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Diese reich bebilderte Geschichte der deutschen Kunst, von der hier der erste Band - das Mittelalter - vorgelegt wird, bietet eine zusammenhängende Darstellung und Deutung dieser vielgestaltigen Kunstlandschaft. Nach Phasen der Nationalisierung und politischen Instrumentalisierung, nach ihrer Bewertung durch Stilgeschichte und Ikonographie faßt sie die Kunst des Mittelalters als die eines Sprachraumes. Ihre unverwechselbaren Züge gewinnt die mittelalterliche Kunst dabei aus ihrer Distanz zur Antike und ihrer rastlosen Suche nach Aneignung dieser Tradition. Ihre Meisterwerke - von der späten…mehr

Produktbeschreibung
Diese reich bebilderte Geschichte der deutschen Kunst, von der hier der erste Band - das Mittelalter - vorgelegt wird, bietet eine zusammenhängende Darstellung und Deutung dieser vielgestaltigen Kunstlandschaft. Nach Phasen der Nationalisierung und politischen Instrumentalisierung, nach ihrer Bewertung durch Stilgeschichte und Ikonographie faßt sie die Kunst des Mittelalters als die eines Sprachraumes. Ihre unverwechselbaren Züge gewinnt die mittelalterliche Kunst dabei aus ihrer Distanz zur Antike und ihrer rastlosen Suche nach Aneignung dieser Tradition. Ihre Meisterwerke - von der späten Völkerwanderungszeit über die Dome und Klöster der mittelalterlichen Kaiserreiche bis zu den vielfältigen Kunstformen der aufblühenden Städte des 14. Jahrhunderts - gehören zu den schönsten Zeugnissen deutscher Kunst.
Autorenporträt
Heinrich Klotz (1935 - 1999), Professor für Kunstgeschichte in Marburg, Gründer des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt/Main, des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe sowie der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und bis 1999 deren Präsident, hat sich maßgeblich mit Fragen der Architekturgeschichte und der Kunst des 20. Jahrhunderts beschäftigt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.03.2001

Modern war es doch allemal
Pfade durch die Kunstgeschichte: Heinrich Klotz sammelt Neuzeit / Von Eduard Beaucamp

Beflügelt durch die Jahrtausendwende und das abgeschlossene "Jahrhundert der Moderne", hat sich in letzter Zeit das klassische Genre der Kunstgeschichte, die Epochendarstellung, wiederbelebt. Noch erstaunlicher ist die Rückkehr zu nationalen Bilanzen. Robert Suckale legte 1998 ein fast tollkühnes, weitgespanntes Resümee "Kunst aus Deutschland. Von Karl dem Großen bis zur Gegenwart" vor. Im gleichen Jahr eröffnete Heinrich Klotz ein dreibändiges Geschichtswerk mit der Darstellung des deutschen Mittelalters (600 bis 1400). Martin Warnke publizierte 1999 den zweiten Band "Spätmittelalter und frühe Neuzeit. 1400-1750". Klotz beschließt nun den Dreiakter mit "Neuzeit und Moderne. 1750-2000". Dieser Großessay in vielen Kapiteln wurde aus dem Nachlaß des Kunsthistorikers, der vor zwei Jahren gestorben ist, veröffentlicht. Klotz arbeitete daran bis in seine letzten Lebenswochen.

Wer hinter den nationalen Inventarisierungen neue Definitionsbedürfnisse, Selbstbestätigungversuche oder gar Ermächtigungsphantasien befürchtete, konnte sich schnell wieder beruhigen: Warnke versicherte dem Leser gleich zum Auftakt, er werde keinen Satz auf die Frage nach "deutschem Wesen" verschwenden. Die europäische Vernetzung der Moderne ist in der Tat nicht weniger dicht als im Mittelalter. Statt von "Sonderwegen" sollte man lieber von Nebenwegen, von Nischen und charaktervollen Eigenleistungen sprechen. Spezifisch deutsch sind am ehesten die Romantik, das Biedermeier, manche Legierungen des Realismus, dann die Kunst im Nationalsozialismus, für die es aber auch weltweite Parallelen gibt. Seit der Aufklärung sind die internationalen ästhetischen Bindungen und Sozialisationen der Künstler stärker. Selbst markante Deutsche wie Menzel, Feuerbach, Leibl, Marées oder Liebermann, später die "Brücke"-Expressionisten" und sogar Beckmann stehen, auch noch im Widerspruch, unter der Suggestion der großen Franzosen. Sogar die DDR-Künstler waren nicht so isoliert, wie es durch West-Klischees kolportiert wird, wenn man sie einmal von Avantgarde-Pflichten dispensiert, ausgreifendere Geschichtskonzepte und eurokommunistische Verwandtschaften ins Auge faßt.

