Der Berliner Stadtkern steht seit geraumer Zeit im Mittelpunkt der Diskussion um eine behutsame Reurbanisierung. Dass es sich hier um einen Ort mit mehr als achthundertjähriger Geschichte handelt, den Gründungsort Berlins, ist fast nicht mehr erkennbar. Kaum ein Berliner weiß heute noch beispielsweise, wo der Köllnische Fischmarkt, der Neue Markt oder der Jüdenhof liegen - Plätze, die bis zum letzten Krieg das Bild der Altstadt prägten. Auch das Moses-Mendelssohn-Haus, das Palais Schickler oder das Palais Derfflinger sind aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht. Der bei DOM publishers seit längerem vergriffene, nun im Lukas Verlag wieder aufgelegte Band stellt historische Luftbilder aktuellen Fotografien gegenüber. Bislang unveröffentlichte Aufnahmen erlauben einen überraschenden Blick auf den Stadtkern und dessen Geschichte. Zugleich offenbaren die Bildpaare das Potenzial für eine neue urbane Vielfalt im Zentrum Berlins.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Jörg Sundermeier findet Interesse an Benedikt Goebels und Lutz Mauersbergers Geschichte über die Mitte Berlins. "Mitte von Oben" beschreibe die nicht vorhandene Altstadt im Zentrum der Großstadt mit historischen und aktuellen Luftbildern und Karten, lässt uns der Rezensent wissen. Ihm gefällt, dass die Autoren dabei viele erhellende Erkenntnisse zutage fördern, darunter etwa über die bereits 1925 bestehende enge Bebauung der Friedrichswerderscher Kirche, heute von "hässlichen Neubauten" umstellt. Sundermeier findet es lobenswert, dass sich Goebel und Mauersberger intensiv mit ihrem Thema befassen, und versteht dank ihres Buches die Trauer über das seit über hundert Jahren nicht mehr vorhandene Baukonzept für Berlins Mitte. Ein "stadtarchäologischer Spaß ohnegleichen", schließt er zufrieden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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