"Remarkable." -Hamish Bowles, Vogue The overdue restoration of Catherine Dior's extraordinary life, from her brother's muse to Holocaust survivor Miss Dior is a story of freedom and fascism, beauty and betrayal, roses and repression, and of how the polished surface of fashion conceals hidden depths. It paints a portrait of the enigmatic woman behind the designer Christian Dior: his beloved younger sister Catherine, who inspired his most famous perfume and shaped his vision of femininity. Justine Picardie's journey takes her to Occupied Paris, where Christian honed his couture skills while Catherine dedicated herself to the French Resistance, until she was captured by the Gestapo and deported to the German concentration camp of Ravensbrück. With unparalleled access to the Dior family homes and archives, Picardie shines a new light on Catherine's courageous life and Christian Dior's legendary work, and reveals how his enchanting "New Look" emerged out of the shadows of his sister's suffering. Tracing the wartime paths of the Dior siblings leads Picardie deep into other hidden histories, and different forms of resistance and sisterhood. She explores what it means to believe in beauty and hope, despite our knowledge of darkness and despair, and discovers the timeless solace of the natural world in the aftermath of devastation and destruction. The result is an exquisite and unforgettably moving book.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.06.2022Eine Art Geist
Justine Picardie über Catherine Dior
Was passiert, wenn man für eine Biographie recherchiert und dabei eine Person entdeckt, die viel interessanter erscheint als das ursprüngliche Objekt der Recherche? Justine Picardie, ehemalige Chefredakteurin des britischen Modemagazins "Harper's Bazaar", erzählt in ihrem Buch, wie sie über den französischen Designer Christian Dior schreiben wollte, dann aber über die Geschichte seiner jüngeren Schwester Catherine stolperte. Von ihr war sie so fasziniert, dass am Ende ein Buch über das Leben dieser Frau entstand: vom behüteten Aufwachsen in der Villa am Meer über die Jugend in Paris bis hin zum Kampf gegen die Faschisten in der Résistance und dem Aufenthalt im Konzentrationslager.
Im Gegensatz zum Leben ihres Bruders gibt es bei Catherine nur wenige verlässliche Quellen. Die Suche nach der praktisch Unbekannten beginnt also bei den geschwisterlichen Gemeinsamkeiten: Beide liebten Blumen und widmeten sich der Rosenzucht. Er hatte sein erstes Parfum rund um diese Blüte komponieren lassen und es unter dem Namen "Miss Dior" der Schwester gewidmet. Die Rosen werden zu einem Leitmotiv bei Picardies Recherche, die in ebenjenem Garten, der noch die Handschrift der Geschwister trägt, beginnt: "Der Rosenduft schien mir die Frage zuzuraunen: War es möglich, dass so viel Schönheit aus der Asche des Zweiten Weltkriegs gewachsen war?"
Diese Frage wird Picardie begleiten, etwa angesichts eines Kleids im Dior-Archiv, das den Ruhm des Designers mit dem sogenannten "New Look" Ende der Vierzigerjahre begründete. Die stark taillierte Sanduhr-Silhouette der Dior-Kleider mit weit schwingenden Röcken und verstärkten Korsettoberteilen kündete in einer Stadt mit Essensrationierung vom Luxus vergangener Tage und katapultierte Paris nach dem Krieg zurück auf die Bühne der internationalen Modewelt.
Picardie kontrastiert den Blick auf die Haute Couture mit den Gräueln des Kriegs. Sie schreibt über die Folter, die Faschisten an Gefangenen der Résistance in Paris verübten, und zitiert aus Berichten der Überlebenden vom Alltag in den Konzentrationslagern, nur um im nächsten Kapitel ins Paris der Nachkriegszeit zu wechseln, wo die ersten Modenschauen stattfinden. So fragt Picardie implizit, wie das eine und das andere nebeneinander existieren konnten und ob Schönheit und Kultur ein Antidot gegen Zerstörung und Hass sein können.
Da die Arbeit an einer Biographie häufig eine Konfrontation mit der eigenen ist, führt die Reise nach Ravensbrück die Autorin auch in die Vergangenheit ihrer Familie. Das Lager war während ihrer Kindheit stets gegenwärtig: "Denn mein Vater, 1936 in einer jüdischen Familie geboren, erwähnte es oft in seinen wütenden, beklemmenden Monologen über den Holocaust und die anhaltende Drohung des Antisemitismus." Wie in vielen jüdischen Familien, die den Krieg überlebten, gaben die Eltern das Trauma an die Kinder weiter. Picardie berichtet von Albträumen und dem zerrütteten Verhältnis zum Vater. Und sie berichtet von der Liebe zu ihrer Schwester, die zu früh verstarb.
Die Geister ihrer Familie begleiten sie, während sie dem Geist Catherines in den zu Gedenkstätten umgestalteten Konzentrationslagern nachspürt. Die Geistermetapher wird sie immer wieder gebrauchen. Was nach Esoterik klingt, kann auch als Stilmittel betrachtet werden, denn Catherine bleibt über weite Strecken wirklich eine Art Geist. Ihre Person setzt sich oft aus den Bruchstücken anderer referierter Biographien zusammen. So entsteht ein Gesamtbild, das weniger die Beschreibung eines Einzelschicksals ist als vielmehr eine Collage von Erinnerung an etliche Frauen der gleichen Generation. Maria Wiesner
Justine Picardie: "Miss Dior". Eine Geschichte von Courage und Couture.
