Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 1,56 €
  • Broschiertes Buch

Leas Teddy heißt Mittelpünktchen. Als er auf der Fahrt in die Sommerferien verloren geht, beginnt für ihn eine abenteuerliche Reise um die Welt. Glücklicherweise begegnet er immer jemandem, der sich seiner annimmt. Und so macht ihm das aufregende Leben richtig Spaß, bis er eines Tages nur noch einen Wunsch verspürt: Er möchte Lea unbedingt wiedersehen...

Produktbeschreibung
Leas Teddy heißt Mittelpünktchen. Als er auf der Fahrt in die Sommerferien verloren geht, beginnt für ihn eine abenteuerliche Reise um die Welt. Glücklicherweise begegnet er immer jemandem, der sich seiner annimmt. Und so macht ihm das aufregende Leben richtig Spaß, bis er eines Tages nur noch einen Wunsch verspürt: Er möchte Lea unbedingt wiedersehen...
Autorenporträt
Zoë Jenny, geboren 1974 in Basel, aufgewachsen dort sowie in Carona/Tessin) und Griechenland. Veröffentlichung mehrerer Romane, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Auszeichnung u. a. mit dem 3sat-Stipendium beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb und dem Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung und dem aspekte-Literaturpreis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.09.2001

Atemlose Weltreise
Auf Yetijagd: Zoë Jenny gönnt ihrem Teddy keine Verschnaufpause

Zu den besonderen Schwierigkeiten beim Schreiben von Kinderbüchern gehört es, daß der Autor meistens selbst kein Kind mehr ist. Er schreibt für ein Publikum mit anderen Erfahrungen und anderen Vorlieben. Der Respekt vor diesem Publikum verlangt es, sich darauf einzustellen, ohne sich anzubiedern. Wer für Kinder schreibt, tut dies als Spezialist; es gibt wenig Autoren, die sich auf beide Tonlagen verstehen. Zum Scheitern verurteilt ist jedenfalls der oft bekundete Versuch, diese Schwierigkeit zu umgehen, indem man für die Dauer des Schreibvorgangs das Kind, das man war, heraufbeschwört und für diese Chimäre aus gegenwärtigem Bewußtsein und erinnerter Kindheit erzählt.

Zoë Jennys erstes Kinderbuch erweckt nicht selten den Eindruck, daß es seine Entstehung vor allem dem Wunsch der Autorin verdankt, sich auch einmal in diesem Genre zu versuchen, nicht aber der Bereitschaft, sich auf eine kindliche Leserschaft einzustellen. Dabei finden sich in Jennys Geschichte von dem Teddy, der verlorengeht und eine Zufallsreise um die Welt unternimmt, einige geglückte Einfälle: So wird der Name des Teddys "Mittelpünktchen" davon hergeleitet, daß er "überall mit hin muß", und auch das Räsonieren eines amerikanischen Jungen über die Welt am anderen Ende der Erdkugel, mit der er per E-Mail kommuniziert, besitzt Charme. Insgesamt aber schwankt der knappe Text zwischen Alltagsbezogenheit und Abenteuer, zwischen detailgenauer Beobachtung und voraussetzungslosem Wunder, ohne daß es gelänge, eine überzeugende Verbindung der Ebenen herzustellen.

Denn Jenny erzählt atemlos, läßt ihren Teddy von Deutschland in die Türkei, nach New York und in den Himalaja reisen, ohne sich irgendwo länger aufzuhalten. Die einzelnen Stationen werden hastig heruntererzählt, was sich besonders im Istanbul-Abschnitt bemerkbar macht. Immer wieder werden Lehren nur angerissen. So sagt ein türkisches Mädchen die Zukunft aus einer Kristallkugel voraus, weigert sich aber, ins Detail zu gehen: "Man darf nicht zu viel wissen wollen."  Später nimmt der Yeti, den Mittelpünktchen aus dem Netz neugieriger Forscher befreit, das Thema auf und kommentiert seine Gefangenschaft weise mit den Worten: "Und das nur, weil die Menschen keine Geheimnisse ertragen." Wer fremde Länder kennenlernt, erfahren wir, wächst daran und wird so selbstbewußt, daß ihm seine alten Kleider nicht mehr passen, ja, daß er, wie Mittelpünktchen, schließlich sogar anderen zur Selbständigkeit verhelfen kann.

"Mittelpünktchens Reise um die Welt" wäre ein recht trostloses Buch, wären da nicht die Illustrationen von Bernd Pfarr. Sie leisten alles, was der Text nicht vermag, und verleihen dem Band eine Frische und Originalität, die ihm sonst fehlt. Pfarrs Bilder beweisen in ihren schimmernden Flächen und kantigen Gegenständen, den deutlich konturierten Gestalten und aufgelösten Hintergründen, der kontrastreichen Farbenwahl und dem Ausdruck der Figuren jene Bereitschaft zu einer eigenständigen Sprache, die man im Text so sehr vermißt. Allein das Bild des Teddys, der, begraben unter Comicheften, seine erstaunten Augen auf eine verwirrende Welt richtet, die so etwas zuläßt, ist die Zeit wert, die man sich mit dem Buch beschäftigt.

TILMAN SPRECKELSEN.

Zoë Jenny: "Mittelpünktchens Reise um die Welt". Mit Bildern von Bernd Pfarr. Hanser Verlag, München 2001. 55 S., geb., 25,- DM. Ab 6 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr