Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Theologie - Sonstiges, , Sprache: Deutsch, Abstract: Auf die Frage "Sind Sie religiös?" bekannte der Ballonpionier Bertrand Piccard: "Ich glaube an den Gott, der die Menschen erschaffen hat. Aber ich glaube nicht an den Gott, den die Menschen erschaffen haben." Piccard rechnet also mit der Möglichkeit, dass die Menschen imstande sind, sich selbst einen Gott zu schaffen. Der biblische Satz: "Gott schuf den Menschen, nach seinem Bilde schuf er ihn" würde dann umgekehrt lauten: "Der Mensch schuf Gott, nach seinem Bilde schuf er ihn."Dieser Verdacht, Gott sei ein Produkt menschlicher Wunschvorstellungen, hat Tradition. In den griechischen Göttergestalten, in ihrem Tun und Lassen sah der griechische Philosoph Xenophanes Abbilder der Menschen und ihres Menschseins.Ein neuzeitlicher Philosoph, Ludwig Feuerbach (1804-1872), hat diesen Verdacht zum Dogma erhoben, das bis heute für viele Zeitgenossen innerste Überzeugung ist: DieGottesvorstellungen, die Gottesbilder seien Projektionen der Menschen, Ausdruck ihrer Sehnsucht nach der Unendlichkeit des Lebens. Demnach projiziert der endliche Mensch seinen Wunsch nach Unsterblichkeit und Vollkommenheit auf die von ihm erdachten himmlischen Figuren, Gott und die Götter. Solcher Glaube gibt also nicht Auskunft über die Wirklichkeit und das Wesen Gottes, sondern über das, was den Menschen zu tiefst bewegt. Theologie, die Lehre von Gott, muss als Anthropologie interpretiert werden, als Lehre des Menschen über sein Menschsein. "Die Religion ist die Reflexion, die Spiegelung des menschlichen Wesens in sich selbst." - "Gott ist der Spiegel des Menschen." - "Gott ist das offenbare Innere, das ausgesprochene Selbst des Menschen." Wie aus Feuerbachs Hauptwerk "Das Wesen des Christentums" hervorgeht, will er die Religion aber nicht zerstören, sondern positiv ihren wahren Kern aufzeigen. Der biblische Glaubenssatz "Gott ist die Liebe" sagt dann aus: "Das Höchste ist die Liebe des Menschen". Oder anders ausgedrückt: Die Liebe ist Subjekt, Gott das Prädikat, die Vokabel "Gott" beinhaltet das eigentliche, innerste Wesen des Menschen, das jedem Menschen eigene Liebespotential.Es versteht sich, dass im Zeichen dieses Verdachtes, Theologie sei Anthropologie, die Vorstellung von Gott als Person abzuweisen ist. Muss also das Bild eines personalen Gottes als Projektion dessen, was das Wesen des Menschen ausmacht, sein Personsein, interpretiert werden? Oder äußert sich in dieser Vorstellung eine Aussage, die nach christlichem Glaubensverständnis unaufhebbar ist?
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