Endlich angekommen! Ein rührender Kinderroman und eine kindgerechte Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht für Mädchen und Jungen ab 8 Jahren. Mit farbigen Illustrationen.
Mit dem weißen Zwergkaninchen Mischka bekommt Roya das Haustier, das zu ihrem Glück noch fehlt. Roya musste mit ihren Eltern und ihren drei älteren Brüdern aus Afghanistan fliehen. Doch jetzt sind sie endlich angekommen, haben eine permanente Aufenthaltserlaubnis, eine eigene Wohnung und müssen nicht mehr dauernd umziehen. Und Mischka ist da! Ihm vertraut Roya die Erlebnisse der Flucht an und fragt auch ihre Brüder danach, weil sie sich nicht an alles erinnern kann. So fängt die Familie zum ersten Mal nach der Flucht an, darüber zu sprechen, was ihnen widerfahren ist. Und ihnen wird bewusst, dass sie nun in Sicherheit sind. Als Mischka ausbüchst, setzen Roya und ihre Brüder Himmel und Erde in Bewegung, um das Zwergkaninchen wiederzufinden ...
Vom renommierten und vielfach ausgezeichneten Autor Edward van de Vendel
Mit dem weißen Zwergkaninchen Mischka bekommt Roya das Haustier, das zu ihrem Glück noch fehlt. Roya musste mit ihren Eltern und ihren drei älteren Brüdern aus Afghanistan fliehen. Doch jetzt sind sie endlich angekommen, haben eine permanente Aufenthaltserlaubnis, eine eigene Wohnung und müssen nicht mehr dauernd umziehen. Und Mischka ist da! Ihm vertraut Roya die Erlebnisse der Flucht an und fragt auch ihre Brüder danach, weil sie sich nicht an alles erinnern kann. So fängt die Familie zum ersten Mal nach der Flucht an, darüber zu sprechen, was ihnen widerfahren ist. Und ihnen wird bewusst, dass sie nun in Sicherheit sind. Als Mischka ausbüchst, setzen Roya und ihre Brüder Himmel und Erde in Bewegung, um das Zwergkaninchen wiederzufinden ...
Vom renommierten und vielfach ausgezeichneten Autor Edward van de Vendel
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2023Vom Nein zum Ja
Edward van de Vendel und Anoush Elman führen Kindern vor Augen, was mit einer Flucht verbunden ist
Von Lena Bopp
Vor mehr als zehn Jahren haben Edward van de Vendel und Anoush Elman schon einmal ein Buch zusammengeschrieben. Es hieß "Der Glücksfinder" und erzählte die Flucht von Hamayun, der sich mit seiner Familie von Afghanistan auf den Weg durch ganz Europa und bis in die Niederlande machte. Als "Knochenträger" bezeichnete der Junge die Männer, in deren Hände sie ihre Leben legen mussten, Menschenschleuser, die für das wenige Essen, das sie verteilten, und den kargen Schutz, den sie boten, viel Geld verlangten.
Nun ist wieder ein Buch der beiden Autoren erschienen - und es erzählt dieselbe Geschichte, aber aus einer anderen Perspektive. Im Mittelpunkt steht diesmal Roya, die kleine Schwester von Hamayun, jüngstes Kind der Familie, das einzige Mädchen. Sie war drei, vier Jahre alt, als sie auf "die Reise" ging, wie die Flucht in der Familie genannt wird. Seither sind Jahre in holländischen Asylbewerberheimen und heimlichen Unterkünften vergangen. Jahre des Wartens auf das Urteil des Richters, der sehr oft "Nein" sagte auf die Frage der Familie, ob sie in den Niederlanden bleiben dürfte. Bis er dann doch irgendwann "Ja" sagte, und von diesem Moment an beginnt Roya zu erzählen. Sie erzählt auf Umwegen und in einer konsequent kindlichen Sicht, was ein bewährter erzählerischer Weg ist, den jungen Lesern das Geschehen begreifbar zu machen. Fluchtgeschichten sind keine leichte Kost. Welches Kind liest schon gerne von anderen Kindern, die ihr Zuhause verlassen, ihre Spielsachen zurücklassen und ihre Freunde hinter sich lassen müssen? Eben.
