Das Cover ist schlicht, aber in meinen Augen wunderschön. Und dahinter verbirgt sich ein wunderschönes, poetisches, ergreifendes Jugendbuch, dass man auch als Erwachsener mit Gewinn lesen kann - und vielleicht sogar sollte.
Melody ist eine wunderbare Heldin, die sich direkt in den ersten Zeilen
in mein Herz geschlichen hat. Sie hat es bisher in ihrem Leben alles andere als leicht gehabt: die…mehrDas Cover ist schlicht, aber in meinen Augen wunderschön. Und dahinter verbirgt sich ein wunderschönes, poetisches, ergreifendes Jugendbuch, dass man auch als Erwachsener mit Gewinn lesen kann - und vielleicht sogar sollte.
Melody ist eine wunderbare Heldin, die sich direkt in den ersten Zeilen in mein Herz geschlichen hat. Sie hat es bisher in ihrem Leben alles andere als leicht gehabt: die Menschen, die sie ansehen, sehen immer nur den Rollstuhl, das unkontrollierte Zucken ihrer Arme und Beine, das Sabbern... Sogar ihre Ärzte kommen überhaupt nicht auf die Idee, dass sich dahinter eine scharfe Intelligenz und ein großer Geist verbergen könnten. Melody wird abgestempelt. Als hoffnungsloser Fall. Als Idiotin. Als Fehler. Als Last.
Nur ihre Eltern und die Nachbarin, die öfter auf Melody aufpasst, sehen in ihre Augen und spüren, dass dahinter ein echter Mensch steckt, mit Gedanken, Wünschen und Träumen. Aber sie können niemanden davon überzeugen, und sie wissen nicht, wie sie Melody helfen können, wo ihnen doch niemand glaubt. Und nicht einmal sie haben auch nur die leiseste Ahnung, dass Melody ein kleines Genie ist. Denn das ist sie! Aber sie hat so gut wie keine Möglichkeit, mit der Welt um sich herum zu kommunizieren. Lange, lange Jahre lang ist sie hilflos eingesperrt in ihrem Körper. Nur ganz langsam, nach und nach, bekommt sie wenigstens allerkleinste Möglichkeiten - aber die sind so eingeschränkt, dass sie sich kaum ausdrücken kann. Ja, nein, Toilette, Hunger... Viel mehr kann sie nicht mitteilen, und deswegen glauben viele, das sie mehr auch nicht zu sagen hätte. Dabei hat sie unzählige Worte und Gedanken in ihrem Kopf!
Als sie ins schulfähige Alter kommt, schlägt ein Arzt den Eltern vor, "diese Last" einfach ins Heim abzuschieben, aber Gott sei Dank wird ihre Mutter zur Furie und meldet Melody schon aus Wut direkt in der Schule an. Auch da hat es Melody nicht einfach - aber mehr will ich hier noch nicht verraten. Nur soviel: wie der Klappentext schon sagt, findet sie endlich doch eine Möglichkeit, sich mitzuteilen, aber viele ihrer Mitmenschen können nicht über ihren Schatten springen und ihr wirklich zuhören. Aber das lässt Melody nicht so einfach auf sich sitzen...
Ich fand die Geschichte wirklich sehr spannend. Ich habe immer Melodys nächstem kleinen Sieg entgegengefiebert, und ich konnte es kaum erwarten, dass der Rest der Welt endlich kapiert, was für ein toller Mensch sie ist... Das war mal wieder so ein Buch, dass mich die ganze Nacht wachgehalten hat!
Melody erzählt ihre Geschichte erstaunlich positiv und humorvoll. Ja, sie ist manchmal frustriert und wütend, aber sie gibt nie die Hoffnung auf, und sie ist entschlossen, ihr Leben in vollen Zügen zu leben! Deswegen kommt beim Leser auch kein herablassendes Mitleid auf, sondern nur Bewunderung und Sympathie. Es ist ein Buch, dass einen zum Lächeln bringt, ein Buch, dass einem Hoffnung macht. Ein Buch, dass man in allen Schulen lesen sollte, in dem es integrative Klassen gibt! Vielleicht würden dann manche Kinder mit neuen Augen auf die scheinbar "peinlichen" oder "dummen" Klassenkameraden schauen.
Der Schreibstil ist so wunderbar wie die kleine Heldin. Man hat den Eindruck, dass sie sich so lange nur mit den Wörtern in ihrem Kopf beschäftigen konnte, dass sie eine ganz eigene Art zu denken entwickelt hat, die sich einfach großartig liest: rührend, bewegend, unterhaltsam, poetisch.
Ich fand sehr originell, wie die Autorin hier frisch und unverbraucht das Thema Behinderung aufgreift. Es gibt ja Bücher, wo man den dumpfen Verdacht hat, dass ein tragisches Schicksal hemmungslos ausgeschlachtet wird, damit Leser das Buch aus einer Art sensationsgeilem Voyeurismus heraus lesen. Das ist hier definitiv nicht der Fall. Die Autorin geht das Thema respektvoll an - sie schreibt nicht über eine Behinderung, sie schreibt über einen Menschen, der behindert ist.
Ein Bestseller, der jeden einzelnen Leser verdient hat!