Der britische Schriftsteller Evelyn Waugh (1903-1966) war ein ungewöhnlicher Autor, ein literarischer Außenseiter - im seinem Leben wie in seinem Werk. Vom brillanten Satiriker bis zum arroganten Dandy reichte das Urteil der Kritiker. In seinen Werken beklagte er oft den Verlust eines traditionellen
Wertesystems. Bekannt wurde Waugh vor allem mit seinen Nachkriegsromanen, z.B. sein Meisterwerk…mehrDer britische Schriftsteller Evelyn Waugh (1903-1966) war ein ungewöhnlicher Autor, ein literarischer Außenseiter - im seinem Leben wie in seinem Werk. Vom brillanten Satiriker bis zum arroganten Dandy reichte das Urteil der Kritiker. In seinen Werken beklagte er oft den Verlust eines traditionellen Wertesystems. Bekannt wurde Waugh vor allem mit seinen Nachkriegsromanen, z.B. sein Meisterwerk „Wiedersehen mit Brideshead“, das ihm zu Weltruhm verhalf.
Im Diogenes Verlag, der schon zahlreiche Romane von Waugh herausgegeben hat, erschien nun mit „Mit wehenden Fahnen“ ein satirischer Roman aus dem Jahre 1942, in dem sich der Autor kritisch mit dem Patriotismus der Churchill-Ära auseinandersetzt. Man schreibt das Jahr 1939. Zwei Tage nach dem deutschen Angriff auf Polen hat die Regierung Chamberlain Deutschland den Krieg erklärt: „Es ist das Böse, das wir bekämpfen“. Basil Seal, seit frühester Kindheit nur Anlass von Peinlichkeiten und Vorwürfen, ist das schwarze Schaf in der Familie. Nun kann der bisherige Weiberheld und Nichtnutz vielleicht dem Vaterland dienen.
Mit „wehenden Fahnen“ will der 36jährige in den Krieg ziehen, als wäre es ein Abenteuer. Sein bisheriges Leben hat ja auch aus tollen Abenteuern bestanden. Er will einer dieser harten Burschen sein, die stets im Krieg Erfolg haben. Doch zunächst passiert erst einmal gar nichts und Basil landet im Informationsministerium, wo er sich vornimmt, ein Buch über Strategie zu schreiben. Der Krieg scheint überwiegend aus Herumhängen zu bestehen, doch dann geht es tatsächlich aus den langweiligen Amtsstuben hinaus …
Evelyn Waugh beschreibt ironisch die patriotische Begeisterung in den ersten Kriegsmonaten, die allerdings von Abenteuertum, Arroganz und Fehleinschätzungen geprägt wird. Mit einer distanzierten Erzählweise, geschliffenen Dialogen und teilweise exzentrischen Typen gelingt es dem Autor, die dekadente Londoner Gesellschaft dieser entscheidenden Jahre zu entlarven.