Von einem weißen, flauschigen, freundlichen Zwergkaninchen aber lesen die meisten Kinder wahrscheinlich gern. Zumal sich Edward van de Vendel und Anoush Elman viel Zeit nehmen, um dieses Kaninchen in die Erzählung und in das Haus von Royas Familie einziehen zu lassen. Zu einem Haus gehöre ein Haustier, findet Roya, gerade jetzt, wo sie endlich bleiben dürfen. Außerdem ist das Zwergkaninchen Mischka kein tierisches Accessoire. Es steht rasch im Mittelpunkt des Geschehens, nicht nur, weil sich immer jemand findet, der neben ihm auf dem Teppichboden liegt oder versucht, ihm Kunststücke beizubringen. Um Mischka herum kommt die Familie zusammen. Die drei großen Brüder setzen sich neben Roya und das Kaninchen aufs Bett, der Vater nimmt auf dem Stuhl Platz - "Jetzt waren wir zu fünft in meinem Zimmer! Es machte mich ganz nervös. Und albern. Und übermütig." Und diese Stimmung braucht es, um zur Sprache zu bringen, worüber sonst geschwiegen wird. Ein Wort gibt das andere, eine Erinnerung spült eine andere hoch. Das Flugzeug, das sich noch anfühlte wie im Urlaub, die schöne Aussicht aus dem Zug, die weiten Wege durch den Wald, die kleine Roya, die auf dem Rücken ihres Bruders immer schwerer wurde, wenn sie schlief. "Wie konnte ich die Kälte vergessen haben? Und das Feuer? Und die Kamera in den Flammen? Ich war natürlich erst drei - vielleicht hatte ich schon geschlafen?" Das sind die Fragen, die schwer, vielleicht gar nicht zu beantworten sind. Was die beiden Autoren glücklicherweise auch nicht versuchen.
Vielmehr lassen sie den Dingen in dieser Geschichte ihren schwer kontrollierbaren Lauf. Sie lassen das Zwergkaninchen verschwinden. Sie lassen Tränen aufsteigen, von man weiß nicht woher. Und was sie als Lösung anbieten, erweist sich in der Wirklichkeit zwar häufig als schwierig, kommt in diesem Buch aber ganz leicht daher - was nur ein Grund mehr ist, es zu lesen. Denn so herzerwärmend dürften Fluchtgeschichten selten sein.
Edward van de Vendel, Anoush Elman: "Mischka".
Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf. Bilder von Annet Schaap. Thienemann Verlag, Stuttgart 2023. 150 S., geb., 15,- Euro. Ab 8 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Edward van de Vendel und Anoush Elman führen Kindern vor Augen, was mit einer Flucht verbunden ist
Von Lena Bopp
Vor mehr als zehn Jahren haben Edward van de Vendel und Anoush Elman schon einmal ein Buch zusammengeschrieben. Es hieß "Der Glücksfinder" und erzählte die Flucht von Hamayun, der sich mit seiner Familie von Afghanistan auf den Weg durch ganz Europa und bis in die Niederlande machte. Als "Knochenträger" bezeichnete der Junge die Männer, in deren Hände sie ihre Leben legen mussten, Menschenschleuser, die für das wenige Essen, das sie verteilten, und den kargen Schutz, den sie boten, viel Geld verlangten.
Nun ist wieder ein Buch der beiden Autoren erschienen - und es erzählt dieselbe Geschichte, aber aus einer anderen Perspektive. Im Mittelpunkt steht diesmal Roya, die kleine Schwester von Hamayun, jüngstes Kind der Familie, das einzige Mädchen. Sie war drei, vier Jahre alt, als sie auf "die Reise" ging, wie die Flucht in der Familie genannt wird. Seither sind Jahre in holländischen Asylbewerberheimen und heimlichen Unterkünften vergangen. Jahre des Wartens auf das Urteil des Richters, der sehr oft "Nein" sagte auf die Frage der Familie, ob sie in den Niederlanden bleiben dürfte. Bis er dann doch irgendwann "Ja" sagte, und von diesem Moment an beginnt Roya zu erzählen. Sie erzählt auf Umwegen und in einer konsequent kindlichen Sicht, was ein bewährter erzählerischer Weg ist, den jungen Lesern das Geschehen begreifbar zu machen. Fluchtgeschichten sind keine leichte Kost. Welches Kind liest schon gerne von anderen Kindern, die ihr Zuhause verlassen, ihre Spielsachen zurücklassen und ihre Freunde hinter sich lassen müssen? Eben.
