Produktdetails
  • Collection Rolf Heyne
  • Verlag: Collection Rolf Heyne
  • Seitenzahl: 96
  • Abmessung: 250mm
  • Gewicht: 700g
  • ISBN-13: 9783899100457
  • Artikelnr.: 24401469
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.01.2000

Und die Katze tanzt allein
Neumodischer Ringelpiez mit Anfassen zwischen den Spezies

Helen ist Fisch, ihr Freund Boots ist Skorpion. Das sichert einen guten karmischen Rückhalt. Manchmal tanzen sie miteinander. Heather Busch hat sie und andere Paare dabei fotografiert. Burton Silver hat den Text dazu geschrieben. Das entstandene Buch kam gerade aus Kalifornien zu uns. Burton Silver ist Spezialist für Katzenaura und Energiefelder. Vor fünf Jahren hat er mit "Warum Katzen malen" eine viel beachtete Theorie der Katzen-Ästhetik vorgelegt. Mit seinem neuen Werk "Mit Katzen tanzen" hat er sich nun einer anderen Muse zugewandt. Zu Fotos von Heather Busch stellt er Paare von Menschen und Katzen vor, die gemeinsam der Kunst der Terpsichore verfallen sind.

Meistens sind die menschlichen Partner weiblich. Soweit man die Tiere anhand ihres Namens einem Geschlecht zuordnen kann, handelt es sich in der Regel um Kater: Tommy, Oscar, Elgar, Archie und so weiter. Ob sie kastriert sind, darüber erfährt man leider nichts. Wenn man sich aber daran erinnert, welche begnadeten Künstler man seinerzeit im Vatikan und anderswo mit einem kleinen Eingriff geschaffen hat, wird man zumindest die Arbeitshypothese gelten lassen, dass es im Tierreich ähnlich sein könnte.

Nur unter optimalen Bedingungen gelingt es, bei unseren Freunden, den Feliden, so viel Vertrauen zu erzeugen, dass sie zu gemeinsamen rhythmischen Bewegungen bereit sind. Da muss schon einmal der Feng-Shui-Katzenmann kommen, um die richtige Energiebalance zu gewährleisten. Am besten lernt man natürlich bei einer professionellen Lehrerin wie Sue, deren Methoden uns ausführlich vorgeführt werden. Besonders beeindruckend ist ihr Vogelkostüm mit Dutzenden von großen Federn, in dem sie irgendwie indianisch aussieht. Ihre kleine Tochter Selena tanzt in einem Feengewand. Angst hat sie keine: "Katzen würden niemals eine Fee fressen, außer manchmal aus Versehen." Für ihre Mutter ist der Tanz auch der Versuch, sich von ihren Traumata zu befreien. Kater Zoot ist wie der Mann, der das Weite gesucht hat: "Er springt umher und überhäuft mich mit Aufmerksamkeit, obwohl er in Wahrheit nur eines will - dominieren, konsumieren und von dannen ziehen."

Die passende Begleitmusik muss jeder selbst auswählen. Ralph summt beispielsweise ein Oratorium von Händel, Helen spielt Musik, die speziell für Katzen komponiert wurde, und Marvin steht auf Springsteen. Dabei ist allerdings Vorsicht angesagt: "Auf diesen hohen Schwingungsebenen ist es möglich, dass eine instabile ätherische Oszillation in einem Astralstrudel kollabiert und meine spirituellen Reserven in einen Zustand negativer Submaterie einsaugt."

",Mit Katzen tanzen' ist ein eingetragenes internationales Experiment zur morphischen Resonanz zwischen verschiedenen Spezies und zur Überprüfung der Hypothese formativer Kausalität." Leider wird dieser Satz aus dem Impressum nicht weiter erläutert. Morphische Resonanz ist bekanntlich ein Effekt der morphischen Felder, die sich Rupert Sheldrake ausgedacht hat. Ein morphisches Feld bewirkt, dass sich komplexe Systeme selbst organisieren. Ein Beispiel ist das Erlernen der finnischen Sprache durch Kleinkinder. Da es die finnische Sprache schon seit Jahrhunderten gibt, ändert sich das morphische Feld kaum noch. Bei einem relativ neuen Phänomen wie dem Katzentanz könnte das anders sein. Leider ist die beim "Museum of Non-Primate Art" angesiedelte Homepage der Katzentänzer gerade verschollen, sonst könnte man mehr über dieses internationale Experiment herausfinden.

Auf jeden Fall ist "Mit Katzen tanzen" ein zauberhaftes Buch mit wunderschönen Fotografien, das man jeder Katzenliebhaberin und jedem Katzenliebhaber zum Geschenk machen kann. Warnen sollte man allerdings vor der Vorstellung, dass wir alle mit unserer Katze so gut tanzen könnten wie die Tänzer im Buch. Erste Versuche im Bekanntenkreis des Rezensenten hatten nichts mit Ballett zu tun. Höchstens mit Volkstanz.

ERNST HORST

Burton Silver und Heather Busch: "Mit Katzen tanzen". Aus dem Amerikanischen von Ilka Klapprott. Wilhelm Heyne Verlag, München 1999. 96 S., 100 Farb-Abb., geb., 29,80 DM.

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