Die autoritäre Entwicklung in Ungarn - ideologische, soziale und ökonomische Hintergründe'Gott, segne die Ungarn!' Mit diesem Ausruf beginnt das 'Nationale Glaubensbekenntnis' in der neuen ungarischen Verfassung, mit der auch ein reaktionäres, antirepublikanisches Symbol, das zugleich für großungarische Ansprüche steht, glorifiziert wird: die 'heilige ungarische Krone'.Die Verfassung ist aber nur ein Beispiel für die gewaltigen Umbrüche in Ungarn.Was der seit 2010 mit einer Zweidrittelmehrheit regierende Fidesz als 'nationale Revolution' bezeichnet, ist Ausdruck einer völkischen Agenda, die alle Bereiche der Gesellschaft erfasst hat. Dazu trägt auch die faschistische Jobbik bei, die als drittstärkste Kraft im Parlament vertreten ist. Mit ihren Garden - eine direkte Reminiszenz an die nationalsozialistischen Pfeilkreuzler - hat sie das gesellschaftliche Klima, aus dem Antiziganismus und Antisemitismus nicht wegzudenken sind, maßgeblich geprägt.Wie sich die völkische Ideologie sowohl in den politischen Reformen als auch in der Tiefe des gesellschaftlichen Raums abbildet, darüber gibt dieser Band Aufschluss.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Höchst aufschlussreich findet Stephan Grigat dieses Buch über die gegenwärtigen Veränderungen der ungarischen Gesellschaft von Andreas Koob, Holger Marcks und Magdalena Marsovszky. Er attestiert den Autoren und der Autorin, die autoritär-völkische Umgestaltung des Landes, die durch die beiden Rechtsparteien Fidesz und Jobbik vorangetrieben wird, überzeugend zu analysieren und die antisemitischen, rassistischen, revanchistischen und populistischen Elemente ihrer Politik klar herauszuarbeiten. Dass Koob, Marcks und Marsovszky von einer "Faschisierung" Ungarns sprechen, scheint ihm nicht übertrieben. Besonders hebt der Rezensent hervor, dass der Band auch die Ursprünge und Hintergründe dieser unguten Entwicklung erfasst und verständlich macht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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