Bildung ist das Substrat des Zusammenlebens, die Werkstatt, in der mögliche Lebensformen erprobt werden. Sie ist einer der umstrittensten Bereiche unserer Gesellschaften. Formelle und informelle Bildung, Ressourcen, Werkzeuge und Methoden, ob face-to-face oder virtuell, kindliches oder lebenslanges Lernen: Bildung ist der Kampfplatz, auf dem die Gesellschaft ihre Zukunft ungleich verteilt. Bildung muss sich verändern, mit der Zeit gehen. Aber was nützt Wissen, wenn wir nicht wissen, wie wir leben sollen? Warum lernen, wenn wir uns die Zukunft nicht vorstellen können? Diese Fragen sind der Spiegel, in den wir nicht schauen wollen. Wir schämen uns, keine Antworten zu haben, und es ist einfacher, Lehrende und Erziehende dafür verantwortlich zu machen. Wie also wollen wir erzogen werden? Das ist die Frage, die eine Gesellschaft, die sich in den Spiegel sehen können will, zu stellen hat. Es betrifft uns alle. Wir alle sind Lernende in der Werkstatt, in der mögliche Lebenswege erprobt werden. Bildung bedeutet nicht, einen Lehrplan umzusetzen. Erziehen ist die Kunst, das Dasein willkommen zu heißen, das Bewusstsein zu entwickeln und die Zukunft zu bestreiten. Bildung innerhalb und außerhalb der Schule ist eine Einladung: Die Einladung, das Risiko des gemeinsamen Lernens einzugehen, gegen die Kräfte der eigenen Zeit, die uns klein halten wollen.Die katalanische Philosophin Marina Garcés stellt innovative Fragen, wie sie sich ihr selbst in ihrer Unterrichtstätigkeit an verschiedenen Universitäten und Hochschulen stellen.