Über keine Diagnose der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist in den letzten Jahren so viel, so heftig und so kontrovers diskutiert worden wie über die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und das gleichermaßen in der fachlichen und allgemeinen Öffentlichkeit. Obgleich die Störung als eine genetisch bedingte hirnorganische Krankheit gilt, verstummen die Stimmen nicht, die diese biomedizinisch-psychiatrische Deutung in Zweifel ziehen. In der Kritik steht nicht zuletzt die Behandlung der Kinder mit Psychopharmaka. Gleich, wo sich die Kontrahenten in dieser leidenschaftlich, oft sogar feindselig geführten Kontroverse auch positionieren, eines verbindet sie: Sie versäumen oder vermeiden es, den betroffenen Kindern eine eigene Stimme zu geben. Anders als es die UN-Kinderrechtskonvention fordert, erhalten sie meist kein oder nur begrenztes Mitspracherecht, obgleich ihr Leben von den Entscheidungen der Erwachsenen gravierend und dauerhaft beeinflusst wird. Das Buch präsentiert die Ergebnisse eines sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekts, in dem 60 Jungen im Alter von 7 bis 14 Jahren darüber Auskunft geben, wie sie es in Familie und Schule selbst erleben, als ADHS-Kind diagnostiziert worden zu sein und täglich Ritalin® oder ein vergleichbares Psychopharmakon nehmen zu sollen.
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