Der Zisterzienser Guillaume de Deguileville hat mit seiner in den Jahren 1330/31 entstandenen Traumallegorie 'Le Pèlerinage de vie humaine', einer geistlichen 'Pilgerschaft des menschlichen Lebens', nicht nur eine ambitionierte Umschreibung des berühmten 'Rosenromans' vorgelegt, sondern - gut 25 Jahre später - mit seiner Überarbeitung dieses Textes, der sog. zweiten 'Pèlerinage'-Fassung, und zwei 'Pèlerinage'-Fortsetzungen zugleich eine ungewöhnliche Traditionskette vielfältigster Retextualisierungsprozesse initiiert: In Prosafassungen und Dramatisierungen, in Textkontamination und Agglutination und nicht zuletzt in zahlreichen Übersetzungen entsteht vom 15. bis ins 17. Jahrhundert in den westeuropäischen Literaturregionen ein reich ausdifferenziertes 'Pèlerinage'-Corpus, das die Mediävistik bislang noch kaum wahrgenommen hat. In seiner Kombination von Beiträgen der Romanistik, Germanistik, Niederlandistik, Anglistik und mittellateinischen Philologie erschliesst dieser Band untereiner komparatistischen Perspektive zentrale Bereiche dieses im westeuropäischen Spätmittelalter bis in die Frühe Neuzeit so erfolgreichen Textcorpus' geistlicher Traumliteratur.