Von einem weißen, flauschigen, freundlichen Zwergkaninchen aber lesen die meisten Kinder wahrscheinlich gern. Zumal sich Edward van de Vendel und Anoush Elman viel Zeit nehmen, um dieses Kaninchen in die Erzählung und in das Haus von Royas Familie einziehen zu lassen. Zu einem Haus gehöre ein Haustier, findet Roya, gerade jetzt, wo sie endlich bleiben dürfen. Außerdem ist das Zwergkaninchen Mischka kein tierisches Accessoire. Es steht rasch im Mittelpunkt des Geschehens, nicht nur, weil sich immer jemand findet, der neben ihm auf dem Teppichboden liegt oder versucht, ihm Kunststücke beizubringen. Um Mischka herum kommt die Familie zusammen. Die drei großen Brüder setzen sich neben Roya und das Kaninchen aufs Bett, der Vater nimmt auf dem Stuhl Platz - "Jetzt waren wir zu fünft in meinem Zimmer! Es machte mich ganz nervös. Und albern. Und übermütig." Und diese Stimmung braucht es, um zur Sprache zu bringen, worüber sonst geschwiegen wird. Ein Wort gibt das andere, eine Erinnerung spült eine andere hoch. Das Flugzeug, das sich noch anfühlte wie im Urlaub, die schöne Aussicht aus dem Zug, die weiten Wege durch den Wald, die kleine Roya, die auf dem Rücken ihres Bruders immer schwerer wurde, wenn sie schlief. "Wie konnte ich die Kälte vergessen haben? Und das Feuer? Und die Kamera in den Flammen? Ich war natürlich erst drei - vielleicht hatte ich schon geschlafen?" Das sind die Fragen, die schwer, vielleicht gar nicht zu beantworten sind. Was die beiden Autoren glücklicherweise auch nicht versuchen.
Vielmehr lassen sie den Dingen in dieser Geschichte ihren schwer kontrollierbaren Lauf. Sie lassen das Zwergkaninchen verschwinden. Sie lassen Tränen aufsteigen, von man weiß nicht woher. Und was sie als Lösung anbieten, erweist sich in der Wirklichkeit zwar häufig als schwierig, kommt in diesem Buch aber ganz leicht daher - was nur ein Grund mehr ist, es zu lesen. Denn so herzerwärmend dürften Fluchtgeschichten selten sein.
Edward van de Vendel, Anoush Elman: "Mischka".
Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf. Bilder von Annet Schaap. Thienemann Verlag, Stuttgart 2023. 150 S., geb., 15,- Euro. Ab 8 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Fluchtgeschichten zu schreiben ist ziemlich schwierig, noch dazu für Kinder, Edward van de Vendel und Anoush Elman gelingt es aber, findet Lena Bopp: Die beiden knüpfen hier an ihr vorhergehendes Buch an und erzählen die Geschichte der Schwester des Protagonisten aus "Der Glückfinder". Die kleine Roya erzählt aus ihrer Perspektive, wie es nach der Flucht der Familie aus Afghanistan in den Niederlanden weiterging - und von ihrem Zwergkaninchen, das eine besondere Rolle einnimmt, so Bopp. Sie ist froh darüber, dass die Schwierigkeiten und das Schlimme, das Roya erlebt hat, zwar besprochen werden, aber nicht versucht wird, sie wegzuerklären. "Herzerwärmend", schließt sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"so herzerwärmend dürften Fluchtgeschichten selten sein" Lena Bopp Frankfurter Allgemeine Zeitung 20231125