Dieser Band betrachtet die Verflechtung von Infrastruktur und Mobilitätstechnologien mit dem Alltag tibetischer Nomaden. Anhand von detailreichen ethnografischem Material beschreibt die Autorin, in welcher Weise Nomaden des tibetischen Hochlands mobile Technologien wie Motorräder, Autos und Mobiltelefone nutzen. Alltagspraktiken der Mobilkommunikation und der motorisierten Mobilität führen zu einer Translokalität, welche nomadische Akteure in Urbanisierungsprozesse Chinas implizieren, die seit der Jahrtausendwende auch Ost- und Nordosttibet verändern. Das Buch beleuchtet damit bislang kaum untersuchte Aspekte des Wandels in einer tibetischen Region und schlägt eine Brücke zu gesellschaftspolitischen Fragen der Urbanisierung und Technisierung der Gesellschaft. Eine fundierte Auseinandersetzung mit aktuellen theoretischen und methodischen Konzepten zu mobilen Technologien und Mobilität macht das Buch über die Asienwissenschaft hinaus auch für die vergleichenden Sozial- u. Kommunikationswissenschaften interessant.
"Die Studie von Lilian Iselin zeichnet sich thematisch und von der Herangehensweise als Pionierarbeit aus. Aufgrund der für empirische Feldforschung schwierigen politischen Rahmenbedingungen, die insbesondere in tibetischen Gebieten vielfältige Probleme aufwerfen, hatte die Autorin im Verlauf ihrer Forschung eine Anzahl schwieriger Entscheidungen zu treffen, die sich auf die Darstellung und Aufarbeitung ihres empirischen Materials auswirkten. Nach Auffassung des Rezensenten hat sie dabei eine glückliche Hand bewiesen und aus der Not eine Tugend gemacht. [...] Das vorliegende Buch schlagt eine Brücke von Identitätsfragen der pastoralen Bevölkerung zu den zunehmenden Problemen der Urbanisierung, die im 21. Jh. vor keiner ethnischen oder gesellschaftlichen Gruppe mehr haltmachen."
Andreas Gruschke in: Anthropos 113.2018, 314-316
Andreas Gruschke in: Anthropos 113.2018, 314-316