Aus dem Englischen von Helmut Ettinger. Aufbau Verlag, Berlin 2022. 400 S., Abb., geb., 26,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Justine Picardie über Catherine Dior
Was passiert, wenn man für eine Biographie recherchiert und dabei eine Person entdeckt, die viel interessanter erscheint als das ursprüngliche Objekt der Recherche? Justine Picardie, ehemalige Chefredakteurin des britischen Modemagazins "Harper's Bazaar", erzählt in ihrem Buch, wie sie über den französischen Designer Christian Dior schreiben wollte, dann aber über die Geschichte seiner jüngeren Schwester Catherine stolperte. Von ihr war sie so fasziniert, dass am Ende ein Buch über das Leben dieser Frau entstand: vom behüteten Aufwachsen in der Villa am Meer über die Jugend in Paris bis hin zum Kampf gegen die Faschisten in der Résistance und dem Aufenthalt im Konzentrationslager.
Im Gegensatz zum Leben ihres Bruders gibt es bei Catherine nur wenige verlässliche Quellen. Die Suche nach der praktisch Unbekannten beginnt also bei den geschwisterlichen Gemeinsamkeiten: Beide liebten Blumen und widmeten sich der Rosenzucht. Er hatte sein erstes Parfum rund um diese Blüte komponieren lassen und es unter dem Namen "Miss Dior" der Schwester gewidmet. Die Rosen werden zu einem Leitmotiv bei Picardies Recherche, die in ebenjenem Garten, der noch die Handschrift der Geschwister trägt, beginnt: "Der Rosenduft schien mir die Frage zuzuraunen: War es möglich, dass so viel Schönheit aus der Asche des Zweiten Weltkriegs gewachsen war?"
Diese Frage wird Picardie begleiten, etwa angesichts eines Kleids im Dior-Archiv, das den Ruhm des Designers mit dem sogenannten "New Look" Ende der Vierzigerjahre begründete. Die stark taillierte Sanduhr-Silhouette der Dior-Kleider mit weit schwingenden Röcken und verstärkten Korsettoberteilen kündete in einer Stadt mit Essensrationierung vom Luxus vergangener Tage und katapultierte Paris nach dem Krieg zurück auf die Bühne der internationalen Modewelt.
Picardie kontrastiert den Blick auf die Haute Couture mit den Gräueln des Kriegs. Sie schreibt über die Folter, die Faschisten an Gefangenen der Résistance in Paris verübten, und zitiert aus Berichten der Überlebenden vom Alltag in den Konzentrationslagern, nur um im nächsten Kapitel ins Paris der Nachkriegszeit zu wechseln, wo die ersten Modenschauen stattfinden. So fragt Picardie implizit, wie das eine und das andere nebeneinander existieren konnten und ob Schönheit und Kultur ein Antidot gegen Zerstörung und Hass sein können.
Da die Arbeit an einer Biographie häufig eine Konfrontation mit der eigenen ist, führt die Reise nach Ravensbrück die Autorin auch in die Vergangenheit ihrer Familie. Das Lager war während ihrer Kindheit stets gegenwärtig: "Denn mein Vater, 1936 in einer jüdischen Familie geboren, erwähnte es oft in seinen wütenden, beklemmenden Monologen über den Holocaust und die anhaltende Drohung des Antisemitismus." Wie in vielen jüdischen Familien, die den Krieg überlebten, gaben die Eltern das Trauma an die Kinder weiter. Picardie berichtet von Albträumen und dem zerrütteten Verhältnis zum Vater. Und sie berichtet von der Liebe zu ihrer Schwester, die zu früh verstarb.
Die Geister ihrer Familie begleiten sie, während sie dem Geist Catherines in den zu Gedenkstätten umgestalteten Konzentrationslagern nachspürt. Die Geistermetapher wird sie immer wieder gebrauchen. Was nach Esoterik klingt, kann auch als Stilmittel betrachtet werden, denn Catherine bleibt über weite Strecken wirklich eine Art Geist. Ihre Person setzt sich oft aus den Bruchstücken anderer referierter Biographien zusammen. So entsteht ein Gesamtbild, das weniger die Beschreibung eines Einzelschicksals ist als vielmehr eine Collage von Erinnerung an etliche Frauen der gleichen Generation. Maria Wiesner
Justine Picardie: "Miss Dior". Eine Geschichte von Courage und Couture.
Aus dem Englischen von Helmut Ettinger. Aufbau Verlag, Berlin 2022. 400 S., Abb., geb., 26,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
A gripping story in which Justine Picardie brilliantly contrasts the cruel Old World of wartime France with the hopeful New World epitomised by Christian Dior's New Look: all centred round his sister Catherine Dior, a Resistance heroine. Antonia Fraser