Seit dem Millennium erleben wir mörderische islamistisch inspirierte Angriffe in New York, London, Madrid sowie jüngst auch in Paris und Kalifornien, ganz zu schweigen von Bagdad, Damaskus und Beirut. Ehedem noch unübliche Begriffe wie „Jihad“ und „Jihadisten“ sind im Westen Teil von jedermanns Wortschatz geworden; und auch von vielen Menschen in Afrika und Asien. Zudem strömen Millionen Flüchtlinge aus Mittelost nach Europa. Ein US-Präsidialkandidat wirbt gar, dass zeitweilig Muslime dort nicht mehr einreisen dürfen und Moscheen observiert werden sollten. Daher ist es dringlich, dass sich die Bürger in nichtmuslimischen Ländern über Beziehungen zwischen Islam und Islamismus informieren, und über die Unterschiede zwischen der Verbreitung des Islams während des Mittelalters und den Ambitionen von zeitgenössischen Islamisten. Gelehrte bestimmen religiöse Gewalt mit einem „pathologischen“ Dualismus als Quelle des religiösen Extremismus und einem sich selbstopfernden „altruistischen Bösen“. Sie entdeckten strukturelle und psychologische Relationen zwischen Nationalsozialismus (sowie politischen Religionen) und fanatischen Eiferern und Märtyrern des aktuellen Islamismus. Dies trifft auch auf Nationalisten um Kaiser Wilhelm II. zu, die dessen Wunsch nach einer Islamisten-Revolte beflügelten, und auf Nationalsozialisten, die mehr bei der Bildung des modernen Islamismus halfen. Als solide ausgebildeter Mittelosthistoriker, fließend in Regionalsprachen wie Arabisch und europäischen Sprachen, zeigt sich Wolfgang G. Schwanitz tief vertraut mit der Literatur zur Geschichte, mit vielen muslimischen Denkern sowie Europas Mittelostexperten. Auch verfügt dieser talentierte Autor über ein wahrhaft seltenes Wissen um weltweit verstreute Manuskripte und Archivalien. Seine Werke sind Lektüre für Staatsmänner und pflichtbewusste Bürger, darunter Muslime. Dies ist Band vier der Reihe “Amerika, Mittelost, Europa: Regionalhistorische Komparatistik Politik, Wirtschaft, Militär und Kultur“ und, nach dem „Mittelost Mosaik 2013“, auch das zweite Buch in der Reihe solcher Jahresrückblicke. All dies erlaubt es uns, drei entscheidende Jahre – 2013, 2014 und 2015 – Woche um Woche in Licht und Schatten zu studieren. Dies macht Reflektionen dieses befähigten und exzellent informierten Mittelosthistorikers rasch griffbereit und höchst lesenswert.