1886 brodelt es in der Millionenmetropole Chicago gewaltig. Die Arbeiter fordern gerechte Bezahlung und einen Achtstundentag und wollen ihre Forderungen mit Streiks durchsetzen. Anarchistische Gruppen rufen hingegen zu Bewaffnung und offenem Aufstand auf. Versammlungen und Blockaden von
Streikbrechern werden von der Polizei mit brutaler Gewalt niedergeschlagen. Als es während einer Kundgebung auf…mehr1886 brodelt es in der Millionenmetropole Chicago gewaltig. Die Arbeiter fordern gerechte Bezahlung und einen Achtstundentag und wollen ihre Forderungen mit Streiks durchsetzen. Anarchistische Gruppen rufen hingegen zu Bewaffnung und offenem Aufstand auf. Versammlungen und Blockaden von Streikbrechern werden von der Polizei mit brutaler Gewalt niedergeschlagen. Als es während einer Kundgebung auf dem Haymarket zu einem Bombenanschlag kommt, wird auch Andreas Brenner verhaftet, der aus dem Dakota Gebiet nach Chicago gekommen ist und inzwischen als Setzer bei einer Arbeiterzeitung tätig ist. Seine Frau Sophie bittet ihren Schwiegervater um Hilfe, dieser macht für die Verhaftung seines Sohnes Bob Hunhoff verantwortlich, da Bob Andreas erst mit den revolutionären Schriften in Kontakt brachte. Daher reisen Bob und sein Bruder Jack nach Chicago, wo sie einst als Polizisten tätig waren und versuchen Andreas zu helfen. Doch die Polizei scheint gar nicht daran interessiert zu sein, den wahren Bombenleger zu finden, vielmehr soll an den Arbeiterführern ein Exempel statuiert werden.
Im inzwischen dritten Band seiner "Auswanderer" Krimis widmet sich der Autor erneut der Situation deutscher Migranten Ende des 19. Jahrhunderts in Amerika. Diesmal in der Metropole Chicago wohin es unzählige deutsche Auswanderer verschlagen hat, deren Traum von einem besseren Leben sich nicht erfüllen konnte. Vor allem die Arbeiter und ihre Familien haben unter den harten Bedingungen zu leiden und beginnen gegen ihre elenden Lebensbedingungen aufzubegehren. Die Arbeiterbewegung will mit Streiks für kürzere Arbeitszeiten und bessere Bezahlung kämpfen, was den Fabrikbesitzern ein Dorn im Auge ist. Für die Mächtigen, die Staatsgewalt und die Polizei sind sie alle Anarchisten, doch auch in der Arbeiterbewegung gibt es viele unterschiedliche Gruppierungen. Hier gelingt es dem Autor gut, die Unterschiede zwischen Kommunisten, Sozialisten und Anarchisten aufzuzeigen, ebenso wie ihre verschiedenen Mittel, um ihre Ziele zu erreichen.
Mit dem Bombenanschlag auf dem Haymarket am 4. Mai 1886 spitzen sich die Ereignisse zu und die Staatsmacht schlägt gnadenlos zurück, es wird wahllos auf Arbeiter geschossen und die nachfolgende Verhaftungswelle hat weniger das Ziel, den wahren Bombenwerfer zu finden, als insgesamt ein Exempel zu statuieren. Das reale Attentat, das niemals restlos aufgeklärt werden konnte, hat der Autor sehr gelungen mit den fiktiven Geschehnissen rund um Andreas Brenner und dessen Verhaftung verknüpft. Die Brüder Hunhoff, die der Leser schon aus dem Vorgänger kennt, werden nun von Andreas Vater beauftragt, seinem Sohn zu helfen und hauptsächlich Jack Hunhoff, in seiner Rolle als Reporter recherchiert die Details des Bombenanschlags sehr detailliert und so wird am Ende auch eine plausible Lösung gefunden, die durchaus glaubwürdig ist.
Zudem fließen viele kleine Details aus dem täglichen Leben in das Buch ein und vermitteln so ein dichtes Bild der damaligen Zeit. Seit Jacks Zeit als Polizist in Chicago sind einige Jahre vergangen, als er nun in die Stadt zurück kehrt, muß er erkennen, dass es viele technische Neuerungen, wie die Kabelbahn oder elektrische Beleuchtung gibt, die ihm zunächst etwas suspekt erscheinen und ihn als waschechtes Landei erscheinen lassen.
Ein interessantes Nachwort, in dem nocheinmal auf die realen Ereignisse eingegangen wird, rundet das Buch gelungen ab. Insgesamt sind die Auswanderer Krimis eine tolle Idee und es bleibt zu hoffen, dass der nächtse Teil nicht zu lange auf sich warten läßt!
FaziT: auch mit dem dritten Band der Reihe gelingt es dem Autor wunderbar, das Leben deutscher Auswanderer zu dokumentieren und deren schweren Weg in ein neues Leben zu schildern. Chicago, mit seinen vielen deutschen Einwanderern und der reale Bombenanschlag auf dem Haymarket bilden dafür einen gelungenen Hintergrund der stimmig mit den fiktiven Geschehnissen verknüpft wird.