Heinrich Klotz war der anregende Vordenker der "Postmoderne". In diesem Geist wählt er auch den großartigen Einstieg in seine Geschichte. Es war die Aufklärung, die den Künstlern zum ersten Mal die Freiheit der Wahl erschloß. Der aufkommende Stilpluralismus und Historismus war kein Krisenphänomen, kein Ausdruck von Ratlosigkeit, sondern bedeutete zuallererst den Verzicht auf normative Regeln und Verbindlichkeiten. Das verhinderte freilich nicht, daß sich der neue, weite Horizont im Lauf des neunzehnten Jahrhunderts wieder verengte und zu ideologischen Identifikationen und akademischen Erstarrungen führte.

Klotz' Buch liest sich sehr angenehm. Es kommt ohne schwerfällige Schulmeisterei und Begriffsapparate aus. Die Regie ist klug: Die riesige Geschichtsmasse ist aufgelöst in kleine Portionen und monographische Kapitel, die einzelnen Künstlern, Gattungen, Schulen, zivilisatorischen Prozessen oder auch ideengeschichtlichen Erörterungen gewidmet sind. Klotz hat dabei den Mut zu Verstärkungen und Auslassungen, auch zu eigenwilligen Interventionen. Er weiß die beiden Jahrhunderte durch Leitmotive und Spiegelungen zu verklammern.

Das zwanghafte Denken in Entwicklungen und Fortschritten ist heute überwunden. Wir wissen inzwischen, daß die Kunstgeschichte Höhepunkte hat, aber nicht evolutionären Zielen folgt. Sie zerfällt und erfüllt sich in Einzelereignissen. Raffael ist nicht die Vollendung Giottos, und Max Ernst nicht fortschrittlicher als C. D. Friedrich. Gerade im zwanzigsten Jahrhundert erfand und verkündete jede Generation ihre eigene Etappen-Moderne. Diese Gegebenheit rechtfertigt Klotz' facettenhafte Methode und sprunghafte Darstellung.

Die Stärke des Buchs liegt nicht in fundamentalen Analysen und neuen Erkenntnissen, vielmehr in solch neuer Geschichtsauffassung. Am Ende erweitert Klotz die Rolle des Historikers und spielt den Geschichtspromoter, den Antreiber einer postavantgardistischen Avantgarde. Voll Optimismus prophezeit er noch einmal den Anbruch einer "zweiten Moderne". Über die Numerierung kann man sich streiten. Schon um 1930, dann nach 1945, noch einmal nach 1960 wurden zweite und dritte Modernen ausgerufen. Hat die von Klotz fixierte letzte Metamorphose noch die Kraft zur Erneuerung? Behandelt dabei Klotz den Allerweltsbegriff einer wiederkehrenden und mutierenden "Abstraktion" nicht zu unhistorisch, zu monolithisch und formalistisch?

Klotz bedauert im Vorwort selbst die Konzentration seines Buchs auf die klassischen Kunstäußerungen, während Foto, Film, Design bei ihm zu kurz kämen. Um so origineller und oft glänzend sind die zahlreichen Architektur-Kapitel - vielfach die Epochengelenke in diesem Buch. Dabei verliert Klotz nie die urbanistischen, technischen und sozialen Veränderungen aus dem Auge.

Heinrich Klotz: "Geschichte der deutschen Kunst". Band 3: Neuzeit und Moderne. 1750-2000. C.H. Beck Verlag, München 2000. 486 S., 349 Farb- u. S/W-Abb., geb., 128,- DM.

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