Der Mittelrhein: sagenumwoben, viel besungen, millionenfach fotografiert. Nichts kann die Faszination dieses atemberaubenden Flusstals zerstören. Jede Generation erlebt den Mittelrhein auf ihre ganz spezifische Art und Weise und macht diesen Fluss so zum zeitlosen Mythos.Der Maler Andreas Bruchhäuser ist diesem Mythos seit Jahrzehnten auf der Spur und hält die verschiedenen Stimmungen des Lichtes und der wechselnden Jahres- und Tageszeiten in seinen Kunstwerken fest. Ganz seiner Idee folgend: "Natur ist Poesie und nur der Poet kann sie erkennen", lässt er die Atmosphäre in seine Malerei einfließen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.05.2017Romantisches Gewerbegebiet
Dieses Buch, der Katalog einer Ausstellung zum Mittelrhein, feiert den Künstler Andreas Bruchhäuser - und feiert das Bild. Kaum eine Seite ohne ein Pastell-Tableau! Mehr als fünfundzwanzig Jahre lang hat Bruchhäuser von Koblenz aus den Fluss bereist, bevorzugt mit der Postkutsche, so könnte man aus dem Werk schließen. Doch der Eindruck täuscht: Was die Bilder an Rhein-Romantik überliefern, ist das Bild des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts. Und auf den zweiten Blick findet man die Brücke von Neuwied ebenso wie die Gewerbebebauung bei Andernach. Dennoch trifft der Vergleich mit William Turner zu, der den Fluss bisweilen in der nämlichen Stimmung, im selben Licht gemalt hat und mit dem ähnlichen Ergebnis. Die Rhein-Romantik hat sich abseits der Ortschaften nur gering verändert, sie nährt sich von Wolken und steigenden Nebeln, von Farben, Licht und Schatten, vor allem den Farben des Wassers. Dieselbe spröde Kreide bringt die Farbe trockenen Krautes wie fließenden Gewässers auf den Karton. Die wenigen Gedichte, die dem Genius Loci auf die Sprünge helfen sollen, sind unnötige Dreingaben. Es ist alles in den Bildern. Und man sieht den Mittelrhein auch in den Bildern, die kein Wasser zeigen. Die essayhaften Stücke erzählen einige wenige Geheimnisse der Objekte, Mäuseturm, Loreley, Marksburg, die aber in ihren bildhaften Darstellungen doch das Hauptmoment sind. Immer wieder taucht die Marksburg auf, nach Stellung wie Erhaltung herausgehoben aus der Romantik des Rheins. Sie ist auf manchen der Bilder Bruchhäusers fast versteckt, kaum wiederzufinden unter hellen Wolken. So aber hat er sie am Ort gesehen, als Wasserzeichen oder Signatur, und so sehen wir sie jetzt. Mit dem Rolandsbogen und dem Blick auf die sieben Berge endet die gemalte Fahrt und schließt mit der Silhouette in Gegenrichtung, zurück zum Mittelrhein.
mbe
"Mittelrhein. Malerische Reise vom Mäuseturm bis zum Rolandsbogen" von Andreas Bruchhäuser. Verlag Nünnerich-Asmus, Mainz 2017. 272 Seiten, 235 Abbildungen. Gebunden. 24,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dieses Buch, der Katalog einer Ausstellung zum Mittelrhein, feiert den Künstler Andreas Bruchhäuser - und feiert das Bild. Kaum eine Seite ohne ein Pastell-Tableau! Mehr als fünfundzwanzig Jahre lang hat Bruchhäuser von Koblenz aus den Fluss bereist, bevorzugt mit der Postkutsche, so könnte man aus dem Werk schließen. Doch der Eindruck täuscht: Was die Bilder an Rhein-Romantik überliefern, ist das Bild des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts. Und auf den zweiten Blick findet man die Brücke von Neuwied ebenso wie die Gewerbebebauung bei Andernach. Dennoch trifft der Vergleich mit William Turner zu, der den Fluss bisweilen in der nämlichen Stimmung, im selben Licht gemalt hat und mit dem ähnlichen Ergebnis. Die Rhein-Romantik hat sich abseits der Ortschaften nur gering verändert, sie nährt sich von Wolken und steigenden Nebeln, von Farben, Licht und Schatten, vor allem den Farben des Wassers. Dieselbe spröde Kreide bringt die Farbe trockenen Krautes wie fließenden Gewässers auf den Karton. Die wenigen Gedichte, die dem Genius Loci auf die Sprünge helfen sollen, sind unnötige Dreingaben. Es ist alles in den Bildern. Und man sieht den Mittelrhein auch in den Bildern, die kein Wasser zeigen. Die essayhaften Stücke erzählen einige wenige Geheimnisse der Objekte, Mäuseturm, Loreley, Marksburg, die aber in ihren bildhaften Darstellungen doch das Hauptmoment sind. Immer wieder taucht die Marksburg auf, nach Stellung wie Erhaltung herausgehoben aus der Romantik des Rheins. Sie ist auf manchen der Bilder Bruchhäusers fast versteckt, kaum wiederzufinden unter hellen Wolken. So aber hat er sie am Ort gesehen, als Wasserzeichen oder Signatur, und so sehen wir sie jetzt. Mit dem Rolandsbogen und dem Blick auf die sieben Berge endet die gemalte Fahrt und schließt mit der Silhouette in Gegenrichtung, zurück zum Mittelrhein.
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"Mittelrhein. Malerische Reise vom Mäuseturm bis zum Rolandsbogen" von Andreas Bruchhäuser. Verlag Nünnerich-Asmus, Mainz 2017. 272 Seiten, 235 Abbildungen. Gebunden. 24,90 Euro.
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