Gottesbilder sind immer auch Menschenbilder. Ihre Vielfalt prägt die Moderne, beschwört aber zugleich Konkurrenz und Streit herauf. Friedrich Wilhelm Graf geht in seinem meisterhaften Essay diesen Bildkonflikten nach und legt die Tiefenschichten aktueller Debatten um die Menschenwürde frei. Menschenbilder, allen voran das viel beschworene christliche, erleben in den Kulturkämpfen der Gegenwart eine bemerkenswerte Konjunktur. Verfassungsrechtler und Politiker, Philosophen und Theologen werben mit ihnen. Meist sind die Menschenbilder mit Gottesbildern verknüpft. Und nicht alle Götter sind gleich. Harte, Unterwerfung fordernde Kampfgötter stehen weichen Kuschelgöttern gegenüber. Friedrich Wilhelm Graf fragt in einem weiten historischen Horizont nach den Hintergründen des Streits um Götter- und Menschenbilder, der zugleich ein Streit um das Bilderverbot ist. Dabei kommen die zivilisierenden Wirkungen von Religion ebenso in den Blick wie ihre barbarischen, zerstörerischen Seiten. Ein Buch, das hellhörig macht - damit der Mensch das Wissen um seine Würde schärft und sie nicht zur Phrase verkommt.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Für Rudolf Walther ist das Buch des Theologen Friedrich Wilhelm Graf ein intellektueller Hochgenuss. Grafs einleitender "fulminanter" Traktat über intellektuelle Bescheidenheit und methodische Klarheit stimmt den Rezensenten auf eine Analyse der fortschreitenden "Theodiversität" ein, bei der Graf "selbstkritische Skepsis" beweist. Wo von "Fussballgöttern", der Gottesebenbildlichkeit von Stammzellen oder auch von "Menschenbildern" die Rede ist, deckt der Autor, für den Rezensenten plausibel, theologische wie politische Instrumentalisierungen auf und die dahinter sich verbergende "Partikularität und Perspektivität des eigenen Ethos" und erinnert daran, dass (Menschen-)Würde ein absoluter Begriff ist und weder eine Erfindung des Christentums noch der vegetarischen oder der Heimtierlobby. So lässt sich Walther von Graf 2000 Jahre Geistesgeschichte vorführen und staunt und freut sich über die Scharfsinnigkeit, mit der hier Argumente analysiert und Konsequenzen formuliert werden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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