J. A. Konrath kennt man auch unter dem Namen Jack Kilborn, unter dem er Horrorgeschichten veröffentlicht. Unter J. A. Konrath veröffentlicht er Thriller wie die Jack-Daniels-Reihe. Jetzt erst wurde die Phineas-Troutt-Trilogie veröffentlicht bzw. deren erster Teil „Mit einem Bein im Grab“. „Erst“
deshalb, weil die Trilogie weit vor den Büchern rund um die Mordermittlerin Jaqueline „Jack“ Daniels…mehrJ. A. Konrath kennt man auch unter dem Namen Jack Kilborn, unter dem er Horrorgeschichten veröffentlicht. Unter J. A. Konrath veröffentlicht er Thriller wie die Jack-Daniels-Reihe. Jetzt erst wurde die Phineas-Troutt-Trilogie veröffentlicht bzw. deren erster Teil „Mit einem Bein im Grab“. „Erst“ deshalb, weil die Trilogie weit vor den Büchern rund um die Mordermittlerin Jaqueline „Jack“ Daniels entstand, nämlich 1994. Damals war Konrath zarte 24 Jahre alt, aber seine Bücher fanden damals keinen Verleger. Ich habe einige die Jack Daniels gelesen, bis mich der ewig gleiche Ablauf der Geschichten zu nerven begann. Die Troutt-Trilogie ist ein Spin-off der Jack-Daniels-Reihe, in der sowohl Jack Daniels als auch Harry McGlade vorkommen – dennoch merkt man einige erhebliche Unterschiede zur Jack-Daniels-Reihe.
Phineas Troutt ist eigentlich ein Krimineller, er löst Probleme auf seine Art, und die ist selten legal. Doch mittlerweile spielt das keine Rolle mehr für ihn, denn er ist so gut wie tot. Troutt hat Bauchspeicheldrüsenkrebs, den er liebevoll Earl getauft hat und mit dem er gerne mal – weniger liebevoll – spricht. Die Chemotherapie hat er abgebrochen, stattdessen lebt er ein Lotterleben mit Alkohol, Koks und Nutten. Früher war er Türsteher, Rausschmeißer und Yogatrainer; heute nennt er sich „Problemlöser“ und tut genau das – Probleme lösen. Jetzt soll er das von Bipasha Kapoor, die einfach nur Pasha genannt wird, lösen. Doch alleine gegen die Mafia zu kämpfen ist unmöglich, weshalb er sich Verstärkung holt; unter anderem Harry McGlade, der größten Nervensäge, die ich je in der Kriminalliteratur gesehen habe. McGlade war regelmäßig bei der Jack-Daniels-Reihe dabei und müsste eigentlich nicht mehr arbeiten – der Typ hat Geld wie Heu und obendrein eine Fernsehserie über sein Leben. Auch Jack Daniels, mit der McGlade früher zusammengearbeitet hat, ist mit dabei, fungiert aber eher als Randerscheinung.
Es ist schon eine interessante Erfahrung, die ich mit den Büchern von J. A. Konrath mache. Die Jack Daniels Reihe hat mich irgendwann nur mehr gelangweilt und den Auftakt zur Troutt-Trilogie wollte ich nach vierzig Seiten gleich wieder abbrechen – doch ich zog durch und wurde verdammt positiv überrascht. So sehr, dass ich die letzten hundertzwanzig Seiten fast an einem Stück las. Die Unterschiede der zwei Serien sind immens und vor allem Phineas Troutts Krebserkrankung gibt dem Buch die Tiefe, die der Daniels-Reihe fehlt.
Nicht fehlen darf aber der Humor, für den Konraths Bücher bekannt sind und zwischen vulgär und sarkastisch schwankt. Für den Vulgären ist vor allem Harry McGlade zuständig und zeitweise wird einem das als Leser zu viel und man rollt irgendwann nur mehr mit den Augen – aber das zeigt nur, wie gut diese Figur gezeichnet ist; sie bleibt dem Leser im Kopf. Neben dem Humor wird auch noch knisternde Romantik geboten. So hat das Buch für beide Geschlechter etwas – für Männer den Untenrum-Humor und für Frauen etwas fürs Herz. Oder andersrum, je nachdem, wie die Präferenzen gelagert sind.
Was man definitiv hervorheben muss, ist der Charakter des Phineas Troutt, dessen Einstellung einerseits – aufgrund seiner Erkrankung – lethargisch ist, andererseits will er die Probleme anderer Leute lösen; und macht dies genau so, wie es zu seiner Lethargie passt – nämlich so, als hätte er nichts mehr zu verlieren.
Dennoch fehlt mir etwas, das mir bei allen Konraths gefehlt hat – nämlich das gewisse Etwas. Das merkt man am ehesten an der Atmosphäre, die irgendwie nicht aufkommen will, weil die Stimmung ständig zwischen todernst und superlustig schwankt.
Tl;dr: „Mit einem Bein im Grab“ von J. A. Konrath ist ein flotter, humorvoller und tiefsinniger Auftakt zur Phineas-Troutt-Trilogie. Der Spin-off der Jack-Daniels-Reihe hat genau die Tiefgründigkeit, die der Daniels-Reihe fehlt. Neben Jack Daniels hat auch Harry McGlade seinen Auftritt, der für deftigen Humor sorgt – zum Ausgleich gibt es dafür knisternde Romantik.