einander abhandenkommen), ein rätselhafter, dabei gänzlich unaufdringlicher emotionaler Hallraum entstanden ist. In "Mir nach!" steht sogar noch in Frage, ob hier wirklich drei durch die Welt gehen, ein Junge und zwei Phantasiegestalten. Vielleicht sind ja auch Leon und Henri, der Vernünftige und der Überforderte, zwei Daseinsformen des Jungen Max. Und die Erkenntnis wäre, dass alle drei nebeneinander in eine Reihe passen.

FRIDTJOF KÜCHEMANN

Nadine Brun-Cosme, Olivier Tallec: "Mir nach".

Aus dem Französischen von Sarah Pasquay. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2016. 32 S., geb., 12,95 [Euro]. Ab 3 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Fridtjof Küchemann kann nur staunen, wie unkonventionell Nadine Brun-Cosme und Olivier Tallec ihre Geschichte erzählen. Der Verzicht auf vertraute Konstellationen und eine schlüssige Szenerie fällt dem Rezensenten natürlich auf, aber vermissen kann er sie nicht. Die Verfasser schaffen es, ein ungleiches Trio aus Riesenhund, Junge und Kaninchen einmal um die Welt zu schicken, ohne diesbezüglich konkret zu werden. Stattdessen beschenken sie Küchemann mit einem abstrakten Gedanken: Wer spielt welche Rolle im Trio? Und muss das so sein? Wer geht vor, wer hinterher? Wohin die drei eigentlich unterwegs sind, wird für Küchemann dabei nebensächlich. Doch ganz leise ist ein emotionaler, rätselhafter Hallraum entstanden, in dem der Rezensent sich gut aufgehoben fühlt.

© Perlentaucher Medien GmbH